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Traditionelles Iftar-Essen im Altenhilfezentrum

Am vergangenen Wochenende fand im Victor-Gollancz-Haus in Frankfurt-Sossenheim das alljährliche Iftar-Essen während der muslimischen Fastenzeit statt.

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Von Henriette Wilde

Am vergangenen Wochenende fand im Victor-Gollancz-Haus in Frankfurt-Sossenheim das alljährliche Iftar-Essen während der muslimischen Fastenzeit statt. Damit wird die kulturelle Vielfalt und das harmonische Miteinander in dieser Einrichtung eindrucksvoll bekräftigt.

Neben der hessischen Sozialministerin, Heike Hofmann, nahmen auch der türkische Generalkonsul in Frankfurt, İlknur Akdevelioğlu, der Migrationsbeauftragte Dr. Hüseyin Kurt sowie weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an diesem Fastenbrechen teil. Es war ein Abend, der den wichtigsten Teilnehmern, den Senioren vom Altenhilfezentrum sowie ihren Angehörigen gewidmet war.

Vor Beginn des offiziellen Teils dieses Essens begrüßte Ministerin Hofmann die betreuten Senioren und unterhielt sich mit ihnen und den teilnehmenden Gästen. Das Iftar-Programm begann mit einer Koran-Rezitation durch den Ditib-Höchst-Geistlichen Ramazan Şengün. Anschließend begrüßte der Leiter des Victor-Gollancz-Hauses, Martin Crede, alle Gäste und Bewohner.

Ministerin Hofmann betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung solcher Veranstaltungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und lobte das Victor-Gollancz-Haus als Vorbild für gelebte Integration. Ministerin Hofmann, die ihr Amt im Januar 2024 übernommen hat, setzt sich seither intensiv für die Förderung interkultureller Projekte in Hessen ein.

Die Ministerin erklärte, dass diese und ähnliche Dienstleistungen einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden, zur interkulturellen Kommunikation und zum interreligiösen Dialog leisten. Sie wies darauf hin, dass viele Bereiche, einschließlich des Dienstleistungssektors, ohne Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund stark beeinträchtigt wären.

Nach dem offiziellen Teil wurde den Gästen ein vielfältiges Menü serviert, das u.a. aus traditionellen türkischen Speisen wie Linsensuppe, gefüllte Paprika und Baklava bestand. Besonders hervorzuheben ist dabei die Küche des Hauses, die großen Wert auf Halal-Zubereitung legt und somit den Bedürfnissen der muslimischen Bewohner gerecht wird.

Was macht dieses interkulturelle Altenhilfezentrum so besonders?

​Das Victor-Gollancz-Haus in Frankfurt am Main setzt Maßstäbe in der kultursensiblen Altenpflege. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2004 bietet es älteren Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion ein Zuhause, in dem sie ihre ganz individuellen Lebensgewohnheiten fortführen können. Die Menschen werden mit ihren kulturellen und religiösen Bedürfnissen respektiert und integriert.

Es wird besonderen Wert darauf gelegt, dass Bewohner ihre Muttersprache sprechen, ihre Religion praktizieren und vertraute Speisen genießen können. Neben einem muslimischen Gebetsraum steht auch ein „Raum der Stille“ für christliche Bewohner zur Verfügung. Gerade solche Einrichtungen unterstreichen ein harmonisches Miteinander der Kulturen besonders .

In Deutschland wächst die Zahl älterer Muslime, die nach einem erfüllten Leben in der Fremde auch im Alter ihre vertrauten kulturellen und religiösen Gewohnheiten beibehalten möchten. Dieser Wunsch kollidiert allerdings oft mit den bestehenden Strukturen der Pflegeeinrichtungen, die nicht immer auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe ausgerichtet sind.

Die Herausforderung besteht heute darin, Pflegeangebote zu schaffen, die beispielsweise Halal-Ernährung, Gebetsräume oder die Berücksichtigung religiöser Feiertage integrieren.

Altenhilfezentren dieser Art sind noch sehr rar

Es gibt in Deutschland bisher nur eine sehr begrenzte Anzahl an Pflegeeinrichtungen, die sich speziell auf die Bedürfnisse muslimischer Seniorinnen und Senioren ausgerichtet haben.

Genaue Zahlen variieren je nach Quelle, aber laut Studien und Berichten sprechen wir bundesweit von einigen wenigen Einrichtungen, die einen kultursensiblen Pflege Ansatz verfolgen (also auf Sprache, Essen, religiöse Praktiken eingehen) oder sogar eigene Wohnbereiche für muslimische Senioren anbieten.

Die meisten Pflegeheime sind jedoch nicht systematisch darauf vorbereitet, weshalb viele muslimische Familien ihre Angehörigen noch immer möglichst lange selbst versorgen, was mit steigendem Pflegebedarf jedoch zunehmend schwieriger wird.

Auch wenn einige Einrichtungen bereits begonnen haben, ihre Angebote entsprechend anzupassen, bleibt noch viel zu tun, um eine flächendeckende, kultursensible Pflege sicherzustellen.