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Wegen Kopftuch: Muslimische Ärztin des Fitnessstudios verwiesen

Nach ihrem Probetraining, mit Kopftuch, meldete sich die Ärztin beim Fitnessstudio “LifePark Max“ an. Bereits nach der zweiten Sporteinheit stellte man sie vor die Wahl: Entweder sie legt ihre Kopfbedeckung ab, oder sie verlässt das Fitnessstudio.

(Foto: pixa)
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Von Caglar S. Efe

Eman Sobh ist 45 Jahre alt und Muslima. Wegen ihres Kopftuchs wurde sie des Fitnessstudios verwiesen.

Nach ihrem Probetraining, mit Kopftuch, meldete sich die Ärztin beim Fitnessstudio “LifePark Max“ an. Bereits nach der zweiten Sporteinheit stellte man sie vor die Wahl: Entweder sie legt ihre Kopfbedeckung ab, oder sie verlässt das Fitnessstudio. Sie entschied sich wütend für zweiteres: „Man hat mich rausgeworfen“, erzählt sie gegenüber dem „Donaukurier“.

Das Kopftuch ist und bleibt Privatsache

Auch mangelnde Beratung ist hier das Problem, denn hätte man sie zu Beginn über das Kopftuchverbot während des Trainings informiert, wäre es erst gar nicht zum Vertragsabschluss gekommen, betont sie. Deshalb lehnt sie auch das Angebot des Fitnessstudiobetreibers, ihr ein Sonderkündigungsrecht zu gewähren, ab. Denn für sie steht ganz klar fest: „Was ich trage, ist meine Privatsache, solange ich andere damit nicht beeinträchtige. Mir mein Kopftuch zu verbieten ist eine Diskriminierung.“

Mehr Toleranz

Die Ägypterin ist gekränkt und fordert mehr gesamtgesellschaftliche Toleranz gegenüber kopftuchtragenden Muslimas ein: „In Ägypten liegen Touristinnen topless am Strand, keine Ausländerin wird gezwungen, Kopftuch zu tragen. Kanzlerin Angela Merkel hat gesagt, dass der Islam zu Deutschland gehört. Ich bin gekommen, um hier in Freiheit zu leben. Ich habe gekämpft, um einen Platz in diesem Land zu finden. Ich fühle mich in meiner Würde verletzt.“ Um anderen Frauen derartige Vorfälle zu ersparen, hat sie das Training in dem besagten Fitnessstudio beendet.

Kleidungsvorschriften und Struktur

Volker Beitler, Inhaber des Fitnessstudios, betont die problematische, gar abschreckende Wirkung der Kopfbedeckung gegenüber den Kunden: „So ein großes Kopftuch beim Training zu tragen ist schwierig, nicht nur aus hygienischen Gründen. Es wirkt auf andere Mitglieder womöglich befremdlich. Genauso, als würde jemand im Rock trainieren oder mit Jeans.“

Das Kopftuch ist nicht Teil seiner Kleiderordnung, welche Sportkleidung ausdrücklich vorschreibt, und an die sich alle Besucher des Fitnessstudios halten sollen. „Wir wollen auch nicht, dass jemand mit Straßenschuhen oder nacktem Oberkörper trainiert. Männer sollten auch keine Träger-Shirts anziehen.“
Beitler zufolge müsse man sich seinem Umfeld entsprechend verhalten, denn nur so könne man eine gewisse Struktur dafür schaffen. Der Glaube spiele dabei gar keine Rolle. „Aber ganz ehrlich: Wenn ich eine Moschee betrete, dann ziehe ich auch die Schuhe aus.“

Angst um seine Kunden

Nachdem Eman Sobh die Alternativvorschläge Beitlers, sprich das Tragen eines sportlicheren Kopftuchs oder eines Käppis sowie das Recht auf Sonderkündigung, ablehnte, beteuerte der Inhaber seine Kompromissbereitschaft und die Angst vor Kundenverlust: „Es gibt für mich nichts Schlimmeres, als einen Kunden oder eine Kundin zu verlieren. Aber wir müssen versuchen, es möglichst allen Leuten recht zu machen. Wenn Mitglieder nicht gut auf so ein Kopftuch reagieren, dann schafft das eine schlechte Stimmung. Ich hasse solche Situationen wie die Pest.“

Dennoch hält Beitler an seiner Meinung fest und möchte das Kopftuch auf Kosten seiner Mitglieder nicht erlauben: „Ich sehe halt die Gefahr, dass es Schule macht und dies auf Widerstand meiner Mitglieder stößt.“

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