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Benjamin Idriz: Wasser ist ein wertvolles Geschenk Gottes

Idriz: "Das Wasser ist ein wertvolles Geschenk Gottes und gilt als das Grundelement, von dem die gesamte Schöpfung abgeleitet und ihr Überleben abhängig ist."

Muslim bei der Gebetswaschung (Symbolfoto: nex24)
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von Benjamin Idriz

Ich sehe manchmal Menschen, die die rituelle Waschung mit einer solchen Routine durchführen, dass sie wissen, wie man alle vorgeschriebenen Körperteile genau „wäscht“ und trotzdem sündigen! Wie? Durch die Wasserverschwendung!

Das Wasser ist ein wertvolles Geschenk Gottes und gilt als das Grundelement, von dem die gesamte Schöpfung abgeleitet und ihr Überleben abhängig ist:

»Wir haben aus dem Wasser alles Lebendige gemacht.«

(21/30)

Der Prophet Muhammad versuchte, bei seinen Anhängern ein Bewusstsein für einen verantwortlichen Umgang mit ökologischen Ressourcen zu schaffen. Das wird am Beispiel des Wassers deutlich:

Der Gesandte Gottes ging an einem der Gefährten vorbei, während er die rituelle Waschung durchführte. Der Prophet fragte ihn: ›Warum ist diese Verschwendung?‹ Er antwortete mit einer Frage: ›Kann man denn auch bei der Gebetswaschung verschwenden?‹, worauf der Prophet folgendermaßen antwortete: ›Ja, auch wenn du dich am Ufer eines Flusses befindest, verschwende nicht.

Diese Überlieferung zeigt, dass der Gläubige mit dem Wasser verantwortlich, nachhaltig und damit letztlich auch gerecht umgehen muss. Der kluge, bewusste und verantwortliche Gläubige ist derjenige, welcher während der ritualen Waschung (tr.Abdest/ar.wuḍūʾ) mit dem Wasser sparsam umgehet, mit der Absicht, die Ressourcen des Wassers zu bewahren.

Die Dankbarkeit für die Ressourcen spiegelt sich in einer rationellen Nutzung und Verteilung wider. Die Menge an Wasser, welche der Gesandte Allahs für die rituelle Waschung verbrauchte, lag bei wenig als einem Liter. Es gibt allerdings Gläubige, welche für die rituale Waschung mehrere Liter Wasser verbrauchen bzw. verschwenden und sie tun das im Namen der Sunna!

Verschwenderischer Umgang mit den Ressourcen der Welt, vor allem mit den Mitteln der Ernährung, betrachtet der Koran als Sünde:

Gott liebt die Verschwender nicht“ (7/31). Gott verlangt von den Menschen in jedem Bereich des Lebens einen Weg der Mitte einzuschlagen

(2/14)

Daher ist jede Art der Übertreibung eine der menschlichen Eigenschaften, die vor Gott verpönt sind (6/141). Der Koran verurteilt ausdrücklich die Praxis der Übertreibung, und diejenigen, die diese Gewohnheit pflegen, werden dem Teufel in seiner Undankbarkeit gleichgestellt:

Gewiss, die Verschwender sind die Brüder der Satane; und der Satan ist gegenüber seinem Herrn sehr undankbar.

(17/27)

Für den Erhalt der Schöpfung müssen wir etwas tun, auch in der Moschee, durch kleine, aber wichtige Schritte; z.B. durch Energie sparen, Plastikware vermeiden, für kurze Strecken in die Moschee das Fahrrad benutzen, weniger Lebensmittel wegwerfen, Leitungswasser trinken, Fair-Trade Produkte kaufen, bei der rituellen Waschung die betreffenden Stellen anstatt dreimal nur einmal waschen, und somit sparsam mit Gottes Gütern umgehen.

Benjamin Idriz

Benjamin Idriz dürfte der einzige Imam Deutschlands sein, der promovierter islamischer Theologe ist und zugleich auf deutsch schreibt. Beides – die Praxisbezogenheit des Seelsorgers und die wissenschaftliche Vertrautheit mit den Quellen – zeichnet sein neues Buch aus. Mit diesen Qualitäten ragt es aus einer wahren Flut von Veröffentlichungen aller Art über die „Frauenfrage“ im Islam wohltuend heraus.

Der Autor ist seit vielen Jahren weit über die oberbayerische Kleinstadt Penzberg, wo er als Imam wirkt, und über München, wo er das „Münchner Forum für Islam“ initiiert hat, bekannt: Sein Wirken und Schaffen gilt einem authentischen Islamverständnis, das mit den Wertvorstellungen der deutschen und europäischen Gesellschaft unserer Zeit nicht nur kompatibel ist, sondern die gemeinsamen Werte aus den Quellen des Islams – dem Koran und der Tradition der Propheten – ableitet.

Buch: Wie verstehen Sie den Koran, Herr Imam?: Grundgedanken für einen Islam heute und hier


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