Start Politik Ausland Sotschi-Treffen Putin könnte Türkei BRICS-Mitgliedschaft anbieten

Sotschi-Treffen
Putin könnte Türkei BRICS-Mitgliedschaft anbieten

Am Freitag reiste der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan nach Sotschi, um sich mit dem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zu treffen.

(Foto: tccb)
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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist es das zweite Treffen binnen einem Monat. Zuletzt traf man sich Mitte Juli in Teheran, um wenige Tage später in Istanbul das Getreideabkommen zwischen Moskau, Kiew, Ankara und den Vereinten Nationen UN zu unterzeichnen.

Inzwischen trägt die Vermittlerrolle Erdoğans erste Früchte. Ein Getreide-Frachter konnte am Mittwoch in Richtung Libanon den Bosporus passieren. Drei weitere Schiffe werden am Freitag die ukrainische Hafenstadt Odessa verlassen und Fahrt in Richtung Istanbul aufnehmen.

Sotschi-Treffen und BRICS

In der Türkei geht nun das Gerücht um, dass Putin dem türkischen Präsidenten formell die BRICS-Mitgliedschaft anbieten wird. BRICS, das steht für die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

BRICS, das sind 40 Prozent der Weltbevölkerung, 25 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Die BRICS liebäugelt seit längerem damit, die Türkei in das Wirtschaftsbündnis aufzunehmen. Die Türkei hat sich bislang zögerlich gezeigt.

Mit einer Mitgliedschaft bekäme die Türkei Zugriff auf einen gemeinsamen Devisenfonds. Und BRICS wäre um ein Mitglied reicher, dass die Hoheit über eines der geopolitisch bedeutendsten Gebiete auf dem Globus hat.

Europa hat BRICS bislang ignoriert

Als ein Verbund aufstrebender Ökonomien hat die BRICS sich auch als Alternative zur G7 verstanden. Die BRICS hat sich dafür bereit erklärt, die Kernstaaten um weitere Länder zu bereichern. So haben Argentinien und Iran bereits einen Antrag auf Mitgliedschaft in der BRICS-Gruppe gestellt. Weitere Kandidaten wären Ägypten, Indonesien, Saudi-Arabien und die Türkei. Die Türkei hat ihr Interesse bekundet, sich aber bislang nicht festgelegt.

Das wirft die Frage auf, wie Europa auf eine formelle Einladung reagieren wird, nachdem man die Türkei in Zusammenhang mit dem Ausbau der europäischen Zollunion hingehalten hat. Die formellen Beitrittsverhandlungen zwischen der Türkei und der Europäischen Union begannen 2005. Derzeit liegt der Prozess auf Eis, weil die Türkei laut EU die Beitrittsbedingungen nicht erfülle. Erst am 14. Dezember 2021 hatte der Rat der Europäischen Union beschlossen, die Gespräche vorerst nicht wieder aufzunehmen.

Europa, Deutschland, fokussieren sich zu sehr auf die Ukraine und vernachlässigen in eklatanter weise die Südostflanke. Hier entsteht gerade eine neue Weltordnung. Der bisherige US-amerikanische Hegemon befindet sich in einem verzweifelten Abwehrkampf. Die Ukraine ist hier nur ein Frontabschnitt.

Es ist ein hybrider und multidimensionaler Krieg, der hier geführt wird. Und die Deutschen hatten historisch betrachtet immer ein besonderes Talent, sich für die falsche Seite und den falschen Umgang zu entscheiden. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat das bei ihrem Treffen in Ankara unter Beweis gestellt.


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar. 


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