Die Zahl der Schuldner in Deutschland steigt, das zeigt eine Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Demnach sind fast sieben Millionen Bundesbürger über 18 Jahren verschuldet. Während im Gesamttrend die Anzahl der Hochverschuldeten steigt, waren die Extremfälle bei den Jugendlichen zuletzt rückläufig. Dafür sind immer mehr junge Erwachsene verschuldet.
in Grund dafür dürfte sein, dass es immer leichter ist an einen Kredit zu kommen. Schon lange sind nicht mehr die Eltern die erste Anlaufstelle, sondern junge Menschen stellen Kreditanfragen zunehmend im Internet. Online-Banken entscheiden innerhalb von nur 24 Stunden, ob ein Kredit gewährt wird. Auch Filialbanken haben ihren Service beschleunigt, um auf dem Markt mithalten zu können: Die Dauer einer Kreditauszahlung wurde auf vier bis fünf Tage nach Bewilligung reduziert.
Im Schnitt 7.500 Euro Schulden
Jeder siebte unter 30 Jahren hat Schulden. Damit sind in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich viele Schuldner anzutreffen. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ist die Zahl rapide angestiegen. Die 20 bis 25-Jährigen beispielsweise haben im Schnitt 7.500 Euro Schulden bei einem Nettoeinkommen von 725 Euro.
Neben den relativ gut messbaren Schulden bei Banken, kommt eine relativ hohe Dunkelziffer hinzu, die sich Geld bei der Familie und bei Freunden leiht. Der mit Abstand häufigste Grund für die Schuldenaufnahme ist der Konsum. War es früher vor allem die Telefonrechnung, die zu Schulden führte, ist es heute die Anschaffung technischer Geräte. Ganz oben rangiert das Smartphone, das sich innerhalb kürzester Zeit zum unverzichtbaren Begleiter entwickelt hat.
Smartphone hat Auto abgelöst
Damit lässt das Smartphone auch das Auto hinter sich, das lange Zeit ein begehrtes Statussymbol war, aber mittlerweile immer mehr an Bedeutung verliert. Kleidung hingegen ist ein Dauerbrenner und hat sich schon vor Jahrzehnten vom praktischen Alltagsgegenstand zum Statussymbol entwickelt. Bei der Kleidung sind die Markenzwänge noch immer besonders groß. Vor allem Schulkinder sehen sich einem gesellschaftlichen Druck von Gleichaltrigen ausgeliefert.
Shoppen ist heute eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen unter Jugendlichen. Einkaufszentren gelten als Treffpunkte, in denen man Freunde trifft und chillt. Mit kostenlosem WLAN und diversen Sitzgelegenheiten werden Jugendliche und junge Erwachsene gezielt von den Einkaufszentren angelockt. Selbst wer kaum in den Geschäften einkauft, lässt für Snacks und Getränke meist ein paar Euro da.
Ratenkredite sind das Tor zur Schuldenfalle
Der Kauf auf Pump wird den Jugendlichen durch Ratenkredite einfach gemacht. Ob im Elektronikmarkt oder im Onlineshop – überall wird mit der 0-Prozent-Finanzierung geworben. Dabei bleibt es allerdings selten. Gerade junge Erwachsene ohne geregeltes Einkommen oder Sicherheiten werden mit verhältnismäßig hohen Zinsen zur Kasse geben. Wer die Raten nicht mehr zahlen kann, gerät in einen Teufelskreis aus ständig steigenden Inkasso- und Gerichtsgebühren.
Obwohl ihr Schuldenstand viele Jugendliche umtreibt, suchen sich nur die wenigsten professionelle Hilfe. Bei den Eltern möchte man sich nicht die Blöße geben oder man weiß sowieso, dass diese keine Mittel haben um einem zu helfen. Auch um zur Schuldnerberatung zu gehen, ist die Scham groß. Noch größer ist allerdings das fehlende Wissen über solche Einrichtungen. Umso besser, dass diese immer öfter in Jugendtreffs integriert werden.
Wer mit dem Auto zum Job muss und keine Alternativen sieht um sich Geld zu leihen, muss wohl oder übel zu einem Kredit greifen. Doch statt gleich das erstbeste Angebot zu wählen, sollte man sich die Zeit nehmen um die Konditionen in Ruhe zu vergleichen. Vor allem aber sollten die jungen Menschen verstehen, was für eine Art Kredit sie da abschließen und wann welche Kosten fällig werden. Wissen ist der beste Schutz vor Überschuldung.
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