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Wahlen in der Türkei
SPD-Politiker Roth wünscht „Grauer Wölfin“ Meral Aksener Erfolg bei Wahlen

Was ist denn bloß in die Deutschen gefahren? Noch bis vor wenigen Wochen galten die "Grauen Wölfe" doch in der Bundesrepublik als vom Verfassungsschutz beobachtete "ultranationalistische Strömung in der türkischen Gesellschaft". Ein Kommentar.

(Foto: IYI Parti)
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Gastkommentar von Nabi Yücel

Was ist denn bloß in die Deutschen gefahren? Noch bis vor wenigen Wochen galten die „Grauen Wölfe“ doch in der Bundesrepublik als vom Verfassungsschutz beobachtete „ultranationalistische Strömung in der türkischen Gesellschaft“. Nun aber scheint eine „Graue Wölfin“ namens Meral Aksener für einige deutsche Medien und Politiker eine der aussichtsreichsten Kandidaten der bevorstehenden Präsidentschaftswahl in der Türkei zu sein. .

Aksener kommt aus dem nationalistischen Lager der türkischen Politlandschaft und gehörte bis vor kurzem der nationalen Bewegung MHP an. Seit dem Bruch mit dem Ziehvater Devlet Bahceli versucht sich Aksener nun als Vorsitzende der neu gegründeten IYI-Partei und kandidiert zudem als Präsidentschaftsanwärterin gegen den amtierenden Präsidenten Erdogan. Das ist so selbstverständlich in einer freien Demokratie, da muss sogar die deutsche Politik mitsamt den Medien gekonnt umschalten.

Wer hätte denn auch gedacht, dass deutsche Politiker, Vertreter der Zivilgesellschaft und Medien bei Wahlen in der Türkei einer „Grauen Wölfin“ nun die Hand schütteln, sie darin bestärken, weiterzumachen oder gar auf höchster politischer Ebene unterstützen, im Namen der Demokratie und Vielfalt? In Deutschland hat man Anhänger der Partei MHP doch konsequent gemieden – und nun ist alles vergessen?

Anscheinend hat Pragmatismus Vorrang vor Lorbeeren-Ernterei in den eigenen Gefilden, denn wie kommt es, dass ein  Mitglied des Deutschen Bundestages und Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), jüngst die Türkei bereist, den Europaminister obligatorisch besucht und danach lang und breit Vertreter der Oppositionsparteien trifft, jedoch die prokurdische HDP links liegen lässt? Wahrscheinlich merkt man in Berlin, dass man mit der HDP höchstens auf einen Verlierer setzt, weshalb man auf die IYI-Partei und die Republikanische Volkspartei CHP zugeht.

Es scheint vielmehr ein vorsichtiges Taktieren zu sein, als die Vielfalt der Demokratie in der Türkei zu unterstreichen, denn in Deutschland hat man „Nationalisten“ mit türkischem Migrationshintergrund konsequent von der Politik verdrängt. Was würde passieren, wenn Aksener gewinnt? Werden dann die „Grauen Wölfe“ rehabilitiert?

Außerdem ist es doch recht interessant, dass die Bundesregierung ausgerechnet kurz vor den Wahlen deutsche Vertreter in die Türkei entsendet und mit der Opposition zusammenkommen lässt. Wie war das noch mal? Wir mischen uns dort nicht ein, also darf hier auch kein Wahlkampf betrieben werden – oder so….

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