Hamburg (nex) – Nachdem am 25. Februar 2016 das türkische Verfassungsgericht die Verhängung der Untersuchungshaft gegen Can Dündar für nicht rechtens erklärte, setzte sich der ehemalige Chefredakteur der Tageszeitung Cumhuriyet im Juli 2016 nach Deutschland ab.
Seit Anfang 2017 arbeitet Dündar hier nun wieder als Chefredakteur in dem zum Recherchenetzwerk Correktiv gehörenden Onlinemedium Özgürüz.
Doch auch in Deutschland scheint es keine absolute Sicherheit für Journalisten zu geben. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt nun „wegen des Verdachts der Anstiftung zum Verrat von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen“ gegen Correctiv-Chefredakteur Oliver Schröm.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg habe gegenüber dem Nachrichtenmagazin SPIEGEL ONLINE ein laufendes Ermittlungsverfahren bestätigt.
Schröm soll den Mitarbeiter einer Schweizer Bank dazu angestiftet haben, Details zu den Cum-Ex-Geschäften seines Instituts öffentlich zu machen.
Laut SPIEGEL ONLINE seien allein deutschen Finanzämtern nach Berechnungen des Steuerexperten Christoph Spengel von der Universität Mannheim, zwischen 2001 und 2016 mindestens 31,8 Milliarden Euro entgangen.„Diese Ermittlung gegen unseren Chefredakteur stellt einen Angriff auf die Pressefreiheit dar”, sagt David Schraven, Publisher von Correctiv „Wir haben mit unseren Recherchen den Steuerzahlern gezeigt, dass sie bestohlen wurden und werden dafür nun vom Staat verfolgt. Das ist absurd.” Schröm persönlich drohten im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine empfindliche Geldstrafe. Es würden nun „diejenigen verfolgt, die den Skandal aufgedeckt haben“.Schon vor Monaten sei ein Ermittlungsverfahren gegen Schröm eingeleitet worden, ein mutmaßlicher Informant soll bereits vernommen worden sein
Wie Tagesschau berichtet, beziehen sich die Ermittlungen auf frühere Recherchen Schröms. Er gehörte 2014 zu den ersten Journalisten, die auf Basis interner Unterlagen über die Cum-Ex-Geschäfte unter anderem der Bank Sarasin berichteten, so die Tagesschau. Die Staatsanwaltschaft Hamburg habe das Verfahren von der Schweizer Justiz übernommen.