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Gaza: Ärzte unter Beschuss – Was Europa nicht sehen soll

„Gaza: Ärzte unter Beschuss“ ist eine von der BBC in Auftrag gegebene, dann aber von ihr nicht ausgestrahlte Dokumentation über die Kriegsverbrechen Israels in Gaza 

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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Gaza: Ärzte unter Beschuss“ ist eine von der BBC in Auftrag gegebene, dann aber von ihr nicht ausgestrahlte Dokumentation über die Kriegsverbrechen Israels in Gaza – ein seltenes Beispiel dafür, dass der britische Staatssender eine drohende moralische wie ethische Katastrophe witterte und die Ausstrahlung der Channel 4 überließ, einem TV-Kanal mit wenig Einschaltquoten.

Der Film, der von Channel 4 am 2. Juli ausgestrahlt wurde, ist unbestreitbar erschütternd und schockierend. Er enthält unerträgliche Szenen des Leidens von Frauen, Alten und Kindern: ein Junge, der über der Leiche seines Vaters schluchzt, ein kleines Mädchen auf dem Operationstisch, nachdem man ihr die Haut vom Oberkörper abgezogen hat.

Gaza ist die Hölle auf Erden, und die Dokumentation führt uns das vor Augen. Man sieht diese Bilder zwar auch in den ausländischen TV-Nachrichten, aber sie sind entsprechend kurz geschnitten und bei weitem nicht so brutal. Eine Stunde dieser Dokumentation ist kaum zu ertragen.

Bis Anfang Januar dieses Jahres wurden laut Hochrechnungen vom Royal Holloway College der Universität London mehr als 80.000 Palästinenser in Israels Krieg in Gaza getötet – eine schier unglaubliche Zahl an Opfern, die schon ein Jahr zuvor in einer Studie im Magazin Lancent relativ genau bestimmt wurde.

Brutale Szenen der Gewalt der IDF

Es waren diese brutalen Szenen, die die BBC für ihre Zuschauer möglicherweise als zu schwer zu verdauen empfand und einige Standpunkte, die sich aus der Dokumentation hervorkristallisierten, weshalb man es unterließ:

Sie lauten a) dass Israel palästinensische Ärzte und Krankenhausmitarbeiter festnimmt, foltert und in einigen Fällen gezielt tötet, und zwar sowohl bei der Arbeit als auch zu Hause. Und b) dass Israel die Krankenhäuser Gazas systematisch lahmlegt, als Teil eines umfassenden Plans zur Zerstörung Gazas.

Es gibt ein Drehbuch, dass wird jedem Zuschauer beim zusehen sofort bewusst: Das Krankenhaus und seine Umgebung mit Luftangriffen angreifen, das Gebäude mit Bodentruppen belagern und medizinische Versorgung blockieren, medizinisches Personal festnehmen, dann Truppen abziehen und wenn überhaupt, eine funktionsuntüchtige Gebäudehülle zurücklassen, oder gleich dem Erdboden gleichmachen.

Weiter zum nächsten Krankenhaus und das Ganze wiederholen. Die Dokumentation zeichnet davon ein überzeugendes Bild.

Misshandlungen, Folter und Vergewaltigung

Ärzte sprechen in der Dokumentation von Folter und Inhaftierung, während Handyaufnahmen erschreckende Szenen zeigten, darunter die mutmaßliche Vergewaltigung eines Gefangenen Palästinensers durch israelische Soldaten aus dem berüchtigten Sde-Teiman-Gefängnis.

Zu den Verletzungen des Palästinensers zählten ein Darmriss, schwere Verletzungen an After und Lunge sowie gebrochene Rippen, berichtete die israelische Tageszeitung Haaretz. Damals waren nach Protesten neun Soldaten verhaftet worden, radikale Israelis und Politiker protestierten daraufhin vor dem Gefängnis, um die Soldaten als Helden freizupressen.

Die Soldaten stehen vor einem Militärgericht, ein Urteil wurde noch nicht ausgesprochen. Die Dokumentation zeigt aber, wie ein gesamter Zug einer Einheit der IDF im Sde-Teiman-Gefängnis daran beteiligt ist, den Palästinenser vergewaltigen zu lassen.

„Black Sites“

Amnesty International und Human Right Watch berichten seit längerem über israelische „Black Sites“, sogenannte schwarze Anlagen, in denen Männer ohne gerichtliche Aufsicht festgehalten werden. Immer wieder sickern Bilder aus diesen Anlagen heraus, darunter sehr verstörende Bilder von Gefangenen.

Beide Menschenrechtsorganisationen werfen zusammen mit der B`Tselem Israel seit längerem vor, „mit genozidaler Absicht“ nicht nur gegen das palästinensische Gesundheitssystem vorzugehen. Israel bestreitet das lautstark, wenngleich sie auch nicht bereit ist, israelische oder ausländische Journalisten frei arbeiten zu lassen, um diese Vorwürfe zu entkräften.

B’Tselem, eine israelische Nichtregierungsorganisation in Jerusalem, veröffentlicht unter dem Titel „Willkommen in der Hölle“ fortwährend Berichte über den Missbrauch und die unmenschliche Behandlung von Palästinensern, die seit dem 7. Oktober 2023 in israelischer Haft sind.

Freier Journalismus?

Die Sendung wurde ebenfalls, wie die gesamte Berichterstattung über Gaza, durch Israels Weigerung, Journalisten frei arbeiten zu lassen, ständig behindert. Ein israelischer Whistleblower, dessen Gesicht verborgen blieb, behauptet in der Dokumentation, als Arzt in einem Feldlazarett gearbeitet und Zeuge gewesen zu sein, wie ein Gefangener als „Vergeltung“ für den 7. Oktober ohne Betäubung behandelt wurde.

Man ist schlichtweg auf diese Menschen angewiesen, die diese schrecklichen Erfahrungen teilen. Man fragt sich automatisch: War das ein Einzelfall oder ist es ein weitverbreitetes Phänomen oder gar ein verordneter Befehl?

HAMAS-Zentralen unter Krankenhäusern

Die israelische Regierung behauptet, die Hamas nutze Krankenhäuser als Teil ihrer Militärstrategie und habe auch israelische Geiseln behandelt. Das mag stimmen, aber Ärzte sind an ihren Berufseid gebunden: Menschen in ihrer Not zu helfen, unabhängig davon, was sie sind oder welche Taten ihnen vorgeworfen werden.

Nach Durchsicht der Dokumentation steht außer Zweifel: Ärzte in Gaza arbeiten unter schrecklichsten Bedingungen – oft ohne Strom, Wasser und medizinische Grundversorgung – und versuchen, Leben zu retten. Die schwächsten in diesem Glied, Frauen, Kinder und Alte in Gaza, leben in unvorstellbarem Elend. Zumindest in dieser Hinsicht ist die Dokumentation eindeutig.

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Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von NEX24 dar.