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Ukraine-Konflikt: Lawrow glaubt nicht an Atomkrieg

Invasion in Ukraine - Kein Durchbruch bei Verhandlungen in Antalya - Konfliktparteien für weitere Gespräche offen

Der russische Außenminister Sergei Lawrow (l) mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu bei einem Treffen in Sotschi. (Archivfoto: MFA)
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von Kemal Bölge

Antalya – Beim Treffen der Außenminister Russlands und der Ukraine in Antalya ist es den Verhandlungsdelegationen nicht gelungen, sich auf eine Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien zu einigen.

Als Gastgeber des Antalya-Diplomacy-Forum führte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu zunächst mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba eine Aussprache und im Anschluss mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow.

Nach den Einzelgesprächen kam es zum Meeting der drei Außenminister, bei dem der türkische Außenminister zwischen der ukrainischen und russischen Delegation vermittelte. Am Ende des Dreier-Gipfels traten der ukrainische und der russische Außenminister in getrennten Räumlichkeiten vor die internationale Presse.

Sergej Lawrow: Es geht für Russland um Leben und Tod

Russlands Außenminister Lawrow hob während der Pressekonferenz Russlands Bereitschaft hervor, zur Beendigung der Ukraine-Krise für alle Art von Gesprächen offen zu sein. In Hinblick auf ein Gespräch zwischen Präsident Putin und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj erklärte Lawrow: „Wir haben gesagt, dass er [Putin, Anm. d. Red.] sich mit Selenskyj treffen kann und dafür müssen Vorbereitungen getroffen werden. Wir erwarten Antworten auf das, was uns in Weißrussland mitgeteilt wurde.“ Alle bisherigen Vorschläge Russlands seien abgelehnt worden.

Außenminister Lawrow glaubt nicht an Atomkrieg

Nach Ansicht von Lawrow handelt es sich bei diesem Krieg gewissermaßen um einen Kampf auf Leben und Tod. Wird es, so Lawrow, Russland auf der Weltkarte weiterhin geben oder nicht. Darum gehe es beim derzeitig geführten Krieg und warnte den Westen wegen der Waffenlieferungen an die Ukraine.

Auf die Frage eines Journalisten nach dem Einsatz von Nuklearwaffen antwortete Lawrow, dass er nicht an einen Nuklearkrieg glaube. In Bezug auf die Ukraine habe in den letzten Jahren der Westen und die NATO das Thema Atomwaffen auf die Tagesordnung gebracht. Solange der Westen keinen Nuklearkrieg beginne, müsse es keine Befürchtungen geben. Das Treffen in Antalya sei auf Initiative von Präsident Erdoğan zustande gekommen. Russland habe dem zugestimmt und Moskau sei für alle Formen von Gesprächen offen.

Ukrainischer Außenminister Dmytro Kuleba: Es liegt nicht in unserer Hand den Krieg zu beenden

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba äußerte sich zunächst zur Dauer des Gesprächs mit dem russischen Außenminister Lawrow, das insgesamt eineinhalb Stunden gedauert habe.

Sein türkischer Amtskollege Çavuşoğlu habe für die Gespräche große Anstrengungen unternommen. Er sei erstens nach Antalya gekommen, damit ein humanitärer Korridor errichtet wird und zweitens eine Feuerpause von mindestens 24 Stunden vereinbart werden könne. Man müsse die Probleme der Menschen lösen und die Ukraine könne den Krieg nicht beenden.

Wenn der Staat, der die Ukraine angegriffen habe, dass nicht beabsichtige, werde es die Ukraine nicht schaffen, den Krieg zu beenden. Die Ukraine werde nicht aufgeben und sei für die Diplomatie offen. Es werde nach Lösungen gesucht, aber die Heimat und die Ukrainer würden verteidigt.

Außenminister Kuleba drückte seine Hoffnung auf weitere Verhandlungen aus. Wenn die russische Seite für weitere Gespräche bereit sei, werde er sich dem nicht verschließen. Für den Frieden werde die Ukraine alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen und das Menschenleben sei dabei das wertvollste Gut.

Außenminister Çavuşoğlu: Unsere diplomatischen Bemühungen gehen weiter

Außenminister Mevlüt Çavusoğlu wies vor der Presse auf die Bedeutung der Verhandlungen hin. Ankara habe sich dafür eingesetzt, Probleme durch Diplomatie zu lösen. Wenn der Krieg fortgeführt werde, seien unschuldige Zivilisten die Verlierer.

Was jetzt benötigt werde, sei ein nachhaltiger Waffenstillstand. Damit es zu einem nachhaltigen Waffenstillstand komme, müsse der humanitäre Waffenstillstand eingehalten werden. In Mariupol würden sich die Konfliktparteien zusammenkommen, um einen humanitären Korridor zu errichten.

Humanitäre Korridore müssten ungehindert offengehalten werden und man solle, so der türkische Außenminister, von einer einzigen Verhandlung keine Wunder erwarten. Er werde diesen Prozess weiterhin unterstützen. Çavusoğlu verwies auf die Bedeutung von Frieden und Stabilität, die es wiederherzustellen gelte.

Nach dem Gespräch mit den beiden Außenministern schrieb Çavusoğlu im Kurznachrichtendienst Twitter:

„In einer Zeit, in dem der Frieden am meisten gebraucht wird, kam ich auf dem Antalya-Diplomacy-Forum mit meinem russischen und ukrainischen Amtskollegen Lawrow und Kuleba in einer Dreierrunde zusammen. Unsere Hoffnung besteht in der Wiederherstellung des Friedens in unserer Region. Wir werden unsere diplomatischen Bemühungen zwischen Russland und der Ukraine fortsetzen.“

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