Start Politik Ausland Türkei Manavgat: 110.000 Euro in einer Baklava-Schachtel

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Manavgat: 110.000 Euro in einer Baklava-Schachtel

Im Rahmen der Ermittlungen der Polizei wurden die Verdächtigen bereits vor vier Monaten technisch wie physisch überwacht.

(Symbolfoto: AA)
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Ein Gastkommentar von Nabi Yücel

Die größte türkische Oppositionspartei CHP kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Geradezu im flagranti wurde diesmal der stellvertretende Bürgermeister von Manavgat, Mehmet Engin Tüter, dabei gefilmt, wie er in seiner Amtsstube 110.000 Euro in einer Baklava-Schachtel annimmt und sich beim Geber vergewissert, dass dieser auch ja nichts ausplaudert.

17 Millionen Euro Erlös allein durch Bestechungsgelder

Das hat Konsequenzen. In der Gemeinde Manavgat in der Provinz Antalya wurden daraufhin 34 Personen festgenommen, darunter der CHP-Bürgermeister Niyazi Nefi Kara selbst. Die Staatsanwaltschaft von Manavgat hatte Ermittlungen wegen Bestechungsvorwürfen im Zusammenhang mit Hotelrenovierungen, Baugenehmigungen und Mietanträgen eingeleitet.

Im Rahmen der Ermittlungen der Polizei wurden die Verdächtigen bereits vor vier Monaten technisch wie physisch überwacht. Vor allem dem Bürgermeister wird angelastet, so umgerechnet rund 17 Millionen Euro eingenommen zu haben.

Nicht nur schamlos, sondern dreist

Und das während einer Zeit, in der bereits der ehemalige Oberbürgermeister von Istanbul, Ekrem İmamoğlu (€HP), seit Monaten aus demselben Grund in Untersuchungshaft sitzt, mehrere weitere Bürgermeister von Stadtgemeinden bereits ins öffentliche Rampenlicht gerieten, weil Unternehmer sowie Parteigenossen ihn selbst angezeigt hatten.

Zuletzt wurde noch der ehemalige Oberbürgermeister von Izmir, Tunç Soyer (€HP) verhaftet – mit demselben Tatvorwurf und Hintergrund.

Oppositionsführer Özgür Özel: entsende zwei parteiinterne Inspektoren

Der Parteichef der CHP, Özgür Özel erklärte, er werde aufgrund der Vorwürfe aus Manavgat nicht zulassen, dass die Partei damit beschmutzt wird.

Daher werde er zwei parteiinterne Inspektoren beauftragen, sich dem Fall anzunehmen und umfassende Aufklärungsarbeit zu leisten. Andererseits stellte Özel in einem Beitrag auf X auch klar, dass die Vorwürfe gegen Ekrem İmamoğlu bislang nicht mit solchen konkreten Beweisen erhoben worden seien.

 „Alles wird gut“ – die Hoffnung auf eine bessere Türkei?

Die €HP unter der Führung von Özgür Özel sowie Ekrem İmamoğlu hatte sich mit dem Parteislogan „Alles wird gut“ an die Spitze gebracht und dabei den ehemaligen Ziehvater Kemal Kılıçdaroğlu entthront.

Jedoch, beim Slogan hatte man sich wohl unglücklich verprochen, zumal von einer besseren Türkei im Sinne einer besseren Stadtverwaltung keine Rede sein kann. Stattdessen wurde es nur für eine Vielzahl von €HP-Genossen besser, die Bevölkerung bekam die versprochenen Verbesserungen daher nicht zu spüren.

Vielmehr erhielten sie eine desolate Stadtkasse, weswegen die Infrastrukturmaßnahmen, Investitionen in Erdbebensicherheit, Subventionen für Wasser, Strom, Brot und den öffentlichen Nahverkehr zurückgestellt wurden.

 


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von NEX24 dar.