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Gedenken an Ramazan Avci: 1985 von Neonazis erschlagen

Am heutigen Montag jährt sich zum 35. Mal die Ermordung des Türken Ramazan Avcı durch eine Horde Neonazis. Am Heiligabend starb der damals 26-jährige an den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen.

(Screenshot/Twitter)
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Hamburg – Am heutigen Montag jährt sich zum 35. Mal die Ermordung des Türken Ramazan Avcı durch eine Horde Neonazis. Am Heiligabend starb der damals 26-jährige an den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen.

An einer Gedenkveranstaltung auf dem nach ihm benannten Platz vor dem S-Bahnhof-Landwehr werden am Montag Familienangehörige Avcıs aber auch Hinterbliebene anderer neonazistischer Gewaltakte teilnehmen. Seit dem 21. Dezember 2012 heißt der Platz vor dem Landwehr-Bahnhof „Ramazan-Avci-Platz“. Der 21. Dezember war Avcis Geburtstag.

Am besagten Tag wollte Avci sein Auto verkaufen, denn er brauchte Geld für ein Kinderbett: Seine Verlobte war schwanger.

Hierzu die Initiative „Aufklärung Schützenstraße:

Am 21.12.1985 wurde Ramazan Avcı zusammen mit seinem Bruder und einem Freund am Bahnhof Landwehr aus einer bekannten Skinheadkneipe heraus angegriffen. Sein Bruder und der Freund konnten in letzter Sekunde in einen Linienbus fliehen, der ebenfalls von den Nazis angegriffen wurde. Ramazan Avcı rannte auf die Fahrbahn und wurde von einem Auto erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Nachdem er auf der Straße aufschlug, liefen die Neonazis auf ihn zu. Ramazan Avcı wurde auf dem Boden liegend mit Baseballschlägern, Axtknüppeln und Fußtritten auf den Kopf brutal malträtiert und verstarb am 24.12.1985 an den Folgen dieser Schläge im Krankenhaus. Wenige Tage später wurde sein Sohn geboren, der nach ihm benannt wurde.

Viele Skinheads sahen sich bei ihrem Terror gegen Einwanderer als Vollstrecker eines Volkswillens. Naziskinaktivitäten auf offener Straße wurden polizeilich und gesellschaftlich weitgehend geduldet. So konnten auf dem belebten Hansaplatz im Hamburger Zentrum Anfang Dezember 1985 zwei Skinheads ein von ihnen als türkisch kategorisiertes junges Mädchen quälen, schlagen und immer wieder zu Boden werfen, ohne dass jemand eingriff oder die Polizei holte. In Hamburg war die Verbindung zwischen den losen, trinkfreudigen Naziskingruppen und neonazistischen Kaderorganisationen besonders auffällig und erfolgreich, wurde aber von Polizei und Politik ignoriert. Hamburgs damaliger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi, SPD, bedauerte den „tragischen Tod” Ramazan Avcis, ohne den Naziterror zu erwähnen, berichtet „Gegenwind“.

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Auch das türkische Konsulat in Hamburg gedachte mit einem Tweet an die Ermordung des Deutschtürken.

„Ramazan Avci wurde am 21. Dezember von Neonazis zu Tode geschlagen. Er war weder das erste noch das letzte Opfer. In Gedenken an Ramazan Avcı“, twitterte das Konsulat.

(Screenshot/Twitter)

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