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Familie von Lina Heider: Wir stammen nicht aus Afghanistan

Lina Heider, mit elf Jahren die jüngste Abiturientin Deutschlands, sieht sich mit falschen Gerüchten in sozialen Medien konfrontiert.

(Screenshot/X)
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Bonn – Lina Heider, mit elf Jahren die jüngste Abiturientin Deutschlands, sieht sich mit falschen Gerüchten in sozialen Medien konfrontiert.

Nachdem die hochbegabte Schülerin vergangene Woche ihr Abiturzeugnis am Sankt-Adelheid-Gymnasium in Bonn erhalten hatte, kursierten Behauptungen, sie und ihre Familie kämen aus Afghanistan und die Medien würden dies aus rassistischen Motiven verschweigen. Die Familie Heider weist diese Behauptungen entschieden zurück.

Die Familie erklärte gegenüber ZDFheute, dass Lina, die nach nur sechs Jahren Schulzeit das Abitur erfolgreich absolvierte, in Deutschland geboren wurde. Auch die Eltern stammen nicht aus Afghanistan, und die Familie hat keinen Fluchthintergrund

Doch weiterhin sind Videos und Fotos, die Lina Heiders angebliche afganische Herkunft betonen, in den sozialen Medien zu finden – auch auf Englisch. Unter dem Hashtag „#letafghangirlslearn“ verbreiten unterschiedliche Journalisten und Aktivisten Fotos von Videos der Elfjährigen.

Der Account „SOS Balkanroute“ beklagt: „Die europäischen Medien schreien den Namen Afghanistan heraus, wenn ein Afghane einen Fehler macht. Aber wenn eine Afghane wie dieses Mädchen mit 11 Jahren das Abitur schafft, erwähnen sie nicht einmal ihr Herkunftsland. Sie schreiben nur: ‚Ein Mädchen hat mit 11 das Abitur gemacht“, berichtet ZDFheute weiter.

„Wir bitten darum, unsere Privatsphäre zu respektieren“, erklärte die Familie gegenüber ZDFheute. Die Gerüchte, die unter anderem von dem Influencer Tarek Baé mit rund 400.000 Followern verbreitet wurden, hätten für Anfeindungen gesorgt und eine Belastung der Familie.

Baé behauptete unter anderem, Linas Eltern seien aus Afghanistan geflüchtet, korrigierte diese Falschinformation später jedoch auf Instagram. Eine persönliche Entschuldigung bei der Familie blieb laut deren Aussage aus, berichtet ZDFheute. Baé schrieb auf X jedoch, dass er sich bei der Familie entschuldigt habe.

Die Falschmeldungen, die auch auf Plattformen wie TikTok und LinkedIn kursierten, werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen von Desinformation in sozialen Medien. Die Familie Heider betont, dass Lina, die bereits mit sieben Jahren Goethes „Faust“ diskutierte und derzeit Kurse in Volkswirtschaftslehre an der Uni Bonn besucht, sich nun auf ihre Zukunft konzentrieren möchte.

Experten warnen, dass solche Gerüchte nicht nur Einzelpersonen schaden, sondern auch gesellschaftliche Vorurteile schüren können. Die Familie hofft, dass die Klarstellung die Debatte beendet und Lina für ihre außergewöhnliche Leistung gefeiert wird.

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