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Menschenrechtsverletzungen in China
Repressalien gegen Muslime in China: Demos in Indien und Bangladesch

Während den Palästinensern bei ihren Freiheitsbestrebungen die Unterstützung und der Zuspruch der islamischen Welt sicher sind, stößt das Leid der Muslime in China weitgehend auf taube Ohren.  

(Foto: Aydin Anwar)
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Mumbai (nex) – Während den Palästinensern bei ihren Freiheitsbestrebungen die Unterstützung und der Zuspruch der islamischen Welt sicher sind, stößt das Leid der Muslime in China weitgehend auf taube Ohren.  

Dies scheint sich zumindest in den islamischen Ländern des fernen Ostens nun zu ändern:

Tausende Muslime demonstrierten in den vergangenen Tagen in Indien und Bangladesh gegen sogenannte Umerziehungslager für Muslime in China. 

Die Demonstranten riefen „Nieder mit China“, als sie nach dem Freitagsgebet vor einer Moschee in Mumbai, der indischen Finanzmetropole,  zusammenkamen. Ein Organisator, Mohammed Saeed Nori, beschuldigte China, viele Muslime in Lagern festgehalten zu haben und sie „ihrer Religionsfreiheit zu berauben“.

Die Vereinten Nationen und Menschenrechtler werfen Peking vor, seit Jahren ein wachsendes Netzwerk von Internierungslagern errichtet zu haben. 

China habe zudem die Beschränkungen für den islamischen Religionsunterricht und der uigurischen Sprache verschärft, um die Minderheit in die chinesische Mehrheitsgesellschaft zu assimilieren, der von der ethnischen Gruppe der Han dominiert wird.

Wie WSJ berichtet, habe China sein Internierungsprogramm, das ursprünglich auf ethnische uigurische Extremisten zielte, scharf erweitert.

Inzwischen halte China eine unglaublich große Zahl von Personen der weitgehend muslimischen Minderheit in über den ganzen Nordosten verstreuten Lagern gefangen. Dazu gehörten auch säkulare Personen sowie alte und gebrechliche Menschen, berichtet der WSJ.

Bis zu einer Million, etwa sieben Prozent der muslimischen Bevölkerung in der chinesischen Region Xinjiang, sind nach staatlichen Beamten der USA und Experten der Vereinten Nationen jetzt in einem sich erweiternden Netzwerk von „politischen Umerziehungslagern“ eingesperrt.

Während die Lager an Größe gewachsen seien, sagen Uiguren, die außerhalb von China leben, gegenüber dem WSJ, dass Verwandte von ihnen – zumeist, doch nicht immer ältere Menschen – während oder kurz nach ihrer Entlassung gestorben seien.

Vom Wall Street Journal und einem Experten in Fotoanalyse untersuchte Satelliten Bilder zeigen, dass die Lager gewachsen sind. In den letzten Wochen wurden an einigen Bauarbeiten durchgeführt. Einschließlich an einem westlich von Kaschgar, das Reporter des Journals letzten November besucht hatten.

Der volle Umfang des Internierungssystems war lange Zeit deswegen im Dunkel, weil viele Uiguren sich fürchteten auszusagen, so WSJ. Jetzt erzählen mehr von ihren Erfahrungen, einschließlich von sechs früheren Häftlingen, die das Journal interviewt hat; sie beschrieben, wie sie oder andere Gefangene an Stühle gebunden wurden oder kein adäquates Essen erhielten.

„Man sprach mit uns auch über Religion, man sagte, es gebe keine Religion, warum glaubst du an Gott, es gibt keinen Gott“, zitiert das Blatt den 22-jährigen Uiguren „Ablikim“, ein ehemaliger Lagerinsasse, der darum gebeten habe, anonym zu bleiben.

WSJ sprach auch mit drei Dutzend Verwandten von Häftlingen; fünf davon berichteten, dass Familienmitglieder in den Lagern oder kurz nach der Entlassung gestorben seien. Viele sagten, sie mussten dafür kämpfen, zu erfahren, wo ihre Verwandten festgehalten wurden oder was ihr Gesundheitszustand sei.

Peking weist Vorwürfe zurück

Es heißt, dass der Prozess den armen Menschen in Xinjiang wirtschaftlichen Nutzen bringen wird. China verleugnet die Exixtenz der Lager und behauptet, man führe notwendige Maßnahmen durch um Terrorismus, religiösen Extremismus und Separatismus zu bekämpfen. 

Ein hochrangiger chinesischer Staatsbeamte von der Abteilung ,Vereinte Arbeitsfront‘, hat in der vergangenen Woche zum ersten Mal öffentlich zugegeben, dass es die Lager gibt, er sagte jedoch, es seinen Zentren zur beruflichen Bildung.

In seiner Antwort vor der UN-Kommission sagte er, es gebe keine ,,willkürlichen Verhaftungen“, und er bestritt, dass eine Million inhaftiert seien. Er sagte nicht, wie viele Personen sich in den Zentren befinden.

China kämpfte jahrzehntelang separatistische Gefühle unter seiner turksprachigen uigurischen Bevölkerung zu unterdrücken, die zweimal, in den dreißiger und vierziger Jahren, staatliche Unabhängigkeit erreichten. Einige der 11 Millionen Uiguren streben immer noch nach einer eigenen Heimat in dem ölreichen Gebiet, das sie Ostturkestan nennen.

Peking beschuldigt die Uiguren dutzender Attacken auf Regierungseinrichtungen und behauptet, sie hätten jihadistische Verbindungen. Einige jüngere Angriffe tragen jihadistische Züge und Antiterrorexperten behaupten, Dutzende von Uiguren hätten sich dem IS in Syrien und Irak angeschlossen.

Trotzdem behaupten viele Experten für die Region und uigurische Aktivisten, dass der Unmut viel eher durch Chinas harte Hand bei seiner Polizeiüberwachung, seiner starken Einschränkung religiöser Aktivitäten und bevorzugte Behandlung von nicht-uigurischen Einwanderern in die Region getrieben wird.

China hat viele dieser Repressalien in der letzen Zeit verstärkt: es hat Männern verboten, Bärte wachsen zu lassen, Frauen ein Kopftuch zu tragen; man hat nach Expertenmeinung das umfassendste elektronische Überwachungssystem der Welt eingerichtet.
Der Ausbau des Internierungssystem weist darauf, dass China inzwischen bestrebt ist, jedes Gefühl einer islamischen Identität unter Uiguren und anderen islamischen Minderheiten auszulöschen, und zwar in dem größten Programmen von außergerichtlichen Massenverhaftungen seit den fünfziger Jahren, so formulieren es Forscher.

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