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Kommentar: Çavuşoğlu muss sich an neuen Gesprächspartner gewöhnen

Man "schlug" und "vertrug" sich, die Türkei und der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel, eine nicht immer unproblematisch Beziehung. Auf jeden Fall war Gabriel, oftmals ein, die Türkei betreffend, kalkulierender und oft falsch informierter Außenminister, den aber sein türkischer Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu kürzlich als "meinen Freund Sigmar Gabriel" nannte. Ein Kommentar.

(Archivfoto: AA)
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„Freund Sigmar“ hat nun Ruh

Von Thomas Bernhard

Man „schlug“ und „vertrug“ sich, die Türkei und der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel, eine nicht immer unproblematisch Beziehung. Auf jeden Fall war Gabriel, oftmals ein, die Türkei betreffend, kalkulierender und oft falsch informierter Außenminister, den aber sein türkischer Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu kürzlich als „meinen Freund Sigmar Gabriel“ nannte.

Doch nun, das steht absolut fest, wird sich der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu an einen neuen deutschen Gesprächspartner gewöhnen müssen. In der deutschen Hauptstadt waberte es bereits seit einigen Tagen als Gerücht umher, dass Gabriel bei der Neuauflage einer Koalition von CDU/CSU und SPD nicht mehr Minister sein würde. Heute nun, wurde es offiziell.

Halb-offiziell, denn erst morgen soll ja bekanntgegeben werden, was man heute in Deutschland schon weiß, nämlich dass der bisherige Justizminister Heiko Maas (SPD) neuer Außenminister wird.

Gabriel jedenfalls ist dann Parlamentsabgeordneter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Heute twitterte Gabriel, die SPD-Fraktionsvorsitzende Nahles und jener Scholz hätten ihn darüber informiert, dass er der nächsten Regierung nicht angehören werde.

Nahles hatte zuvor „Teamfähigkeit“ als Eignungskriterium für das neue Kabinett genannt – eine Eigenschaft, die dem zu Alleingängen neigenden Gabriel parteiintern von Vielen in der SPD abgesprochen wird.

Gabriel hatte im Februar der damaligen SPD-Spitze um Parteichef Martin Schulz Wortbruch vorgeworfen – als sich abzeichnete, dass er raus ist und Schulz Außenminister werden will, was dann allerdings am Widerstand der Partei scheiterte.

Vor allem das Instrumentalisieren seiner Tochter wurde Gabriel in der Partei als Boshaftigkeit ausgelegt. „Meine kleine Tochter Marie hat mir heute früh gesagt: „Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht““, hatte Gabriel der Funke-Mediengruppe gesagt.

Was nun, aus dem türkischen Blickwinkel heraus vom neuen Außenminister Maas, auch im Hinblick auf eine Beteiligung der Türken an der, doch längst reichlich abgewrackten, EU-Haus-Ruine, zu erwarten ist, bleibt abzuwarten. Eines aber ist, zumindest für mich, erfreulich, denn der neue deutsche Außenminister schließt eine Abkehr von der doppelten Staatsbürgerschaft, wie es ein CDU-Parteitag im vergangenen Jahr gegen den ausdrücklichen Widderstand von Bundeskanzlerin Merkel (CDU) forderte, kategorisch aus.

„Der Doppelpass bleibt“, sagte Maas im August 2016, damals noch als Justizminister. Mal sehen, ob er sich als Außenminister noch daran erinnert.