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Türkei: Ab dem 1.1 zahlen Kunden für Plastiktüten

Plastiktüten sind in der Türkei seit dem 1. Januar kostenpflichtig. Damit sollen umweltschädliche Abfälle reduziert werden.

(Beispielfoto: pixa)
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Ankara (nex) – Schon lange angekündigt – ab heute realisiert. Was in vielen europäischen Ländern selbstverständlich ist, führte in der Türkei seit der Ankündigung vor fast zwei Jahren, zu Disput und Kritik an der Regierung.

Pastiktüten waren bisher Bestandteil des türkischen Alltags und wurden beim Einkauf kostenlos zur Verfügung gestellt.

Dies hat sich seit heute geändert. Plastiktüten sind in der Türkei seit dem 1. Januar kostenpflichtig. Damit sollen umweltschädliche Abfälle reduziert werden.

Türkeiweit werden im Jahr 250.000 Tonnen Plastiktüten hergestellt. Laut dem Umweltministerium liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei 440 Plastiktüten im Jahr. 

Die türkische First Lady, Emine Erdogan, leitet derzeit das Null-Abfall-Projekt der Türkei, das darauf abzielt, das Volumen der nicht verwertbaren Abfälle zu reduzieren.

Gesundheitsgefahr für Menschen

Die ungeregelte Entsorgung schadet der Umwelt und stellt eine Gesundheitsgefahr für Menschen dar. „Die Flut an Plastikmüll lässt sich nur eindämmen, indem weniger Kunststoffe produziert werden“, sagt Manfred Santen von Greenpeace Deutschland.

Pro Jahr werden in Europa 49 Millionen Tonnen Plastik in Verkehr gebracht. Davon landet viel als Abfall in der Umwelt. Um das Problem zu lösen, setzt die EU-Kommission im Kern auf die Wiederverwendung, höhere Kosten für Plastik und eine bessere Recyclingfähigkeit von Verpackungen und Produkten. Die Deutsche Umwelthilfe DUH fordert die deutsche Bundesregierung auf, eine Vorreiterrolle bei der Vermeidung und dem Recycling von Plastikabfällen einzunehmen.

Von der Bundesregierung fordert die DUH die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Abfallvermeidung. „Weil Mehrwegsysteme, wie beispielsweise Mehrwegflaschen für Getränke, der ersten Stufe der Abfallhierarchie entsprechen, müssen diese besonders gefördert werden. Durch ihre häufige Wiederverwendung leisten sie einen entscheiden Beitrag zur Abfallvermeidung und einer plastikfreien Umwelt.

Die deutsche Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die gesetzliche Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent umgesetzt wird“, fordert DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Das deutsche Mehrwegsystem für Getränkeverpackungen ist das größte weltweit und beispielgebend für ganz Europa. Neben der Umsetzung der gesetzlichen Mehrwegquote für Getränkeverpackungen sind auch höhere Entgelte für Verpackungen sowie verbindliche Regeln zur Langlebigkeit und Reparierbarkeit von Produkten notwendig.

Bessere Recyclingqualität und Anreize zum Rezyklat-Einsatz notwendig

Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft sagt: „Immer häufiger werden Verpackungen hergestellt, die faktisch nicht mehr recyclingfähig sind. Die EU-Plastikstrategie greift diesen wichtigen Punkt auf. Kompliziert und mehrschichtig aufgebaute Verbundstoffe sollen bis 2030 der Vergangenheit angehören. Hierfür müssen jedoch verbindliche Standards zur Recyclingfähigkeit festgelegt werden, welche es zum jetzigen Zeitpunkt in Deutschland nicht gibt. Hier muss dringend nachgebessert werden.“. Als positiv bewertet die DUH, dass die EU-Kommission biologisch abbaubare Kunststoffe nicht bevorteilt, sondern als kritisch bei Recyclingprozessen und problematisch beim Abbau in der Natur einschätzt.

Recyceltes Plastik macht bisher nur zwischen vier bis sechs Prozent der gesamten Plastiknachfrage aus. Die DUH greift daher den Hinweis der EU-Kommission zur Notwendigkeit des Einsatzes von Recyclingmaterial zur Herstellung von Kunststoffverpackungen und Produkten auf und fordert in Deutschland eine verbindliche Mindesteinsatzquote, um einen geschlossenen Wiederverwertungskreislauf zu erreichen.