Duisburg (nex) – Der Verein türkischer Studenten hatte vor einigen Wochen für Aufsehen gesorgt, als eine von ihm organisierte Vortragsveranstaltung zum Thema „Terror in Istanbul 1896“ durch aggressive Störer mehrfach unterbrochen wurde und die Veranstaltung deshalb vorzeitig beendet werden musste.
NEX24 ist der Frage auf den Grund gegangen, wer denn der VtS ist und wie seine Ziele aussehen.
Wie würdet ihr den „Verein türkischer Studenten“ beschreiben und wofür steht er?
VtS: Wir, der Verein türkischer Studenten, haben uns als Hochschulverein der Universität Duisburg-Essen das Ziel gesetzt, das friedliche und solidarische Zusammenleben zu fördern – selbstverständlich unabhängig von nationalen oder religiösen Bekenntnissen!
Der Fokus liegt dabei auf der Herbeiführung einer positiven Entwicklung des Interesses an Wissenschaft und Forschung. Gemäß der Leitlinie unserer Universität „Offen im Denken“ möchten wir einen Dialog herstellen, um den akademischen Prinzipien gerecht zu werden.
Da es anscheinend Usus ist, dass man Gruppen oder Menschen in bestimmte Schubladen einordnet, möchten wir an dieser Stelle nochmals betonen, dass wir ein unpolitischer Hochschulverein sind und keinerlei ideologischen Ziele verfolgen.
Wie setzt ihr eure Ziele um? Und was steht dabei im Fokus?
VtS: Indem wir Studierende, Mitglieder und Interessierte zur Teilnahme und zum Engagement in gesellschaftlichen Themenfeldern motivieren möchten. Durch Veranstaltungen, die Bereiche und Spektren wie Integration, Bildung, Erziehung, Geschichte oder Sprache abdecken sollen, werden gewisse Problematiken thematisiert und in einem offenen Dialog Meinungsbildungsprozesse geschaffen.
Hierbei ist es uns besonders wichtig, und das steht permanent im Fokus, dass wir im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung agieren. Insbesondere bestimmt die Meinungsfreiheit unsere Vereinsphilosophie.
Leider haben wir bereits erfahren müssen, dass es einige Gegner unseres Grundgesetzes gibt, welche diesen Zielen einen Riegel vorschieben und den wahrhaftigen Austausch im akademischen Raum auf sehr primitive Art und Weise unterbinden möchten.
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Momentan wird viel über eure letzte Veranstaltung an der Universität Duisburg-Essen gesprochen. Könnt ihr uns schildern, was an diesem Tag geschah?
VtS: Zunächst einmal möchten wir uns beim Rektorat für seine Unterstützung bedanken, das den Dialog wahren wollte. In unserer letzten Veranstaltung, die sich – aufgrund der aktuellen Thematik „Terror“ – mit dem Terroranschlag in Istanbul 1896 befasste, wurde seltsamerweise von anderen Hochschulgruppen nicht wie angekündigt „kritisch“ verfolgt, sondern es wurde vielmehr störend und auf blamable Weise versucht, den Redner Dr. Söylemezoglu mit Verleumdungen und extrem unsachlichen Kommentaren zu diskreditieren.
Dass unsachliche Zwischenrufe, irrsinnige Fragestellungen, permanentes Geschrei und persönliche Attacken letztlich zum Abbruch der Veranstaltung führten, war ein Armutszeugnis für diejenigen, die anscheinend nicht in der Lage sind, einen Beitrag zum ernsthaften wissenschaftlichen Diskurs zu leisten.
Hattet ihr den Eindruck, dass die Störungen von langer Hand geplant waren?
VtS: Die Störer sind sehr organisiert vorgegangen. Es war eine klare Handschrift erkennbar, wie man sie vor allem von linksextremen Gruppierungen kennt, die ganz offenbar der Meinung sind, an den Universitäten einen „Heimvorteil“ zu genießen und dazu berufen zu sein, zu entscheiden, wer sich dort äußern darf und wer nicht. Es ging den Störern nie um einen Meinungsaustausch; sie wollten in rotfaschistischer Manier lediglich Personen zum Schweigen bringen und so ihre Dominanz auf dem Campus unterstreichen.
Welche Schlüsse zieht ihr durch diesen Vorfall?
VtS: Es ist völlig ersichtlich, dass es niemals einen vollständigen Konsens bei gewissen Themen geben kann – Anstand und Respekt sollte man aber, vor allem von angehenden Akademikern, erwarten dürfen. Wer moralische Prinzipien unserer Gesellschaft in solcher Art und Weise konterkariert, dem hilft auch kein akademischer Abschluss.
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Entlarvend ist auch, zu beobachten, dass sich Institutionen, die sich eigentlich neutral verhalten sollten, einseitige Positionen beziehen und somit ihre eigentliche Rolle innerhalb der Universität nicht wahrnehmen. Letzten Endes kann man nur festhalten, dass unsere Dialogbereitschaft lediglich dafür benutzt wurde, unsere Partizipationsversuche zu sabotieren und unseren Wunsch der Teilnahme am öffentlichen Meinungsbildungsprozess brutal zu unterbinden.
Empfehlenswert wäre, dass jene, die derart rigoros gegen eine andere Meinung vorgehen, doch bitte zunächst die Möglichkeiten einer akademischen Bildungsstätte nützen. Das würde sicherlich die Qualität ihrer Kritik wie auch die ihrer Wortbeiträge immens erhöhen.
Was sind eure Vorhaben für die Zukunft?
VtS: Als Studenten der Universität Duisburg-Essen und als Bürger Deutschlands betrachten wir uns weiterhin als dazu verpflichtet, das zivilgesellschaftliche Engagement zu steigern, um das Gemeinwohl unserer Gesellschaft zu verbessern. Das Mitwirken in einem solchen Prozess und dessen Mitgestaltung ist von enormer Bedeutung.
Deshalb begrüßen wir all jene, die demokratischen Grundwerten auch in Zukunft einen Raum zur Entfaltung geben wollen. Mit den Steinen der Intoleranz und Unvernunft gilt es daher, ein Bauwerk der Humanität zu errichten. Um das zu erreichen, werden wir trotz Drohungen weiterhin für unsere Rechte kämpfen und unsere Hand zum Dialog reichen!