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I’tikaf: Die letzten zehn Tage des Ramadan

I’tikaf : Eine Zeit ohne Kommunikation mit der Welt, ohne Social Media und ohne Ablenkung. Allein mit Gott und mit unseren Kummer, Sorgen, Fragen, Hinterfragen.

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ein Gastbeitrag von Benjamin Idriz

Wir wissen, dass Allahs Prophet, Friede sei auf ihn, die letzten zehn Tage des Ramadan in der Moschee verbrachte, wo er im I’tikaf war. I’tikaf ist ein sehr empfehlenswerter Akt der Anbetung für Männer und Frauen, bei dem man sich in die Moschee zurückzieht und versucht, die Zeit Gott und sich selbst zu widmen.

Im I’tikaf ist man mit seinem Herrn und mit den Themen, die einen beschäftigen, allein. In den heutigen hektischen Leben ist die Zeit für sich selbst fast kaum mehr möglich.

Wir haben Zeit für andere, aber kaum noch für uns. In diesem Zustand des Rückzugs und der Isolation sollte man das Gespräch sowohl mit Gott als auch mit sich selbst suchen – in Form des Gebetes, der Anrufung, des Nachdenkens, der Reue, des Lernens, des Reflektierens und des Überlegens.

I’tikaf, oder Klausur, ist in einer Moschee in der heutigen Zeit fast unmöglich geworden. Daher bin ich der Meinung, dass wir diese Tradition des Propheten, über die auch der Koran (2/187) spricht, auch in anderer Form gestalten dürfen und können. Der Sinn ist wichtiger als die Form.

Wir sollten den Sinn nicht für die Form opfern. Wenn wir das I’tikaf nicht in der Moschee 10 Tage lang machen können, sollten wir dies mit der Absicht des I’tikaf für einen Tag oder auch für mehrere Stunden ausüben. Also, ziehen wir uns zurück in einer Moschee, für einige Stunden, verbringen wir diese Zeit intensiv im Gebet und Nachdenken.

Eine Zeit ohne Kommunikation mit der Welt, ohne Social Media und ohne Ablenkung. Allein mit Gott und mit unseren Kummer, Sorgen, Fragen, Hinterfragen, aber auch mit unseren Wünschen und Plänen für die Zukunft. Mit dem I’tikaf machen wir einen neuen Reset. Gott wird uns dafür sicher belohnen, und wir werden einen neuen Elan für die Zeit nach dem Ramadan bekommen.

Wenn jemand nicht in der Lage ist, dies in einer Moschee zu tun, kann er/sie es in seiner/ihrer eigenen Wohnung tun. Denn der Sinn ist wichtiger als die Form, und Gott ist überall, sei es in der Moschee oder zu Hause. Wir sollten den Sinn nicht für die Form und das Ziel nicht für den Ort opfern.

Möge Allah eure I’tikaf annehmen!


Benjamin Idriz

Benjamin Idriz dürfte der einzige Imam Deutschlands sein, der promovierter islamischer Theologe ist und zugleich auf deutsch schreibt. Beides – die Praxisbezogenheit des Seelsorgers und die wissenschaftliche Vertrautheit mit den Quellen – zeichnet sein neues Buch aus. Mit diesen Qualitäten ragt es aus einer wahren Flut von Veröffentlichungen aller Art über die „Frauenfrage“ im Islam wohltuend heraus.

Der Autor ist seit vielen Jahren weit über die oberbayerische Kleinstadt Penzberg, wo er als Imam wirkt, und über München, wo er das „Münchner Forum für Islam“ initiiert hat, bekannt: Sein Wirken und Schaffen gilt einem authentischen Islamverständnis, das mit den Wertvorstellungen der deutschen und europäischen Gesellschaft unserer Zeit nicht nur kompatibel ist, sondern die gemeinsamen Werte aus den Quellen des Islams – dem Koran und der Tradition der Propheten – ableitet.


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