Die Verlagerung des Geschäftsmodells von Casinos ins Netz hat die internationale Politik vor große Herausforderungen gestellt. Einerseits wollten viele Staaten auf die zu erwartenden zusätzlichen Einnahmen nicht verzichten, andererseits waren sie gleichzeitig gefordert, die bestehenden Spielbanken zu schützen. Immerhin befanden sich diese wie in Deutschland auch unter staatlicher Kontrolle.
Die Verantwortlichen mussten also wirtschaftliche Interessen und jene der Kunden unter einen Hut bringen. Schließlich galt es auch, den Spielerschutz im Internet zu definieren. Die Spieler sollten ein Umfeld vorfinden, das fair und sicher ist. Daneben wollte man Betrug und Geldwäsche minimieren sowie die möglichen sozialen Schäden minimieren. Unter diesen Voraussetzungen haben sich weltweit die unterschiedlichsten Formen von Regulierung entwickelt.
Europäische Union
Derzeit gibt es für die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union keine einheitliche Regulierung für den Bereich Glücksspiel. Stattdessen verfolgen die Länder jeweils eigene Ansätze, um den Bereich in ein juristisches Regelwerk zu gießen. Ein anschauliches Beispiel für das lange Gezerre um eine befriedigende Lösung lieferte in der Vergangenheit Deutschland. Hierzulande waren ausländische Anbieter von Spielautomaten, Roulette, Sportwetten und Blackjack im Internet lange vom Markt ausgesperrt. Diese argumentierten mit der geltenden Handels- und Dienstleistungsfreiheit der EU, während Deutschland seine Casinos gesetzlich zu schützen versuchte.
Die alten Regelungen wurden jedoch immer wieder von der EU beeinsprucht, die Folge war schließlich ein mehrfach überarbeiteter Deutscher Glücksspielstaatsvertrag. Dieser gilt seit dem 1. Juli 2021 im ganzen Land und hat einerseits eine Liberalisierung der Märkte und andererseits einen strengeren Spielerschutz gebracht. Eine eigene Behörde, die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder, vergibt die Lizenzen und überwacht deren Einhaltung.
In Österreich sind die zuvor in Deutschland gültigen Hürden immer noch in Kraft. Hier wurden Lizenzen lediglich an den ehemals staatlichen Anbieter Casinos Austria vergeben. Dieses Unternehmen befindet sich zwar zwischenzeitlich in privater Hand, doch andere Anbieter aus dem Ausland sind weiterhin nicht zugelassen. Das könnte sich nach einer lange geplanten Reform des Glücksspielrechts zwar ändern, doch in welcher Form ist völlig offen. Vorerst steht die nächste Ausschreibung der Lizenzen bevor, die ab 2027 wirksam werden soll. Online-Glücksspiel ist derzeit lediglich bei einem einzigen Anbieter möglich.
USA
Die Vereinigten Staaten gingen in der Vergangenheit ebenfalls sehr restriktiv gegen das Online-Glücksspiel vor. Besonders bekannt wurde in diesem Zusammenhang der sogenannte „Unlawful Internet Gambling Enforcement Act“ aus dem Jahr 2006. Er brachte das Online-Glücksspiel in den USA zum Erliegen. Mittlerweile haben jedoch einzelne Bundesstaaten von ihrem Recht Gebrauch gemacht, eigene Gesetze zu erlassen.
Damit wurde das Online-Glücksspiel in einzelnen Staaten unter umfassenden rechtlichen Rahmenbedingungen erlaubt. Dazu zählen etwa New Jersey, Pennsylvania und Nevada. Seit dem Jahr 2022 haben rund die Hälfte aller US-Bundesstaaten Online-Glücksspiel reguliert und erlaubt. Technische Hürden, wie VPN-Detektoren oder Geotargeting, sorgen dafür, dass die Spieler diese gesetzlichen Vorschriften nicht umgehen können.
Schweiz
Ähnlich restriktiv geht auch die Schweiz vor. Sie hat ihre Glücksspielgesetzgebung erst vor einigen Jahren reformiert und Online-Glücksspiele ermöglicht. Diese sind jedoch an staatliche Lizenzen gebunden, die ausschließlich an die staatlichen Casinos der Schweizer Kantone vergeben werden. Ausländische Anbieter werden mittels IP-Sperren ferngehalten und dürfen nicht innerhalb der Schweiz tätig werden. Gewinne aus Glücksspielen sind bis zu einer Grenze von 1 Million Franken steuerfrei, darüber müssen sie in der Steuererklärung angegeben werden. Die Gewinne aus der Industrie werden bis zu einer Höhe von 80 Prozent abgeschöpft und kommen der Allgemeinheit zugute.
Asien
Asiatische Länder haben seit jeher völlig unterschiedliche gesetzliche Vorschriften, wenn es um die Legalität von Online-Glücksspielen und Wetten geht. Während es in einigen Ländern erlaubt ist, haben andere strenge Bestimmungen und Verbote. Ein anschauliches Beispiel für diese unterschiedliche Herangehensweise ist China. Dort ist Glücksspiel grundsätzlich verboten, Ausnahmen bilden jedoch die Sonderverwaltungszonen in Macau und Hongkong. Dort blüht die Branche.
Australien und Neuseeland
In Australien können die Bewohner online Wetten abgeben oder an Lotteriespielen teilnehmen. Die Gesetzgebung untersagt jedoch interaktive Glücksspiele. Diese sind in Neuseeland hingegen erlaubt, die Anbieter müssen allerdings aus dem Ausland stammen und sich den strengen Verbraucherschutzgesetzen unterwerfen.
Dieser Vergleich zeigt, dass es nach wie vor keinen einheitlichen Ansatz gibt, um Online-Glücksspiel gesetzlich zu regeln. Je nach Standort der Industrie geben sich die Länder entweder liberal oder streng und untersagen das Anbieten von Online-Glücksspielen und Sportwetten im Netz. Dabei befinden sich die Gesetzgeber immer im Zwiespalt zwischen einem strengen Spielerschutz und neuen Steuereinnahmen, auf die Regierungen ungern verzichten.
Gleichzeitig fordern immer liberalere Handelsverträge eine Liberalisierung und Öffnung der Märkte. Dies fördert die Konkurrenz und sorgt damit auf Umwege für bessere und seriösere Angebote. Dieses gesetzliche Flickwerk zeigt, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch sind, um einheitliche Standards und den Schutz der Spieler zu gewährleisten.
In Deutschland und Österreich sind Spieler unterdessen dazu übergegangen, Sammelklagen, mit rechtlicher Unterstützung von Prozessfinanzierern, anzustrengen. Sie fordern Verluste bei Anbietern zurück, die nicht über eine Lizenz des jeweiligen Landes verfügen, sondern mit der Lizenz anderer europäischer Staaten operieren. Beobachter warten gespannt auf ein anstehendes Höchstgerichtsurteil in Deutschland und auf die Entscheidung der Verantwortlichen in der EU. Sie könnten Ausgangspunkt für neue gesetzliche Regeln im Bereich Online-Casinos und Wetten werden.