Start Politik Ausland Rechtsextremismus „White Power“: Rechtsextreme in ganz Osteuropa bejubeln Kapitol-Stürmung

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„White Power“: Rechtsextreme in ganz Osteuropa bejubeln Kapitol-Stürmung

Beobachter auf der ganzen Welt waren fassungslos, als sie sahen, wie ein gewalttätiger Mob das US-Kapitolgebäude in einem verzweifelten, gewaltsamen Versuch stürmte, um die Präsidentschaftswahl zu kippen und eine zweite Amtszeit für den scheidenden US-Präsidenten Donald Trump zu sichern.

Kämpfer des Regiment Asow 2014 (Archivfoto: Twitter/Screenshot)
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Kiew – Beobachter auf der ganzen Welt waren fassungslos, als sie sahen, wie ein gewalttätiger Mob das US-Kapitolgebäude in einem verzweifelten, gewaltsamen Versuch stürmte, um die Präsidentschaftswahl zu kippen und eine zweite Amtszeit für den scheidenden US-Präsidenten Donald Trump zu sichern.

Aber Kommentatoren von der extremen Rechten des politischen Spektrums in Osteuropa und auf dem Balkan, feierten die Stürmung. Um ihre Solidarität mit den US-Randalierern zu bekunden, schwenkten viele während des orthodoxen Weihnachtsfestes am 7. Januar die Flaggen der rassistischen Konföderierten Staaten von Amerika.

Serhiy Korotkikh, ein Führer der ukrainischen Asow-Bewegung, begrüßte die US-Unruhen offen rassistisch, berichtet Radio Free Europe (RFE) weiter.

„Die Weißen haben endlich beschlossen zu handeln und übernehmen das Kapitolgebäude“, schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst Telegram.

(Screenshot/Twitter)

„Das ist gut, auch wenn es dieses Mal vielleicht zu nichts führt. Aber ich denke, dass dies uns eine Chance gibt. Die Weißen sind immer noch hier, und wir wissen, was zu tun ist“, so Korotkikh.

Das Regiment Asow (ukrainisch Полк Азов) ist eines von etwa 80 paramilitärischen Freiwilligenbataillonen, die im Ukraine-Konflikt gegen prorussische Separatisten im Osten des Landes kämpfen. Asows neonazistischen Verbindungen sind unumstritten. Ihr offizielles Symbol ist die Wolfsangel—ein häufig verwendetes Nazi-Symbol. Im Jahr 2010 sagte der Gründer des Bataillons, Andriy Biletsky, dass die Ukraine „die weißen Rassen der Welt in einem letzten Kreuzzug … gegen die von den Semiten geführten Untermenschen anführen“ solle, berichtet Buzzfeednews.

Die Anziehungskraft für Neonazis reicht weit über die ukrainischen Grenzen hinaus. Europaweit rekrutiere Asow Neonazis für den Kampf an der Front – insbesondere aus der National Socialist Black Metal-Szene, einer musikalischen Subkultur, deren personelle Verstrickungen mit dem internationalen Neonazitum nur wenig bekannt sind. Wie Belltower weiter berichtet, bietet Asow dem europäischen Rechtsextremismus eine attraktive Kombination aus weltanschaulicher Lehrschule und paramilitärischer Übungs- als auch Kampferfahrungen. Immer mehr Söldner schließen sich an, um „Europa vor dem Aussterben“ zu bewahren.

Belltower:

„Reconquista Ukraina“ organisiert regelmäßig die „Pact of Steel“-Konferenzen, benannt nach dem Freundschaftspakt zwischen dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland. Als Redner traten bislang eine Reihe prominenter Neonazis aus ganz Europa auf. Dazu gehörten beispielsweise der verurteilte Mörder und Gründer der bereits auf dem „Åsgårdsrei“ aufgetretenen deutschen NSBM-Band „Absurd“ Hendrik Möbus sowie Fróði Midjord, ein Aktivist der „Identitären Bewegung“ aus Dänemark und Gründer des „Scandza Forums“, einer vorrangig im skandinavischen Raum agierenden Organisation zur Vernetzung der extremen Rechten.

Dank der sozialen Medien hat Asow auch Kontakte zu weißen nationalistischen Gruppen, darunter die in Kalifornien ansässige Rise Above Movement (RAM) in den USA. Im April 2018 besuchte RAM-Gründer Robert Rundo Kiew und nahm an einem von Azow organisierten Kampfclub teil. In diesem Oktober schrieb das FBI, dass es glaubte, dass Azow an der „Ausbildung und Radikalisierung von in den Vereinigten Staaten ansässigen Organisationen der weißen Vorherrschaft beteiligt war.“

Im Oktober vergangenen Jahres, schoben ukrainische Behörden zwei amerikanische Neonazis ab. Diesen wurde eine Verbindung mit dem US-basierten „Atomwaffen Division“ vorgeworfen. Die US-Neonazis hätten versucht in der Ukraine einen lokalen Zweig der Gruppe mit Azow-Kämpfern zu etablieren, um „Kampferfahrung“ zu gewinnen. Als „Atomwaffen Division“ (AWD) bezeichnet sich eine rechtsterroristische Gruppe, die erstmals im Oktober 2015 in Florida öffentlich hervortrat und sich seitdem in den USA und anderen Staaten verbreitet. Sie gilt als eine der gefährlichsten Neonazi-Gruppen der Gegenwart

„Globale Satanisten“

Der pro-serbische und pro-russische Leiter der montenegrinischen Bewegung für Veränderungen, Parlamentsabgeordneter Nebojsa Medojevic – ein Trump-Enthusiast und flamboyanter Verfechter verschiedener tiefstaatlicher globaler Verschwörungstheorien, der COVID-19 als ein Komplott von „globalen Satanisten“ beschrieben hat – bezeichnete Trump auf Twitter als „den ersten US-Präsidenten seit Kennedy, der sich dem tiefen Staat und den Herrschern der Dunkelheit entgegenstellte“.

Medojevic bezeichnete die US-Wahlen als Betrug um „die Demokratie zu zerstören“.

Laut RFE fanden die Ereignisse in Washington auch bei rechtsgerichteten und nationalistischen Figuren in Serbien Widerhall. Nikola Sandulovic, der Chef der kleinen nationalistischen Republikanischen Partei, postete auf Twitter ein Foto eines Trump-Anhängers, der eine Statue des ehemaligen US-Präsidenten Gerald Ford in der Rotunde des Kapitols mit den Worten : „DER GERUCH VON FREIHEIT, GERECHTIGKEIT UND WAHRHEIT“.

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