Start Panorama Rassistische Morde in Deutschland Der NSU-Mord an Mehmet Turgut

Rassistische Morde in Deutschland
Der NSU-Mord an Mehmet Turgut

An jenem Tag am 25. Februar 2004, sprang er für einen Freund in einem Döner-Imbiss im Rostocker Stadtteil Toitenwinkel ein.

(Foto: Privat)
Teilen

von Kemal Bölge

Mehmet Turgut galt als guter Junge, der sich für nichts zu schade war, um der Familie oder auch Freunden zu helfen. An jenem Tag am 25. Februar 2004, sprang er für einen Freund in einem Döner-Imbiss im Rostocker Stadtteil Toitenwinkel ein.

Es war noch am Vormittag, als er den Dönerspieß einschaltet, Kaffee kocht und andere Dinge für den Tag vorbereitet. Kurz nach 10:00 Uhr treten durch den Seiteneingang zwei bewaffnete männliche Personen in den Imbiss ein und fordern ihn auf, sich auf den Boden zu legen. Wenige Minuten später schießen die Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) Mehmet Turgut in den Kopf, Hals und Nacken.

Nach der Tat wird das Opfer blutüberströmt in dem Imbisswagen gefunden und ein herbeigerufener Rettungswagen soll ihn in ein Krankenhaus bringen, doch Mehmet Turgut stirbt noch im Krankenwagen. Eine Woche nach dem Mordanschlag an Mehmet Turgut veröffentlichte die Polizei in Rostock eine Mitteilung, wonach ausländerfeindliche Motive für die Tat ausgeschlossen werden könnten.

Familien der getöteten Opfer wurden jahrelang beschuldigt und kriminalisiert

Jahrelang haben die Ermittlungsbehörden versucht den Mord an Mehmet Turgut, der nur 25 Jahre alt wurde, und anderen Morden an türkischen Kleinunternehmern sowie einem Griechen und einer Polizistin die Familien der getöteten Opfer beschuldigt, kriminalisiert und die Tat im Zusammenhang mit Organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht.

Der bayerische Kriminalbeamte und Profiler Alexander Horn ging in einer operativen Fallanalyse bereits 2006 von Ausländerhass als Tatmotiv aus. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden glaubte der Fallanalyse nicht und ließ weiter in Richtung Organisierte Kriminalität ermitteln.

Jahrzehntelange Verharmlosung von Rassismus, Hass und Antisemitismus

Erst als das NSU-Trio 2011 auffliegt, kommt das wahre Ausmaß der jahrelangen Neonazi-Terrorserie zum Vorschein, aber noch immer sind weder alle Mord- und Sprengstoffanschläge noch die Banküberfälle und das deutschlandweite NSU-Netzwerk, das existiert haben muss, aufgeklärt.

Die jahrzehntelange Verharmlosung von Rassismus, Hass und Antisemitismus führte zum Erstarken des rechtsextremistischen Terrors. Die milden Urteile im NSU-Prozess in München sind eine Schande für den deutschen Rechtsstaat, weil mit dieser Entscheidung eine deutschlandweite Mordserie mit zehn Todesopfern auf drei Personen reduziert wurde, aber die Unterstützer dieses Terrornetzwerks ungeschoren davonkommen können.

Für die Familien der Opfer ist das ein Schlag ins Gesicht, weil damit staatliche Stellen die NSU-Terrorgruppe nicht entschieden bekämpft haben und damit auch den rassistischen Wahn und Antisemitismus der Neonazis.