Paris – Nachdem sich der französische Präsident Emmanuel Macron Anfang Oktober kritisch gegenüber dem Islam äußerte und ankündigte „islamistischen Separatismus“ zu bekämpfen, wird die Kritik in muslimischen Ländern bezüglich seinen Äußerungen immer lauter.
In Kampagnen fordern weltweit immer mehr Muslime einen Boykott französischer Waren. Hashtags wie der #BoycottFrenchProducts in englischer Sprache verbreiten sich in Ländern wie Kuwait, Katar, Palästina, Ägypten, Algerien, Jordanien, Saudi-Arabien und der Türkei. In sozialen Netzwerken waren Videos zu sehen, wie Mitarbeiter eines Supermarkts in Jordaniens Hauptstadt Amman französische Milchprodukte aus dem Kühlregal räumen.
Anfang dieses Monats verpflichtete sich Macron, den „islamistischen Separatismus“ zu bekämpfen, der seiner Meinung nach in einigen muslimischen Gemeinden in Frankreich die Kontrolle zu übernehmen droht. Er beschrieb den Islam auch als eine Religion, die sich weltweit „in der Krise“ befinde. Er hatte sich am Mittwoch zudem auf Seite derjenigen gestellt, die Mohammed-Karikaturen zeigen oder veröffentlichen wollen.
Seine Äußerungen führten zu einer Kampagne in den sozialen Medien, in der zum Boykott französischer Produkte aus Supermärkten in arabischen Ländern und der Türkei aufgerufen wurde.
In Kuwait beschlossen der Vorsitzende und die Vorstandsmitglieder der Al-Naeem Cooperative Society, alle französischen Produkte zu boykottieren und sie aus den Regalen der Supermärkte zu entfernen, berichtet der Nachrichtensender Aljazeera.
„Auf der Grundlage der Position des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und seiner Unterstützung für die offensiven Karikaturen gegen unseren geliebten Propheten beschlossen wir, alle französischen Produkte bis auf weiteres vom Markt und von den Filialen zu entfernen“, zitiert Aljazeera den Händlerverband Dahiyat al-Thuhr. Dem Bericht zufolge, hätten mehrere arabische Lebensmittelkonzerne als Reaktion auf Macrons Äußerungen französische Produkte bereits aus Supermärkten entfernt
In Katar kündigte der Molkereikonzern Wajbah Dairy einen Boykott französischer Produkte an und versprach Alternativen anzubieten.
„Wir haben französische Produkte sofort und bis auf weiteres aus unseren Regalen genommen“, so auch der katarische Lebensmittelkonzern Al Meera Consumer Goods Company, in einer Mitteilung auf Twitter.
„Wir bekräftigen, dass wir als nationales Unternehmen nach einer Vision arbeiten, die mit unserer Religion, unseren etablierten Sitten und Gebräuchen in Einklang steht, und zwar in einer Weise, die unserem Land und unserem Glauben dient und den Wünschen unserer Kunden entspricht“, so der Konzern.
Auch die Universität von Katar schloss sich der Kampagne an. Ihre Verwaltung hat eine Veranstaltung der Französischen Kulturwoche unter Berufung auf den „absichtlichen Missbrauch des Islam und seiner Symbole“ auf unbestimmte Zeit verschoben.
Auch in Marokko nahmen Menschen an der Kampagne teil
„Als Marokkanerin akzeptiere ich nicht, wie sich der französische Präsident gegenüber dem Islam verhält, deshalb unterstütze ich die Kampagne zum Boykott französischer Produkte“, so Rania Lamlahi auf Twitter.
Der Aktivist Siham Sark wiederum kritisierte in einem Tweet die Art und Weise, wie Macron mit dem Thema der anstößigen Karikaturen umgegangen ist: „Trotz seiner Behauptung, dass Frankreich ein Land ist, das Freiheiten garantiert“.
Der Influencer Jalal Aouita schrieb auf Facebook: „Es gibt keinen Unterschied zwischen Frankreich in der Vergangenheit und dem heutigen Frankreich, abgesehen von Make-up-Trends und den nächtlichen Lichtern von Paris. Der gleiche Hass, die gleiche Diskriminierung, die gleiche Einschüchterung, die gleiche Mentalität“.
Aouita fügte hinzu: „Ich habe die Karikaturen absichtlich veröffentlicht, damit sich jeder des Grolls der französischen Entscheidungsträger gegen den Islam bewusst wird“.
In einem Facebook-Posting verurteilte auch ein Sprecher der Stadtverwaltung von Rabat Frankreich: „Es ist ein trauriger Tag in der Geschichte der Muslime, ein trauriger Tag im wahrsten Sinne des Wortes. Ist Frankreich verrückt geworden?“, so Hisham El-Harch.
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