Start Gesundheit Onkologen-Kongress ASCO 2016 Studie: Ganymeds Antikörper IMAB362 verlängert Überlebenszeit von Magenkrebspatienten

Onkologen-Kongress ASCO 2016
Studie: Ganymeds Antikörper IMAB362 verlängert Überlebenszeit von Magenkrebspatienten

Überlebenszeit von Patienten mit höchsten Claudin18.2-Werten fast verdoppelt - Mainzer Ganymed Pharmaceuticals AG stellt auf ASCO vielversprechende Studiendaten vor.

(Symbolfoto: trt)
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Mainz (ots) – Die Mainzer Ganymed Pharmaceuticals AG hat auf dem internationalen Onkologen-Kongress ASCO 2016 in Chicago (USA) außergewöhnlich positive Daten aus einer randomisierten Phase 2-Studie mit IMAB362 zur Erstbehandlung (first-line therapy) von Magenkrebs vorgestellt. Das biopharmazeutische Unternehmen entwickelt hochselektive Immuntherapeutika zur gezielten Behandlung von Krebs.

IMAB362 ist ein monoklonaler Antikörper und das erste Medikament dieser Klasse, das gegen das Zelloberflächenprotein Claudin18.2 gerichtet ist. Die Phase 2-Studie mit Patienten mit fortgeschrittenem biomarker-positivem Magenkrebs erreichte alle Endpunkte. Insbesondere konnte IMAB362 die mittlere Überlebenszeit (Median) signifikant verlängern, wenn der Antikörper zusätzlich zur Standard-Chemotherapie verabreicht wurde (13,2 Monate versus 8,4 Monate, HR 0,51, p=0,0001). Die Patienten mit den höchsten Claudin18.2-Werten überlebten im Mittel noch länger (16,7 Monate versus 9,0 Monate, HR 0,45, p<0,0005). In der Studie wurde IMAB362 gut vertragen. Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren Erbrechen, Übelkeit und Neutropenie (niedrige Blutwerte).

„Patienten mit Magenkrebs im fortgeschrittenen Stadium haben derzeit eine schlechte Prognose. Wir können ihnen nur wenige Therapiemöglichkeiten bieten. Die Ergebnisse unserer Studie belegen klar die klinisch und damit für die Patienten relevante Wirksamkeit von IMAB362 sowie ein günstiges Risiko-Nutzen-Profil in einer Indikation mit hohem medizinischem Bedarf“, sagte der Onkologe Prof. Dr. med. Salah-Eddin Al-Batran, Ärztlicher Direktor am Institut für Klinisch-Onkologische Forschung am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Dr. Al-Batran präsentierte die Studiendaten auf dem ASCO-Kongress.

„Dieser Antikörper verbindet eine hochpräzise Ausrichtung auf Claudin18.2-positive Tumoren mit starken immun-onkologischen Wirkmechanismen“, sagte Dr. Özlem Türeci, Mitgründerin und CEO von Ganymed. „Wir sind sehr erfreut, dass die Patienten in der Studie so bedeutsam von der Behandlung mit IMAB362 profitiert haben. Das zeigt sich auch darin, dass von den Patienten, die IMAB362 zusätzlich zur Chemotherapie erhalten haben, am Ende der Studie noch mehr als doppelt so viele am Leben waren als von jenen, die nur mit Chemotherapie behandelt wurden.“

Über die Studie

In die Studie wurden 161 Patienten mit fortgeschrittenem oder rezidivierendem Magenkrebs oder Tumoren am gastroösophagealen Übergang aufgenommen, die einen spezifischen Mindestwert von Claudin18.2 im Tumor aufwiesen. Die Claudin18.2-Werte wurden an Gewebeproben aus dem Tumor mithilfe des validierten und CE-gekennzeichneten Diagnose-Verfahrens CLAUDETECT®18.2 bestimmt. Die Patienten wurden dann nach dem Zufallsprinzip (randomisiert) in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine erhielt die Standard-Chemotherapie (Epirubicin, Oxaliplatin und Capecitabin) und zusätzlich IMAB362 (800/600 mg/m2), die zweite wurde nur mit Chemotherapie behandelt. Weitere 85 Patienten wurden in einer explorativen Gruppe mit einer höheren Dosis des Antikörpers behandelt.

Wesentliche Resultate

Im Vergleich zu Patienten, die nur mit Chemotherapie behandelt wurden, konnte IMAB362 die mittlere Zeit (Median) bis zum Fortschreiten der Erkrankung von 4,8 auf 7,9 Monate (HR 0,47, p=0,0001) und die mittlere Gesamtüberlebenszeit von 8,4 auf 13,2 Monate (HR 0,51, p<0,0001) verlängern. Bei den Patienten mit den höchsten Claudin18.2-Werten im Tumor betrug diese Überlebenszeit 16,7 Monate mit IMAB362 verglichen mit 9 Monaten nur mit Chemotherapie (HR 0,45, p<0,0005).

Die Behandlung mit IMAB362 wurde in dieser Studie gut vertragen. In der mit IMAB362 behandelten Gruppe waren Erbrechen (bei 34,5% der Patienten mit Schweregrad 1/2 und bei 3,6% mit Grad 3/4 in der Kontrollgruppe versus 55,8% der Patienten mit Grad 1/2 und 10,4% mit Grad 3/4 in der IMAB362-Gruppe) und niedrige Blutwerte (Neutropenie; bei 21,4% der Patienten mit Grad 1/2 und 21,4% mit Grad 3/4 in der Kontrollgruppe versus 23,4% der Patienten mit Grad 1/2 und 32,5% der Patienten mit Grad 3/4 in der IMAB362-Gruppe) geringfügig häufiger. Im Vergleich zu den nur mit Chemotherapie behandelten Patienten war bei Behandlung mit IMAB362 die Rate schwerer Nebenwirkungen nicht erhöht.

Über IMAB362

IMAB362 ist ein Antikörper, der selektiv und spezifisch gegen das Membranprotein (Tight Junction Protein) Claudin18.2 gerichtet ist. Der Antikörper befindet sich in der klinischen Entwicklung und ist das erste gegen dieses Membranprotein gerichtete Produkt seiner Klasse. Claudin18.2 ist ein einzigartiges Zielmolekül, da es außer auf differenzierten Magenzellen sonst in keinem gesunden Gewebe vorkommt. Dagegen ist es in verschiedenen Krebsformen hochreguliert, so etwa in 80% der gastrointestinalen Adenokarzinome (Magen-Darm-Krebs), in 60% aller Tumoren der Bauchspeicheldrüse sowie im Gallen-, Eierstock- und Lungenkrebs. IMAB362 hat somit ein interessantes Potenzial für verschiedene Krebserkrankungen, in denen dieses einzigartige Zielprotein exprimiert wird und in denen dringend zusätzliche Therapiemöglichkeiten benötigt werden.

IMAB362 hat Orphan Drug Status in den USA und in Europa in den Indikationen Magenkrebs und Bauchspeicheldrüsen-Krebs. Der Wirkmechanismus dieses Antikörpers umfasst die Aktivierung der antikörper-abhängigen zellulären Toxizität (ADCC), die komplement-abhängige Zytotoxizität (CDC) und – in Verbindung mit Chemotherapie – die T-Zell-Infiltration und die Modulation der Tumormikroumgebung. In früheren klinischen Studien an in hohem Maße vorbehandelten Patienten mit Claudin18.2-positivem Magen-Darm-Krebs hat IMAB362 auch als Monotherapie Aktivität gegen Krebszellen gezeigt.

Über Ganymed Pharmaceuticals AG

Die Ganymed Pharmaceuticals AG ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das eine neue Klasse von Immuntherapeutika zur Behandlung von Krebs entwickelt, sogenannte „Ideale Monoklonale Antikörper“ (IMABs). IMABs sind insofern einzigartig, als sie hochselektiv sind für Proteine, die auf Tumorzellen auftreten, aber nicht an gesunde Zellen binden. IMABs sind so spezifisch auf Tumorzellen gerichtet wie kein anderer Antikörper. Damit wirken sie selektiv auf Krebszellen und können Tumorzellen wirksam bekämpfen, ohne normales, gesundes Gewebe zu schädigen. Aus diesem Grund können sie in einer optimalen Dosis verabreicht werden und haben ein großes therapeutisches Fenster bei gleichzeitig verringertem Risiko für Nebenwirkungen.

Ganymed entwickelt mit IMAB027 auch einen gegen Claudin6 gerichteten monoklonalen Antikörper. Dieses Membranprotein kommt in gesundem Gewebe von Erwachsenen nicht vor, ist aber in einer Reihe von soliden Tumoren exprimiert, unter anderem im Hoden-, Eierstock-, Gebärmutter- und Lungenkrebs. Ganymed hat kürzlich eine Phase 1-Studie (OVAR) abgeschlossen, in der die Wirksamkeit und Sicherheit von IMAB027 als Monotherapie bei Patientinnen mit Eierstockkrebs untersucht wurde, und wird voraussichtlich Ende 2016 mit Phase 2-Studien beginnen.

Ganymed wurde 2001 als Spin-off der Universitäten Mainz und Zürich gegründet. Mehrheitseigentümer der nicht börsennotierten Aktiengesellschaft ist die ATS Beteiligungsverwaltung GmbH. Weitere Investoren sind die Future Capital AG, der MIG Fonds, die FCPB Gany GmbH sowie Einzelpersonen.