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Türkei: Gefängnisstrafe für Sängerin Gülşen

Die Popsängerin sagte bei der Vernehmung, dass sie es sich nicht erklären könne, weshalb man erst Monate nach dem Ereignis das Video ins Netz gestellt habe.

(Foto: Screenshot/Instagram)
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Istanbul – Ein Gericht hat die türkische Popsängerin Gülşen Çolakoğlu zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Die „türkische Madonna“ hatte wegen eines Witzes über islamische Imam-Hatip-Schulen vor Gericht gestanden. Gülşen hatte vor Monaten in Bezug zu religiösen Schulen angeblich von Perversität gesprochen. Das Gericht hat die Sängerin heute zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte „eins bis drei Jahre“ gefordert, wie türkische Medien berichten.

Die 46-jährige Sängerin wurde am 25. August vergangenen Jahres wegen „Aufstachelung zu Hass und Feindseligkeit in der Öffentlichkeit“ inhaftiert, nachdem ein Video ihrer Äußerungen auf der Website der Tageszeitung Sabah aufgetaucht war.

In dem Video von ihrem Auftritt im April vergangenen Jahres bezieht sich Gülşen auf einen Musiker in ihrer Band und sagt in heiterem Ton: „Er hat früher an einer Imam Hatip (Schule) studiert. Daher rührt seine Perversion.“

Gülşen erklärte während der Vernehmungn nach ihrer Verhaftung, das Gespräch sei zwar über das Mikrofon erfolgt, weshalb auch die Zuschauer es mitbekommen hätten. Gerichtet sei das Gespräch aber an das Team bzw. an einen Einzelnen des Teams. Sie habe nicht die Absicht gehabt, Besucher der Religionsschulen zu verunglimpfen oder Hass zu verbreiten. Sie werde in Zukunft eine andere Sprache anwenden und so etwas vermeiden. Daher entschuldige sie sich, wenn man das in diesem Zusammenhang falsch aufgefasst habe.

Die Popsängerin sagte bei der Vernehmung, dass sie es sich nicht erklären könne, weshalb man erst Monate nach dem Ereignis das Video ins Netz gestellt habe. Ihrer Meinung nach sei das geplant gewesen und diene lediglich der Provokation.

Tausende unterstützten sie in den sozialen Medien und erklärten, dass sie wegen ihres Einsatzes für LGBT+-Rechte und liberale Ansichten, die sich gegen die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) von Präsident Recep Tayyip Erdoğan richten, angegriffen wurde. Mehrere Minister verurteilten ihre Äußerungen auf Twitter.

In türkischen Talkshows wurde zwar der Satz an sich rundweg als Hass und Hetze bezeichnet, jedoch war man sich auch mehr oder weniger einig darüber, dass das derzeitige mediale Interesse und die Forderungen nach einer harten Strafe, zum jetzigen Zeitung überzogen seien. Auch die Inhaftierung wurde kritisiert und als unverhältnismäßig bezeichnet.

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