Düsseldorf (ots) – Global Retail Development Index[TM] sieht globale Expansion durch Krisen und begrenzten Internetzugang in Gefahr
„Indien ist derzeit weltweit der wichtigste Wachstumsmotor. Urbanisierung, eine wachsende Mittelschicht und steigende Beschäftigungszahlen bei den Frauen werden die Nachfrage weiter rasant steigern“, so Dr. Mirko Warschun, Leiter des Beratungsbereichs Konsumgüterindustrie und Handel in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika bei A.T. Kearney.
Das ist eines der Ergebnisse des Global Retail Development Index[TM](GRDI), den A.T. Kearney inzwischen zum 15-ten Mal vorlegt. Der Index bewertet die 30 weltweit attraktivsten Märkte für Handelsunternehmen in Schwellenländern. Ausschlaggebend für eine gute Platzierung sind Faktoren wie wachsender Wohlstand, sozialer Frieden, wirtschaftliche Stabilität und Marktgröße.
Asien ist der klare Gewinner des diesjährigen Rankings mit China (Platz 1), Indien (Platz 2), Malaysia (Platz 3) und Indonesien (Platz 5). Ausschlaggebend für die gute Platzierung sind vor allem hohe Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstumszahlen. Auch deutsche Handelsunternehmen investieren kräftig in Asien: So hat Branchen-Primus Metro bereits im vergangenen Jahr eine strategische Kooperation mit der Handelsplattform des chinesischen Online-Dienstes Alibaba abgeschlossen, um am wachsenden elektronischen Handel im Reich der Mitte zu partizipieren. Dieser lag Analysten zufolge schon im Jahr 2014 bei 2,8 Billionen Dollar – Tendenz stark steigend. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Handelskonzern die Classic Fine Foods Group (CFF) mit Hauptsitz in Singapur übernommen. Der Zukauf stärkt die Großhandelssparte der Metro Group mit speziellen Kompetenzen in der direkten Belieferung von Hotels, Restaurants und Caterern. Sporthersteller Adidas will die Zahl seiner Geschäfte in Indien bis zum Jahr 2020 auf 750 steigern. In China hat sich das Unternehmen inzwischen einen festen Platz als führende Sportmarke erkämpft und die selbst gesteckten Ziele nach eigenen Angaben bereits erreicht.
Auf den Plätzen 4 und 6 bis 10 des aktuellen GRDI folgen Kasachstan, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudia-Arabien, Peru und Aserbaidschan. Lateinamerikanische Länder wie Uruguay und Chile, 2015 noch auf den Rängen 2 und 3, sind diesmal gar nicht unter den Top 30 vertreten. Das Abschneiden von Russland (Platz 22) und Staaten des Mittleren Ostens ist von wirtschaftlichen Problemen und geopolitischer Instabilität belastet. Neu im Index ist Rumänien mit einer Platzierung als Nummer 24. Dabei profitiert das Land von einem stabilen Wirtschaftswachstum und Erfolgen in der Korruptionsbekämpfung. Die deutsche Discounterkette Lidl will ihr rumänisches Filialnetz in diesem Jahr ebenfalls weiter ausbauen und plant die Eröffnung von mindestens zehn zusätzlichen Standorten. Seit dem vergangenen Dezember ist Lidl rund 190 Geschäften in dem Land vertreten.
Verstärkt in den Fokus internationaler Retail-Konzerne gerückt sind dem aktuellen Ranking zufolge auch drei nordafrikanische Staaten, die ebenfalls unter den Top 30 gelistet sind, darunter Marokko (Platz 14), Algerien (Platz 18) und Ägypten (Platz 30). Insgesamt verzeichnen die Schwellenländer in den vergangenen 15 Jahren eine rasante Entwicklung: wuchs die Bevölkerung in den betrachteten Ländern um 21 Prozent (auf 6,2 Milliarden Menschen), stiegen die Handelsumsätze im gleichen Zeitraum um sagenhafte 350 Prozent. Damit geht mittlerweile mehr als die Hälfte der weltweiten Handelsumsätze auf das Konto dieser Märkte.
Vor dem Hintergrund zunehmender wirtschaftlicher und politischer Instabilität in vielen Regionen der Welt wird E-Commerce zu einer zentralen strategischen Expansionsoption. So übersteigt das Umsatzvolumen im Online-Handel nicht nur längst den des stationären Handels in fast allen Märkten, sondern bietet darüber hinaus auch bei vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz und überschaubarem Risiko gute Möglichkeiten, in ländliche Regionen vorzudringen oder neue Märkte zu testen.
„Die globale Expansion des Handels steht vor einer Zeitenwende“, resümiert Branchen-Experte Warschun. „Dabei spielt – einmal mehr – das Internet die Hauptrolle. Wenn der allgemeine Wohlstand weiter zunimmt und weltweit immer mehr Menschen auch mobil Online-Zugang haben, kann der Handelsumsatz in Schwellenländern bis im Jahr 2030 auf 22,1 Billionen Dollar steigen. Verlangsamt sich dagegen das Wachstum in China und Indien und gewinnen Nationalismus, Zensur und staatliche Regulierung die Oberhand, liegen unsere Prognosen um gut 8 Milliarden Dollar niedriger.