Start Panorama "Fakenews" „Waisenkinder in der Türkei“: Ex-Spiegel-Journalist Relotius veruntreute Spendengelder

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„Waisenkinder in der Türkei“: Ex-Spiegel-Journalist Relotius veruntreute Spendengelder

Einem neuen Spiegel-Bericht zufolge, soll der ehemalige Journalist des Nachrichtenmagazins nicht nur große Teile seiner Artikel frei erfunden, sondern möglicherweise auch Spendengelder veruntreut haben. 

(Symbolfoto: pixa)
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Hamburg (nex) – Einem neuen Spiegel-Bericht zufolge, soll der ehemalige Journalist des Nachrichtenmagazins nicht nur große Teile seiner Artikel frei erfunden, sondern möglicherweise auch Spendengelder veruntreut haben.

Dem Bericht zufolge, habe Claas Relotius von seinem privaten E-Mailkonto Lesern Spendenaufrufe geschickt, um Waisenkindern in der Türkei zu helfen. Das Geld sollte auf sein Privatkonto überwiesen werden.

Wie viele Spender sich auf diesen Aufruf meldeten und was mit diesem Geld passierte, sei derzeit noch nicht klar. Die Spiegel-Redaktion habe von der Aktion nichts gewusst, so der Bericht. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass sich Leser zu dieser Aktion an die Zeitschrift gewendet haben. Der Spiegel werde alle „gesammelten Informationen der Staatsanwaltschaft im Rahmen einer Strafanzeige zur Verfügung stellen“.

Die Spenden seien anlässlich des Berichts „Königskinder“ vom Juli 2016 überwiesen worden. Die Geschichte handelt von einem syrischen Geschwisterpaar, das als Waisenkinder in der Türkei auf der Straße lebt.

Den Aussagen des türkischen Fotografen Emin Özmen gegenüber dem Spiegel zufolge, habe Relotius die Biografie eines der Jungen gefälscht und stark dramatisiert. Weder habe der Junge mit dem Namen Ahmed seine eigene Mutter begraben müssen, wie es in der Story von Relotius dargestellt wurde, noch habe er eine Schwester. Die Mutter lebe noch und arbeite in einer Möbelfabrik in der südosttürkischen Stadt Gaziantep.

Die von Relotius beschriebene Schwester Alin, die als Schwarzarbeiterin in einer Textilfabrik arbeiten soll, kenne Özmen nicht, Ahmed habe keine Schwester auf die die Beschreibung zutrifft. Womöglich sei die Person der Schwester komplett erfunden. Dies werde derzeit vom Spiegel geprüft. Özmen habe Relotius bei der Recherche zu dem genannten Text zeitweise begleitet und Ahmed fotografiert.