Wahlen in der Türkei
    Türkei: Präsidentschaftskandidat Ince fordert Freilassung von Kurdenpolitiker Demirtas

    Der Präsidentschaftskandidat der größten türkischen Oppositionspartei forderte in einer Rede am Samstag die Freilassung von Kurdenpolitiker Selahattin Demirtaş.

    (Archivfoto: chp)
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    Yalova (nex) – Der Präsidentschaftskandidat der größten türkischen Oppositionspartei,  forderte in einer Rede am Samstag die Freilassung von Kurdenpolitiker Selahattin Demirtaş, dem ehemaligen Co-Vorsitzenden der Demokratischen Volkspartei (HDP), und rief Präsident Recep Tayyip Erdoğan dazu auf, bei den vorgezogenen Wahlen im nächsten Monat „wie Männer“ gegeneinander anzutreten.

    Am gestrigen Freitag nominierte die Republikanische Volkspartei (CHP) Muharrem İnce, um bei den Präsidentschaftswahlen am 24. Juni gegen Erdoğan anzutreten. Die kurdische HDP nominierte ihren inhaftierten ehemaligen Führer, Selahattin Demirtaş.

    „Die HDP sind auch Kinder dieser Nation, die AKP sind auch Kinder dieses Landes…. Halten Sie Demirtaş nicht im Gefängnis. Kommen Sie, lassen Sie uns wie Männer gegeneinander antreten“, sagte İnce in seiner Heimatstadt Yalova, wo er seinen ersten Wahlkampfauftritt abhielt.

    In seinem ersten Interview mit internationalen Medien seit seiner Nominierung sagte Demirtaş, der seit anderthalb Jahren wegen Terrorvorwürfen im Gefängnis sitzt, der Nachrichtenagentur Reuters, dass unter dem nach dem Putschversuch vom Juli 2016 verhängten Ausnahmezustand eine faire Wahl unmöglich sei.

    Vorgezogene Wahlen am 24. Juni 

    Erdogan hatte in der vergangenen Woche überraschend vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen angekündigt. Diese sollen nun am 24. Juni stattfinden und nicht wie ursprünglich geplant im November 2019. Devlet Bahceli, Vorsitzender der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), hatte sich bereits vor Erdogans Ankündigung dafür ausgesprochen, die Wahlen vorzuziehen.

    Koalition gegen regierende AKP

    Die vier Oppositionsparteien der Türkei haben sich bereit erklärt, an den bevorstehenden Parlamentswahlen im Rahmen eines Bündnisses teilzunehmen, um über die 10- Prozent-Hürde zu kommen und ihre Sitze im türkischen Parlament zu erhöhen. Somit soll der Einfluss der Oppositionsparteien in den staatlichen Institutionen verstärkt werden.

    Die größte oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP), die im Oktober vergangenen Jahres von Meral Aksener gegründete İYİ Partei, die Saadet Partisi (SP) und die Demokrat Partisi (DP) werden das Bündnis bilden, das bei den anstehenden Wahlen am 24. Juni gegen die von der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) und der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) gegründete Koalition antreten wird. Die kurdische Volkspartei (HDP) werde nicht Teil einer Koalition sein..

    Meral Aksener (62), ehemalige Abgeordnete der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), gründete die IYI Parti im Oktober 2017. Für Überraschung sorgte die Liste der Gründungsmitglieder: Von ehemaligen AKP-Politikern wie der aus dem Lager Necmettin Erbakans stammenden Mukadder Başeğmez, über Kemalisten, bis zu Politikern aus den linken Reihen waren Volksvertreter jeder Couleur vertreten.

    Ex-Präsident Abdullah Gül nimmt nicht teil

    Der frühere türkische Präsident Abdullah Gül hatte in der vergangen Woche eine Kandidatur seiner Person bei der bevorstehenden Neuwahl des Staatspräsidenten der Türkei ausgeschlossen.

    In den letzten Wochen war in der Türkei und auch im Ausland darüber spekuliert worden, ob Gül als Vertreter der türkischen Oppositionsparteien gegen den amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan antreten würde.