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„Osmanische Allianz“: Türkei und Kosovo stärken „strategische Kooperation“

Im Zuge eines Treffens mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara hat der Präsident von Kosovo Hashim Thaci die starken Beziehungen zur Türkei betonnt.

(Archivfoto: AA)
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Ankara (nex/eurasia) – Im Zuge eines Treffens mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara hat der Präsident von Kosovo Hashim Thaci die starken Beziehungen zur Türkei betont.

Er verurteilte den vereitelten Putschversuch gegen die türkische Regierung im vergangenen Sommer. Im Gespräch mit NEX24-Kooperationspartner Eurasia News bemerkte der Balkan-Experte Milivoje Pantovic, dass die Türkei nach rund einem Jahrhundert als Regionalmacht auf den Balkan zurückkehren möchte.

„Panzer und Gewalt können den Willen des Volkes und die Entscheidung der Bürger bei Wahlen nicht brechen“, teilte Thaci in einer Pressemitteilung mit.

Thacis Büro gab bekannt, dass Erdogan und er die weitere Stärkung der bilateralen Beziehungen erörterten. Er bestätigte, dass die Balkanrepublik ihr Verhältnis zu Ankara als „strategische Kooperation“ einstuft.

Laut Thaci ist Kosovo der Türkei dankbar dafür, „in schwierigen und guten Zeiten sowie heute Kosovo nahe zu sein. Die Türkei helfe dabei, „die Anerkennung Kosovos als Staat und die Mitgliedschaft bei internationalen Organisationen zu gewährleisten“.

Im Gespräch mit Eurasia News erklärte der renommierte serbische Balkan-Experte Milivoje Pantovic auf die Frage, was eine kleine Republik wie Kosovo so interessant für die türkische Außenpolitik mache:

„Kosovo ist für die Türkei aus zahlreichen Gründen bedeutsam. Dazu zählen wirtschaftliche, historische und emotionale Gründe. Nicht zu vergessen ist, dass der Rückzug der Osmanen aus dem Balkan mit der Annexion Bosnien-Herzegowinas von Österreich-Ungarn 1878 und mit der Niederlage der Türken im Kosovo gegen die serbische Armee begann. Noch heute lebt eine signifikante türkische Minderheit im Kosovo. Sie ist nicht groß in der Zahl, aber einflussreich mit guten Beziehungen in die Türkei. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist Kosovo reich an Mineralvorkommen und einem günstigen Arbeitskräftepotenzial. Kosovo selbst sagt nicht Nein zu einer Annäherung mit der Türkei, was alles ein wenig einfacher macht. Während wir den Aufstieg des Neo-Osmanismus bezeugen, ist es nur logisch, dass die Türkei diesmal als Regionalmacht zurück nach Kosovo kehren möchte.“

Die Türkei gehörte zu den ersten Staaten, die die Unabhängigkeit Kosovos im Februar 2008 von Serbien anerkannten. Im Oktober 2016 beschlossen beide Staaten die Einführung eines gemeinsamen Freihandelsabkommens. „Wir sind bereit, dem Kosovo jegliche Unterstützung für die Teilnahme an internationalen Veranstaltungen und Ausstellungen zu geben. Wir wünschen uns keine passive Freundschaft“, kommentierte der türkische Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci seinerzeit.

Der türkische Minister betonte, dass die gegenwärtigen Handelsbeziehungen mit dem Balkan-Land nicht zufriedenstellend seien. Diese kursierten 2015 bei 259 Millionen US-Dollar. Kosovo exportiert Güter und Dienstleistungen im Wert von neun Millionen US-Dollar in die Türkei.

Erdogan und Thaci pflegen eine intensive Freundschaft. Bei ihren Treffen gingen beide Staatsoberhäupter soweit, sich „Brüder“ zu nennen.

Die Türkei spielt regional die Rolle eines „großen Bruders“ für Kosovo. Während seiner siebenjährigen Amtszeit als Premierminister wurde Thaci auch schon für seine engen Beziehungen mit der Türkei zur Zielscheibe von Kritik. Der Grund dafür ist, dass dem Staatsoberhaupt vorgeworfen wird, wichtige Schlüsselindustrien und Vermögenswerte an die Türkei verkauft zu haben. Dazu zählt das Energieverteilungsnetz oder der Hauptstadtflughafen von Prishtina. Befürworter argumentieren, die Türkei modernisiere die marode Infrastruktur und bringe wichtige Investitionen ins Land.

Bezüglich des Anschlags auf den Istanbuler Nachtclub in Türkei sagte Thaci, „Terroristen sind immer gleich, ob in Ankara, in Prishtina, Brüssel, Berlin, New York oder Washington“. Kosovo fühlt sich „dem Kampf gegen Radikalismus und Extremismus“ verpflichtet.

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Erschienen bei NEX24 Kooperationspartner Eurasianews