Im Sommer 2017 hat die deutsche Regierung ein Gesetz zum Schutz der Rechte und der Gesundheit von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern verabschiedet. Das als Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) bekannte Gesetz wurde als wichtiger Schritt zur Regulierung der Sexarbeit und zum Schutz derjenigen, die in diesem Bereich tätig sind, angekündigt. Sechs Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes wird jedoch zunehmend über die tatsächlichen Auswirkungen und die Wirksamkeit des Gesetzes diskutiert.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verfügten Ende 2021 rund 23.700 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter über eine gültige Anmeldung nach dem ProstSchG, daneben hatten rund 2.290 Prostitutionsbetriebe eine Erlaubnis oder eine vorläufige Erlaubnis nach dem Gesetz erhalten. Doch so beeindruckend diese Zahlen auf dem Papier auch erscheinen mögen, sie deuten auch auf einen Rückgang der Anmeldungen hin, der im Vergleich zum Vorjahr um 5 % gesunken ist.
Was steckt also hinter diesem Rückgang? Es ist wichtig zu wissen, dass diese Statistiken nur registrierte SexarbeiterInnen und Unternehmen erfassen. Das bedeutet, dass das Gesetz möglicherweise nicht die gesamte Sexarbeiterschaft erreicht, so dass eine beträchtliche Anzahl von Arbeitern und Unternehmen nicht registriert und somit ungeschützt ist.
Darüber hinaus stößt das Prostituiertenschutzgesetz seit seinem Inkrafttreten auf erhebliche Unstimmigkeiten und Kritik seitens verschiedener Institutionen und Gruppen. Diese Kritiker argumentieren, dass dem Gesetz ein einseitiges Verständnis von Prostitution zugrunde liegt, das zu einer Aushöhlung der Schutzräume für Sexarbeiterinnen führt. Diese Meinungsverschiedenheit beruht auf der Befürchtung, dass die Umsetzung des Gesetzes zu einer verstärkten Kontrolle durch die Behörden geführt hat, anstatt die versprochene Unterstützung und den Schutz zu bieten.
Diese Kritik wird von mehreren deutschen Expertenorganisationen geteilt, die die möglichen Folgen des Gesetzes analysiert haben. Ihrer Ansicht nach hat sich das Prostituiertenschutzgesetz in die entgegengesetzte Richtung zum Schutz von Menschen, die der Prostitution nachgehen, entwickelt. Die im Gesetz festgelegten Verpflichtungen und Einschränkungen seien zu einer Form der Kontrolle geworden, die zu einer Stigmatisierung und Diskriminierung von Sexarbeitern führe. Anstatt den Sexarbeitern zu helfen, könnte das Gesetz unbeabsichtigt zu ihren Problemen beigetragen haben.
Weitere Komplikationen traten bei der Umsetzung des Gesetzes auf, insbesondere auf kommunaler Ebene. Im Bundesland Sachsen beispielsweise verzögerte sich die Umsetzung aufgrund von Unklarheiten über das zuständige Ressort und die Belastung der Kommunen mit zusätzlichen Finanzmitteln erheblich. Dieses bürokratische Wirrwarr untergrub die Wirksamkeit des Gesetzes und bremste den Schutz, den es eigentlich bieten sollte.
Trotz dieser Herausforderungen haben einige Regionen Versuche unternommen, die negativen Folgen des Gesetzes abzumildern. In Dresden zum Beispiel haben die lokalen Behörden versucht, den wahrgenommenen negativen Auswirkungen des Gesetzes durch die Einführung klarer Strukturen und interner Standards entgegenzuwirken. Sie haben sich bemüht, eine klare Trennung zwischen den Prozessen der Gesundheitsberatung durch das Gesundheitsamt und der Registrierung von Sexarbeitern durch das Ordnungsamt zu schaffen.
Diese Bemühungen sind zwar lobenswert, werfen aber auch die Frage auf, ob sie ausreichen, um die empfundenen Einschränkungen des Gesetzes auszugleichen. Wenn einige Regionen zusätzliche Anstrengungen unternehmen müssen, um die negativen Auswirkungen des Gesetzes abzumildern, deutet dies darauf hin, dass das Gesetz in seiner jetzigen Form möglicherweise nicht zweckmäßig ist.
Laut der Sexarbeiter-Plattform Erobella „wurde das deutsche Prostituiertenschutzgesetz zwar mit den besten Absichten erlassen – zum Schutz und zur Unterstützung von Sexarbeitern -, aber die Realität seiner Umsetzung und seiner Auswirkungen scheint zu kurz zu kommen. Das Gesetz scheint nicht den versprochenen Schutz zu bieten und trägt möglicherweise sogar zur Stigmatisierung und Kontrolle von Sexarbeiterinnen bei. „