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Moscheeanschlag in Neuseeland
Terroropfer: „Ich vergebe ihm“

Farid Ahmed, Führungsmitglied der Deans Ave Moschee, der bei dem Terroranschlag in Christchurch seine Frau verloren hat, sagte in einem Interview mit dem neuseeländischen Nachrichtenportal "Newshub", dass er dem Attentäter vergeben habe.

(Foto: Screenshot/Newshub)
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Christchurch (nex) –  Farid Ahmed, Führungsmitglied der Deans Ave Moschee, der bei dem Terroranschlag in Christchurch seine Frau verloren hat, sagte in einem Interview mit dem neuseeländischen Nachrichtenportal „Newshub“, dass er dem Attentäter vergeben habe.

Die außergewöhnliche Geste für den Mann, der so viele seiner Freunde getötet hat, sei das, was seine Frau gewollt hätte, so Ahmed. Husna Ahmed leitete Kurse für Kinder in der Moschee, während ihr Mann Predigten hielt.

„Sie war wahrscheinlich offener als ich. Sie konnte jeden erreichen, sie hatte eine Anziehungskraft“, sagte Farid Ahmed gegenüber Newshub. Am Freitag brach ihr friedliches Leben zusammen, als ein rechtsradikaler Terrorist einen Anschlag auf die Moschee verübte, wo sie 20 Jahre lang gedient hatten. Das Paar war in getrennten Zimmern, und Farid Ahmed – der einen Rollstuhl benutzt – konnte nicht fliehen, berichtet Newshub weiter.

„Ich dachte, ich würde nicht rauskommen, und ich war bereit zu sterben. Deshalb dachte ich in dem Moment einfach: „Kein Grund zur Panik, ich bin besser ruhig und bereit“, so der Witwer. Husna führte die Frauen und Kinder zusammen und brachte sie in Sicherheit, bevor sie zurückkehrte, um ihren Mann zu retten.

Dieses gelang ihr jedoch nicht mehr, sie starb auf dem Weg zurück in die Moschee.

„Ich liebe ihn, um ehrlich zu sein“, so Ahmed. „Ich glaube, er hat wahrscheinlich ein Trauma in seinem Leben durchgemacht, wahrscheinlich wurde er nicht geliebt…. Ich hasse ihn überhaupt nicht, ich hasse ihn überhaupt nicht, überhaupt nicht.“

Vergebung ist das was seine Frau Husna gewollt hätte, so Ahmed. „Sie war mutig, und sie hat ihr Leben gegeben, um andere zu retten“, sagt er. „Wenn dir jemand etwas Böses antut, tue im Gegenzug Gutes.“

Der Australier Brenton Tarrant und drei Neuseeländer verübten am Freitag Anschläge auf zwei Moscheen in Neuseeland, bei denen mindestens 49 Menschen getötet und fast 40 verletzt wurden. Unter den Opfern befinden sich Medienberichten zufolge auch Kinder. Bei drei der Verletzten handele es sich um türkische Staatsbürger.

„Wir kommen nach Konstantinopel“

Bei einem vor dem Anschlag veröffentlichten Manifest ruft Tarrant dazu auf, Erdogan, Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Bürgermeister von London, Sadiq Khan, zu töten.

Das Manifest hat einen Abschnitt mit dem Titel „für Türken“, in dem Tarrant droht, alle Türken zu töten, die auf der europäischen Seite der Türkei und anderswo in Europa leben. Östlich des Bosporus dürften Türken jedoch weiterhin friedlich leben, so Tarrant in seinem mittlerweile gelöschten Manifest.

„Wir kommen nach Konstantinopel und werden jede Moschee und jedes Minarett in der Stadt zerstören. Die Hagia Sophia wird frei von Minaretten sein und Konstantinopel wird zu Recht wieder im Besitz von Christen sein“, so der Text weiter.

Der Tod von Erdogan werde einen Keil zwischen den „türkischen Invasoren, die derzeit unsere Länder besetzen“ und dem ethnisch europäischen Volk treiben sowie gleichzeitig die „Macht der Türkei“, einem „Hauptfeind Russlands“, in der Region schwächen und die NATO destabilisieren, so das Manifest.