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Gaza-Krieg
Israelische Aktivisten lassen sich aus Protest ausbürgern

Immer mehr Juden und israelische Staatsbürger verurteilen die brutale Vorgehensweise der israelischen Armee in Gaza und bringen in den sozialen Medien ihren Protest zum Ausdruck.

(Screenshot/Tiktok)
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Toronto – Immer mehr Juden und israelische Staatsbürger verurteilen die brutale Vorgehensweise der israelischen Armee in Gaza und bringen in den sozialen Medien ihren Protest zum Ausdruck.

Ein zunehmend genutzter Weg, der in letzter Zeit in Anspruch genommen wird, um gegen die israelischen Menschenrechtsverletzungen zu protestieren, ist die Aufgabe der Staatsbürgerschaft. Und hierbei handelt es sich nicht um ultraorthodoxe Juden, die den Staat Israel schon immer ablehnten, sondern meist eher um liberale Israelis.

Hierzu gehört auch die in Kanada lebende jüdische Filmemacherin und Aktivistin Yuula Benivolski. In einem kürzlich veröffentlichtem Video hat sie ihren Austritt aus der israelischen Staatsbürgerschaft angekündigt. In der vergangenen Woche habe sie im israelischen Konsulat einen Antrag auf einen Austritt aus der israelischen Staatsbürgerschaft gestellt.

Benivolski:

„Es war keine einfache Entscheidung, die ich leichtfertig getroffen habe. Ich hatte schon lange darüber nachgedacht. […} Es war ein langer Prozess, der zwei Jahrzehnte dauerte. Ja, ich habe es als Reaktion auf den grausamen Angriff Israels auf Gaza getan. Aber da es nicht das erste Mal ist, dass Israel Gaza bombardiert, warum jetzt, warum gerade jetzt? Weil die Zahl der Opfer ein katastrophales Ausmaß erreicht hat.

Auch wenn es momentan einen vorübergehenden Waffenstillstand gibt, glaube sie nicht, dass es enden werde.

„Und selbst israelische Offizielle sagen, dass sie nach der Pause noch mindestens zwei Monate lang weiterbomben wollen. Ob Israel sich dessen bewusst ist oder nicht, all diese Toten schaden auch seinem eigenen Volk“, so die Künstlerin.

In ihrer Kindheit in Israel habe sie Kriege, Intifadas (palästinensische Aufstände, Anm Red.) und 26 Selbstmordattentate miterlebt. Die Stadt in der sie lebte, nahe der libanesischen Grenze, sei während ihrer ganzen Kindheit alle paar Tage bombardiert worden. Bereits mit zehn Jahren habe sie gelernt an ihre Geschwister und sich selbst Gasmasken anzubringen. Die Medien und Politiker hätten der Bevölkerung stets den Anschein gegeben, dass diese Angriffe normal seien und sie angegriffen würden, nur weil sie Juden seien. „Und alle um uns herum wollen uns vernichten“, so Benivolski weiter.

Die jüdische Filmemacherin kritisiert in ihrem Video auch das Verhalten der israelischen Soldaten im aktuellen Krieg

„Israelische Soldaten machen spöttische Tiktok-Videos auf den trümmern palästinensischer Häuser in Gaza“

Mehr denn je sei ihr jetzt klar geworden, dass in Israel Frieden nicht das Ziel sei. Und sie wisse nicht, ob das jemals der Fall war.

In ihrem Video kritisiert Benivolski auch die Menschenrechtslage für andere Minderheiten in Israel. Der Wert eines Menschen sei mit seiner Identität verbunden.

„Aus diesem Grund werden unerwünschte Bevölkerungsgruppen, also arme Menschen, farbige Menschen, Einwanderer aus anderen Ländern, die nicht wohlhabend sind, oft an vergessenen Orten untergebracht, an Orten entlang der Grenzen“, so die Künstlerin weiter.

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Warum ich aus meine israelischen Staatsbürgerschaft austrete

Auch der Journalist Nadav Gazit hat in einem Beitrag seinen Austritt aus der israelischen Staatsbürgerschaft angekündigt und seine Beweggründe dafür erläutert. (Quelle)

Gazit:

„Am 6. November sollte ich einen Termin im israelischen Konsulat in New York haben, um meinen Antrag auf Verzicht auf die israelische Staatsbürgerschaft zu stellen. An diesem Morgen verfasste ich ein Erklärungsschreiben an die israelische Bevölkerungs- und Einwanderungsbehörde, in dem ich meine Beweggründe erläuterte.

Zu diesem Zeitpunkt hatten der Apartheidstaat Israel, die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) und die Siedler im Westjordanland allein in den vergangenen Wochen bereits unzählige Gräueltaten begangen, Krankenhäuser, Schulen und Kirchen bombardiert, Tausende von Palästinensern getötet und verstümmelt und Tausende weitere vertrieben.

Der Völkermord, der sich seit dem 7. Oktober ereignet hat, ist nur ein schreckliches Kapitel in der jahrzehntelangen Brutalität und Unmenschlichkeit des zionistischen Projekts zur Kolonisierung Palästinas. Dies ist eine klare Fortsetzung der Nakba, des Landraubs an den Palästinensern, der ethnischen Säuberung und des Völkermords am palästinensischen Volk seit und vor 1948.“

Der moderne Zionismus, der in den 1800er Jahren entstand, sei ein „unethisches, unmoralisches und bösartiges Siedlerkolonialprojekt, das durch Lügen, Rassismus, Propaganda und die Unterstützung von Weltsupermächten mit eigenen Interessen in der ressourcenreichen Region zusammengehalten“ werde. Es könne keinen „sicheren Hafen“ für Juden bieten, und der Zionismus stehe im Widerspruch zu den jüdischen Werten. Das sehe man auch daran, dass „die Regierung, die derzeit von dem völkermordenden faschistischen Premierminister Benjamin Netanjahu geführt wird, bereit ist, Israelis zu töten“, schreibt Gazit weiter.

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