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Juden in der Türkei
Holocaust: Deutsch-Türken müssen sich mit Rassismus in der Türkei auseinandersetzen

"Eine der wichtigsten Lehren, die wir aus dem Holocaust ziehen können, ist sich auch mit den vielgestaltigen Rassismen in der Türkei auseinanderzusetzen. Als Deutsch-Türken haben wir eine andere Sicht auf die Türkei und die herrschende Politik, da wir sowohl kulturell als auch vom Verständnis anders geprägt sind als die in ihrem Heimatland lebenden Türken." Ein Kommentar.

(Archivfoto: AA)
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Ein Gastkommentar von Isa Ak – ak-isa@gmx.de

Vor Jahrhunderten kamen die jüdischen Sepharden als Flüchtlinge ins Osmanische Reich. Sie teilten das Schicksal ihrer muslimischen Nachbarn und wurden aus Andalusien vertrieben. Hunderttausende fanden dabei eine neue Heimat auf dem Balkan und in Anatolien.

Doch auch schon vorher lebten zahlreiche Juden in diesem Land. Die Geschichte der türkisch-jüdischen Beziehungen gründet auf jahrhundertealten Beziehungen, die sich durch Höhen und Tiefen auszeichnet.

Was können wir vom Holocaust lernen?

Jeder Türke, der in Deutschland aufwächst, kommt unweigerlich mit dem Holocaust in Berührung. Meistens durch den Geschichts- oder Deutschunterricht in der Schule. Oft auch durch Besuche in Museen, an Gedenktafeln oder -steinen oder bei Besuchen in Konzentrationslagern.

Als Deutsch-Türken werden wir für die Geschichte der Deutschen sensibilisiert. Diese Sensibilisierung führt auch zu einer Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus.
Durch die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus, dem Antisemitismus und der Vernichtung der europäischen Juden, erhofft sich die Regierung den Kindern und Jugendlichen bestimmte moralische, ethische und historische Grundkenntnisse zu vermitteln.

Lehren vom Holocaust

Eine der wichtigsten Lehren, die wir aus dem Holocaust ziehen können, ist, sich auch mit den vielgestaltigen Rassismen in der Türkei auseinanderzusetzen. Als Deutsch-Türken haben wir eine andere Sicht auf die Türkei und die herrschende Politik, da wir sowohl kulturell als auch vom Verständnis anders geprägt sind, als die in ihrem Heimatland lebenden Türken.

Wir sind eine Minderheit in Deutschland. Sowohl als Türken als auch als Muslime. Diese Ausgangsposition könnte uns dabei helfen die Lage der jüdischen Minderheit in der Türkei besser zu verstehen.

Welche Bedürfnisse haben wir oder welchen Vorurteilen sind wir ausgesetzt? Was sollte der Staat für den Erhalt unserer Kultur und Sprache beitragen? Inwiefern sollten Zivilgesellschaften aktiv gegen rassistische Vorurteile vorgehen?

All jene Fragen, die uns beschäftigen, stellen sich auch die jüdischstämmigen Türken in der Türkei. Vielleicht können wir auf diese Art und Weise die Lage der türkischen Juden besser verstehen und uns entschiedener gegen den Antisemitismus oder anderen Rassismen in der Türkei entgegenstellen.


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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