
Washington – Das US-Außenministerium hat einen möglichen Verkauf von modernen Luft-Luft-Raketen im Wert von 304 Millionen Dollar an die Türkei genehmigt und damit einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der Verteidigungs- und Handelsbeziehungen zwischen den beiden NATO-Verbündeten getan.
Das Geschäft, das 53 AIM-120C-8 Advanced Medium-Range Air-to-Air Missiles (AMRAAMs) und 60 AIM-9X Sidewinder Block II Raketen umfasst, muss nach Angaben der U.S. Defense Security Cooperation Agency (DSCA) noch vom Kongress endgültig genehmigt werden.
Diese Entwicklung stellt einen bemerkenswerten Wandel in den Beziehungen zwischen den USA und der Türkei dar, die in den letzten Jahren stark belastet waren. Die Türkei, ein wichtiges NATO-Mitglied mit dem zweitgrößten Militär des Bündnisses, war in der Vergangenheit häufig mit den Vereinigten Staaten über verschiedene Themen zerstritten, darunter der Kauf des russischen Luftabwehrsystems S-400 im Jahr 2019.
Die Anschaffung führte zu erheblichen Konsequenzen, darunter US-Sanktionen im Rahmen des Countering America’s Adversaries Through Sanctions Act (CAATSA) und der Ausschluss der Türkei aus dem F-35-Kampfjet-Programm. Die USA gaben zu bedenken, dass das fortschrittliche Radar des S-400 die Tarnkappenfähigkeiten der F-35 beeinträchtigen und damit den technologischen Vorsprung der NATO gefährden könnte.
Der Kauf der S-400 hat nicht nur die Pläne der Türkei, 100 F-35 Lightning II-Jets zu erwerben, gestoppt, sondern auch dazu geführt, dass türkische Unternehmen nicht mehr an der Produktion des Jets beteiligt waren. Dieser Schritt verschärfte die Spannungen zwischen Ankara und Washington und warf Fragen über die Ausrichtung der Türkei innerhalb der NATO und ihre wachsenden Beziehungen zu Russland auf.
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— Economic Times (@EconomicTimes) May 16, 2025
Tauwetter in den Beziehungen
Die jüngsten Entwicklungen signalisieren jedoch ein Tauwetter in den Beziehungen.
Die Ratifizierung der schwedischen NATO-Mitgliedschaft im Jahr 2024 durch die Türkei nach monatelangen Verzögerungen ebnete den USA den Weg für den Verkauf von F-16-Kampfflugzeugen und Modernisierungspaketen im Wert von 23 Milliarden Dollar an die Türkei – ein Geschäft, das als Geste der Gegenseitigkeit angesehen wird.
Dieser Raketenkauf unterstreicht die Bemühungen beider Länder um eine Verbesserung der Beziehungen und eine Stärkung der militärischen Zusammenarbeit im Rahmen der NATO.
Das DSCA stellte fest, dass der Verkauf „die außenpolitischen Ziele und die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten unterstützen wird, indem er die Sicherheit eines NATO-Verbündeten verbessert, der weiterhin eine Kraft für politische und wirtschaftliche Stabilität in Europa ist“.
Zu diesem Optimismus trägt auch bei, dass die Diskussionen über eine mögliche Wiederaufnahme der Türkei in das F-35-Programm wieder aufgeflammt sind. Im Jahr 2024 deutete die amtierende stellvertretende US-Außenministerin Victoria Nuland an, dass Washington die Wiederaufnahme der Türkei in das F-35-Programm in Betracht ziehen würde, wenn das S-400-Problem gelöst wird, möglicherweise durch den Abzug der russischen Systeme von türkischem Boden.
Erdogan will Zusammenarbeit mit Trump
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sein Interesse an einer Zusammenarbeit mit US-Präsident Donald Trump bekundet, um die laufenden Streitigkeiten, einschließlich der möglichen F-35-Verkäufe, zu klären.
Ein solcher Schritt wäre von großer Bedeutung, denn der Ausschluss der Türkei aus dem Programm war ein großer Rückschlag, zumal der Rivale Griechenland im Rahmen seiner militärischen Modernisierung F-35 anschaffen will.
Analysten vermuten, dass sich das strategische Kalkül der Türkei verschieben könnte. Angesichts der sich verbessernden Beziehungen zu den USA und des Wunsches, ein Gegengewicht zu den wachsenden militärischen Fähigkeiten Griechenlands zu schaffen, könnte Ankara bereit sein, seine S-400-Systeme abzugeben und sie möglicherweise an ein Drittland wie Aserbaidschan oder Katar zu transferieren.
Außenminister Hakan Fidan will S-400 behalten
Es bleiben jedoch Herausforderungen, da der türkische Außenminister Hakan Fidan bereits signalisiert hat, dass er die S-400 behalten möchte, und Russland jeder Weitergabe der Systeme zustimmen müsste.
Der Raketenverkauf, der während eines Besuchs von US-Außenminister Marco Rubio in der Türkei anlässlich eines NATO-Außenministertreffens angekündigt wurde, spiegelt die Bemühungen wider, die angespannten Beziehungen wiederherzustellen.
Er fällt auch mit den Bestrebungen der Türkei zusammen, ihre Luftwaffe zu modernisieren, die sich in hohem Maße auf in den USA hergestellte Ausrüstungen stützt, darunter F-16-Jets sowie verschiedene Hubschrauber und Panzer. Die Hinzufügung von AMRAAM- und Sidewinder-Raketen wird die Luftverteidigungsfähigkeiten der Türkei verbessern, insbesondere für ihre F-16-Flotte, die diese fortschrittlichen Systeme einsetzen kann.
Der Verkauf hat zwar in einigen Kreisen, insbesondere in Indien, aufgrund der engen Beziehungen der Türkei zu Pakistan Bedenken ausgelöst, stellt jedoch einen pragmatischen Schritt zur Stärkung der NATO-Einheit dar.
Die mögliche Wiederaufnahme der Türkei in das F-35-Programm könnte diese Partnerschaft weiter festigen, sofern die S-400-Frage geklärt wird. Während beide Staaten diese komplexe Beziehung steuern, signalisiert das Raketengeschäft einen vorsichtigen, aber optimistischen Schritt hin zu einer vertieften militärischen und strategischen Zusammenarbeit.