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Anschlag auf OB-Kandidatin Reker
Remzi Aru: „Mit ‚geistiger Verwirrung‘ alleine lässt sich das Attentat von Köln nicht erklären“

Der Anschlag auf OB-Kandidatin war gezielt, fand bewusst statt, war geplant und seine Folgen waren gewollt. Er wollte „den Messias retten“, was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen mag, aber eine entscheidende Parallele zu Breivik offenbart, der sich auch auf das Christentum berief – allerdings auf eines, das seinen Frieden mit Darwinismus, Rassenideologien und totalitärem Menschenhass gemacht hat, wie sie vor allem für das spätere 19. und das 20. Jahrhundert typisch waren.

(Foto: pixabay/cestlami)
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So was kommt von was: Terror wächst auch durch dessen Verniedlichung
Ein Kommentar von Remzi Aru
Auch wenn die üblichen Beschwichtiger wieder versuchen werden, aus dem Verbrechen einen Fall von „höherer Gewalt“ zu machen: Mit „geistiger Verwirrung“ alleine lässt sich – im Unterschied zu den Anschlägen vor 25 Jahren auf Oskar Lafontaine und Wolfgang Schäuble, als die Täter von „unterirdischen Tötungsfabriken“ oder „elektrolytischen Schmerzen“ schwadronierten – das Messerattentat von Köln kaum ausreichend erklären.
Der gezielte Mordanschlag auf die Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker ist, was er ist: Ein Akt des Rechtsterrorismus, und dieser entsteht nicht im luftleeren Raum. Der mutmaßliche Messerstecher Frank S. hat Frau Reker nicht in einem wahnhaften Schub angegriffen. Je mehr über ihn bekannt wird, umso weniger deutet darauf hin, dass die Tat unkontrolliert in einem durch den Täter nicht beherrschbaren Geisteszustand begangen wurde.
Der Anschlag auf OB-Kandidatin war gezielt, fand bewusst statt, war geplant und seine Folgen waren gewollt. Er wollte „den Messias retten“, was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen mag, aber eine entscheidende Parallele zu Breivik offenbart, der sich auch auf das Christentum berief – allerdings auf eines, das seinen Frieden mit Darwinismus, Rassenideologien und totalitärem Menschenhass gemacht hat, wie sie vor allem für das spätere 19. und das 20. Jahrhundert typisch waren.
Im Unterschied zu jenen Fällen, da Attentäter aus einem muslimischen Milieu kommen, ist man jedoch in Fällen wie diesem grundsätzlich nicht bereit, eine gesamte Religion oder eine gesamte Kultur für Taten dieser Art verantwortlich zu machen. Dabei kommt so was von was. Dem „Spiegel“ ist zu entnehmen, dass Frank S. erklärt haben soll: „Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“ und dass „bald die Scharia in Deutschland gelten“ werde.
Ein früheres Engagement in der stark vom Verfassungsschutz unterwanderten, neonazistischen FAP liegt mittlerweile mehr als 20 Jahre zurück. Dieses kann man wohl auch tatsächlich als verjährt betrachten. Frank S. scheint zum Normalbürger geworden zu sein. Frischer als sein früheres braunes Engagement sind seine rassistischen Kommentare, die er im Internet abgegeben hat. Und wenn man all dies zusammenzählt: Fremdenhass, Paranoia gegenüber dem Islam und einen Radikalisierungsprozess mit Hasskommentaren im Internet, dann lässt sich in etwa erahnen, wie viele tickende Zeitbomben irgendwo da draußen noch herumlaufen dürften.
Es wäre ja auch nicht so, dass Politik und Medien nicht ihren Teil dazu beitragen würden, den Hass und die Gewaltbereitschaft dieser Leute zu nähren. Je mehr Hetze gegen Einwanderer, Flüchtlinge oder Muslime durch ihre öffentliche Präsenz zur Normalität wird, umso mehr werden sich die Breiviks und Frank S. von morgen in ihrer Auffassung bestätigt fühlen, fertigzudenken und in die Tat umsetzen zu müssen, was Sarrazin, Pegida oder auch Politiker der Volksparteien tagtäglich andeuten. Konsequenzen dürfte es indessen wieder einmal nicht geben.
Heute und morgen werden noch ein paar Betroffenheitsbekundungen deponiert, ehe es in einem Respektabstand von schätzungsweise einer bis zwei Wochen wieder die gewohnten Talkshows geben wird, in denen Hamed Abdel-Samad, Jens Spahn oder Julia Klöckner wieder vor „Parallelgesellschaften“ warnen können und davor, dass die Flüchtlinge „unsere Werte“ gefährden. Stattdessen wird man weiter mit Blick auf die Türkei die Terroristen entlasten, jene des IS oder jene mit nationalistischem Hintergrund, indem man die Schuld für alles, was an Unglücken, Anschlägen oder Katastrophen geschieht, auf Präsident Erdoğan schiebt, jene der PKK, indem man sie zu „Terroristen light“ oder gar „Freiheitskämpfern“ erklärt und die HDP, die sich als ihr politischer Sachwalter präsentiert, hoffähig macht.
Dabei ist das, was heute in Köln passiert ist, für Bewohner, Beamte und Politiker in den Gebieten, in denen die PKK ihr Unwesen treibt, vertrauter Alltag.