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Bericht: Europas giftiger Müll wird in der Türkei entsorgt

Nachdem China seit Januar 2018 seine Grenzen für ausländische Abfälle geschlossen hat, wurde die Türkei zu Europas bevorzugtem Ziel für Plastikmüll.

(Archivfoto: nex24)
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Adana – Nachdem China seit Januar 2018 seine Grenzen für ausländische Abfälle geschlossen hat, wurde die Türkei zu Europas bevorzugtem Ziel für Plastikmüll.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP mit Bezugnahme auf Eurostat-Daten stiegen die Exporte von Kunststoffabfällen in die Türkei von 2016 bis 2019 um mehr als das Zehnfache. Die Türkei habe demnach fast ein Viertel dessen aufgenommen, was die EU im vergangenen Jahr exportierte.

Die Folgen für die Umwelt seien zunehmend schwer zu ignorieren, da illegal abgeladenes Plastik rund um die wachsende Zahl von Standorten in der Südtürkei, an denen europäische Kunststoffe verarbeitet werden sollen, sichtbar ist.

„Die europäischen Bürger müssen das wissen: Die letzte Station für ihren Müll, den sie sorgfältig in verschiedene Boxen trennen, ist keine Recyclinganlage. Hier gibt es Berge von Müll“, sagte Sedat Gundogdu, Professor an der Cukurova Universität in Adana, gegenüber AFP vor einem Haufen illegal abgeladenen Plastiks.

Da Europa für den Abtransport des Abfalls bezahlt, besteht für türkische Firmen, die ihn importieren, eine finanzielle Versuchung, ihn zu deponieren, anstatt für das Recycling zu bezahlen. Es sei unklar, wie viel des importierten Kunststoffabfalls, der eigentlich recycelt werden sollte, auf illegalen Deponien landet.

Ein Teil des illegal entsorgten Mülls lande in Flüssen, die ins Mittelmeer münden, und das Plastik wird an türkische Strände gespült, was die Tourismusindustrie gefährde.

„In den Meeren stoßen wir am häufigsten auf Einwegplastik“, sagte Nihan Temiz Atas, Leiterin des Plastikprojekts von Greenpeace Mediterranean, und forderte ein Verbot der Verwendung.

Wie AFP weiter berichtet, wies das türkische Umweltministerium im September 2020 Recyclingunternehmen an, nicht mehr als 50 Prozent ihres Bedarfs zu importieren und die andere Hälfte im Inland zu beziehen.