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Islamfeindlichkeit: Französische Muslime wandern in die Türkei aus

Um der „Islamophobie“, die der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Frankreich vorwirft, zu entkommen, entscheiden sich immer mehr französische Muslime dafür, in die Türkei auszuwandern.

Ortaköy Moschee, Istanbul (Symbolfoto: pixa)
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Istanbul – Um der „Islamophobie“, die der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Frankreich vorwirft, zu entkommen, entscheiden sich immer mehr französische Muslime dafür, in die Türkei auszuwandern.

Laut einem Artikel des französischen Nachrichtenmagazins Le Journal du Dimanche haben sich Angesichts einer zunehmenden Islamfeindlichkeit in Frankreich, insbesondere in den letzten fünf Jahren immer mehr Franzosen in der Türkei niedergelassen.

„Wir wollten eine Assimilation vermeiden, unseren Kindern eine islamische Erziehung geben, um sicherzustellen, dass sie ihr ganzes Leben lang Muslime bleiben“, so etwa der 31-jährige ehemalige Bäcker „Thibault“ aus Isère, der vor mehr als sieben Jahren zum Islam konvertiert sei. Seine Frau und er hätten zuerst an eine Auswanderung nach Ägypten oder Marokko gedacht, sich aber dann doch für die Türkei entschieden, da sie „mental näher an Frankreich“ liege.

Heute hat das Paar sein Leben an den Ufern des Bosporus neu aufgebaut. Trotz einiger administrativer Rückschläge im Zusammenhang mit Aufenthaltsgenehmigungen bereut der Franzose seinen Umzug nicht. Zumal er vor einem halben Jahr auf eine Goldgrube gestoßen ist: den Export von Waren an eine überwiegend französische und muslimische Klientel. Korane, Gebetsteppiche, Abayas, islamische Rosenkränze oder Siwak-Zahnpaste. „Ich bin so überwältigt von der Nachfrage, dass ich nicht mehr alle Bestellungen ausführen kann, besonders wenn der Ramadan näher rückt.“, sagt er voller Freude.

Viele Influencer unter Auswanderern

Unter den Auswanderern gibt es auch zahlreiche Influencer, meist maghrebinischer Herkunft, die ihre Auswanderung in die Türkei inszenieren.

„Es gibt hier eine Art Doppelkultur, sehr europäisch und gleichzeitig nahöstlich, die mich anspricht“, sagt in einem seiner Videos Fodil Mahani, ein Influencer, der 2019 Dubai gegen Antalya eingetauscht hat und auf seinem YouTube-Kanal über 70.000 Abonnenten verzeichnet.

Oder Zia, eine 25-jährige Franco-Tunesierin aus Lyon, deren YouTube-Kanal von über 40.000 Abonnenten verfolgt wird und die vor fast zwei Jahren mit ihrem französisch-algerischen Ehemann nach Istanbul gezogen ist. In einem Video erklärt sie, wie man „persönliche Entwicklung“ praktiziert und dabei vermeidet, in die Vergötterung von New-Age-Spiritualitäten zu verfallen.

David Bizet, der sich nun „Davut Paşa“ nennt, ist ein zum Islam konvertierter Mann aus Dijon und lebt seit 2019 in der Türkei. Er gründete im Oktober 2020 eine Facebook-Gruppe mit dem Titel Auswandern in die Türkei.

„Diese Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, französischsprachige Muslime, die derzeit oder zukünftig, so Allah will, in der Türkei leben, zu verbinden“, heißt es in der Beschreibung der Gruppe. Sie richtet sich also an Französischsprachige, die danach streben, dorthin auszuwandern, oder die bereits in der Türkei leben, „um den Islam in Frieden zu praktizieren“, so die Gruppe weiter. „Keine Woche vergeht, ohne dass ich eine Nachricht von Franzosen erhalte, die sich in der Türkei niedergelassen haben oder sich dort niederlassen möchten“

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