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„Die Verfolgung der Uiguren durch die chinesische Regierung ist unvorstellbar“

Ein 20-minütiges Video eines jungen Chinesen, der sich selbst Guanguan nennt, scheint Berichte über Chinas riesiges Netz von Konzentrationslagern zur Verfolgung von Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten in Xinjiang zu bestätigen.

(Archivfoto: UHRP)
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Ein 20-minütiges Video eines jungen Chinesen, der sich selbst Guanguan nennt, scheint Berichte über Chinas riesiges Netz von Konzentrationslagern zur Verfolgung von Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten in Xinjiang zu bestätigen.

Guanguan sagt in dem Video, dass er 2019 schon einmal in die westlichste Region Chinas gereist sei, aber 2020 zurückkehrte, nachdem er einen Artikel des US-Nachrichtenmagazins BuzzFeed gelesen hatte, in dem die Standorte einiger der dortigen Lager genannt wurden.

„Aber aufgrund der Restriktionen der chinesischen Regierung können ausländische Journalisten kaum Zugang zu Xinjiang erhalten, um Interviews zu führen“, zitiert Radio Free Asia (RFA) Guanguan. Das Englisch untertitelte Video wurde Anfang Oktober auf YouTube veröffentlicht. „Ich dachte mir, ausländische Journalisten können nicht dorthin gehen, aber gut für mich, ich kann es“, so Guanguan.

In der Einleitung des Dokumentarfilms erklärt der Dokumentarfilmer, dass die chinesische Regierung in Xinjiang zahlreiche Konzentrationslager eingerichtet habe, in denen lokale ethnische Minderheiten und Dissidenten ohne Gerichtsverfahren inhaftiert seien.

China behauptet, dass es sich bei den Lagern um Umerziehungs- und Berufsausbildungsschulen handelt. Man geht davon aus, dass seit 2017 etwa 1,8 Millionen meist muslimische Uiguren und andere turksprachige Minderheiten in den Lagern festgehalten wurden.

Guanguan habe sich auf Mapbox-Satellitenkarten aus dem Jahr 2017 und die chinesische Suchmaschine Baidu für Satellitenbilder mit mittlerer Auflösung verlassen. In Urumqi fährt er eine Straße entlang, an der mehrere Gebäude mit Wachtürmen und hohen Zäunen mit Stacheldraht zu sehen sind. Auf einem der Gebäude steht der Slogan „Reform durch Arbeit, kulturelle Reform“.

„Dies muss die größte Ansammlung von Konzentrationslagern in der Region Urumqi sein“, so Guanguan.

„Jenseits der Vorstellungskraft“

In Korla findet Guanguan einen Militärkomplex mit umliegenden Gebäuden, von denen er annimmt, dass es sich um Kasernen handelt, und mit im Hof geparkten Militärfahrzeugen. Hinter dem Komplex entdeckt er weitere Gebäude mit Wachtürmen und Drahtzäunen. „Dort befinden sich die Konzentrationslager“, sagt er.

„Die Verfolgung von Uiguren durch die chinesische Regierung ist unvorstellbar“, sagt Guanguan am Ende des Videos. „Jemand, der nicht versklavt werden will, kann den Anblick der Versklavung anderer nicht ertragen. Nieder mit der KPCh [Kommunistische Partei Chinas], möge sie eher früher als später aufgelöst werden, um ihren menschenfeindlichen Missetaten ein Ende zu setzen.“

Sowohl BuzzFeed als auch das Australian Strategic Policy Institute (ASPI) haben Berichte über die Lager auf der Grundlage von Satellitenbildern veröffentlicht, berichtet RFA weiter.

„Ich war wirklich erstaunt, als ich das Video sah“, sagte Alison Killing, eine Architektin und Geodatenanalystin, die BuzzFeed bei der Erstellung einer Satellitenbildkarte für die Berichte über die Lager in Xinjiang half und eine riesige neue Infrastruktur identifizierte, die von der chinesischen Regierung für die Masseninhaftierung von Muslimen errichtet wurde.

„Das erste, was gesagt werden sollte, ist, wie mutig dieser Mann war, nach Xinjiang zu gehen und nach diesen Lagern zu suchen“, sagte sie am Mittwoch gegenüber RFA.

„Es ist wirklich nützlich, Bilder vom Boden zu haben, die uns helfen, das zu bestätigen, was wir auf den Satellitenbildern sehen, und uns helfen, zu bestätigen, dass das, was wir von oben zu sehen glaubten, wirklich riesig ist“, sagte Killing.

Chinas Verfolgung der uigurischen Minderheit in Xinjiang ist in den letzten Jahren eskaliert und kommt nach Ansicht von Experten einem Völkermord gleich. Man geht davon aus, dass mehr als eine Million Menschen in Internierungslagern festgehalten werden, und es gibt immer mehr Beweise für Umerziehungsprogramme, Einschränkungen religiöser und kultureller Überzeugungen, Zwangsarbeitsprogramme, Massenüberwachung und Zwangssterilisation von Frauen. Auch Zwangsarbeit gehört zu den Vorwürfen. Trotzdem lassen Konzerne dort produzieren.

China streitet die Vorwürfe vehement ab

China streitet die Vorwürfe vehement ab und sagt, die Politik diene dazu, den Terrorismus zu bekämpfen und die Armut zu lindern. Offizielle Stellen weisen regelmäßig alle Berichte über Missstände als Erfindungen zurück.

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