Start Panorama Ausland Hungerkrise Nordost-Syrien: Mangelernährte Kinder um 150 Prozent gestiegen

Hungerkrise
Nordost-Syrien: Mangelernährte Kinder um 150 Prozent gestiegen

"Jeden Tag behandeln wir mehr Kinder als am Tag zuvor", sagt Sara Ali*, Ernährungsspezialistin von Save the Children in Syrien,

(Foto: SOS-Kinderdörfer)
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Berlin – Die Zahl der mangelernährten Kinder im Nordosten Syriens ist neuen Daten der NES Nutrition Working Group zufolge in den vergangenen sechs Monaten um besorgniserregende 150 Prozent gestiegen. Damit leiden mindestens 10.0000 weitere Kinder in der Region unter Mangelernährung.

„Jeden Tag behandeln wir mehr Kinder als am Tag zuvor“, sagt Sara Ali*, Ernährungsspezialistin von Save the Children in Syrien. „Die Menschen sind arm und können sich einfach keine Lebensmittel mehr leisten. Vor allem für Kinder ist Mangelernährung lebensbedrohlich.“ Auch weitere Mitarbeitende von Save the Children berichteten, dass sich die Zahl der mangelernährten Kinder allein in den 19 Ernährungszentren der Organisation in Nordostsyrien vervierfacht hat – von 256 auf mehr als 1000.

In den vergangenen drei Jahren haben Konflikte, Dürren, die Corona-Pandemie und die Finanzkrise im Nachbarland Libanon, wo viele syrische Geflüchtete leben, die Wirtschaftskrise immer weiter befeuert. Die Lebensmittelpreise schnellten zwischen 2019 und 2021 um fast 800 Prozent in die Höhe und steigen weiter. 90 Prozent der 18 Millionen Einwohner Syriens leben in Armut. „Nach fast zwölf Jahren Konflikt ist nun die wirtschaftliche Not zum Haupttreiber des Hungers geworden“, sagt Beat Rohr, Interimsländerdirektor von Save the Children in Syrien. „Mindestens 60 Prozent der Bevölkerung sind von Ernährungsunsicherheit betroffen; die Lage wird täglich kritischer.“

Maha*, 30, arbeitet als Müllsammlerin und kämpft darum, ihre fünf Kinder durchzubringen. Ihr jüngstes, Ameen*, leidet an Mangelernährung. „Manchmal lassen wir Mahlzeiten ausfallen, um etwas für den nächsten Tag aufzusparen“, berichtet die Mutter. „Ich kann mich nicht erinnern, wann meine Kinder das letzte Mal Fleisch gegessen haben. Manchmal sehnen sie sich danach und bitten mich, ihnen welches zu besorgen. Dann lüge ich sie an und sage: morgen…“

Save the Children appelliert an die internationale Gemeinschaft, ihre Anstrengungen zur Bekämpfung der Hungerkrise zu verstärken und die verheerenden Auswirkungen auf Kinder zu mildern – in Syrien und weltweit. Die verfügbaren Mittel reichen bei Weitem nicht aus, um sicherzustellen, dass alle Kinder Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung haben. Die Staats- und Regierungschefs beim COP27-Klimagipfel fordert die Kinderrechtsorganisation auf, die Auswirkungen der Klimakrise auf Kinder – wie die Dürre im Nordosten Syrien – anzuerkennen und ambitioniert zu bekämpfen.

Save the Children arbeitet seit 2012 in Syrien und erreicht dort über fünf Millionen Menschen, darunter mehr als drei Millionen Kinder. Die Projekte der Kinderrechtsorganisation umfassen die Bereiche Nothilfe, Kinderschutz, Bildung, Gesundheitsdienste, Ernährungssicherheit, Existenzsicherung, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene.

Save the Children Deutschland konnte seit 2014 dank der Aktion „Ein Schal fürs Leben“ gemeinsam mit der Frauenzeitschrift BRIGITTE insgesamt 2,5 Millionen Euro für Projekte für syrische Kinder sammeln. Ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf von Schals und Wollpaketen sowie Spenden fließt vor allem in die Soforthilfe von Save the Children und Partnerorganisationen vor Ort. So werden zahlreiche Hilfsprojekte in Camps in Syrien und angrenzenden Nachbarländern finanziert, damit betroffene Kinder genug zu essen haben, medizinisch versorgt werden und wieder zur Schule gehen können.

* Name zum Schutz geändert