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Russisches Gericht verurteilt Krim-Muslime zu langjährigen Haftstrafen

Der Schritt vom Donnerstag setzt Moskaus Druck auf die Krimtataren fort, eine muslimische Minderheit, die die Schwarzmeerhalbinsel einst beherrschte.

Ein russisches Militärgericht verurteilte Bilyal Adilow am Donnerstag zu 14 Jahren Haft. (Foto: facebook)
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Kiew – Ein russisches Militärgericht hat fünf weitere muslimische Männer aus der annektierten Krim wegen ihrer angeblichen Mitgliedschaft in einer „islamistischen“ Organisation zu bis zu 14 Jahren Haft verurteilt.

Das Militärgericht in der südwestlichen Stadt Rostow am Don verurteilte Bilyal Adilov am Donnerstag zu 14 Jahren Haft, während Izzet Abdullaev, Tofik Abdulgaziev, Vladlen Abdulkadyrov und Mejit Abdurakhmanov zu 12 Jahren Haft verurteilt wurden, erklärte die Aktivistin Mumine Salieva gegenüber Al Jazeera.

Salijeva betonte, dass der Kreml die Gerichte ausdrücklich anweist, keine offiziellen Informationen über die Verurteilung zu veröffentlichen – während die Angeklagten jahrelang auf ihren Prozess warten.

„Russische Medien berichten nicht darüber, und das Gericht gibt [die Informationen], die den Anwälten übergeben werden, nicht frei“, so die vierfache Mutter gegenüber Al Jazeera weiter. Ihr Ehemann, Seyran Saliev, ein Reiseleiter und Amateur-Ringer, sei 2017 verhaftet worden und werde, zusammen mit 22 anderen muslimischen Männern, in einem Untersuchungsgefängnis festgehalten. Wegen der angeblichen Mitgliedschaft in einer „terroristischen Vereinigung“ drohten ihnen bis zu 20 Jahre Haft. Seit 2014 seien drei Dutzend tatarische Muslime zu langen Haftstrafen verurteilt worden, davon allein 17 in diesem Jahr, so Salijewa weiter.

Tausende von Tataren, die außerhalb der Krim leben, sahen sich nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar neuen Bedrohungen ausgesetzt. Beobachtern zufolge folgen die russischen Behörden dem Muster der Verfolgung friedlicher Muslime in Tschetschenien und anderen überwiegend muslimischen Regionen.

„Etwas Ähnliches geschah in Tschetschenien vor dem Beginn des zweiten Tschetschenienkriegs [1999], als [russische] Medien aktiv das Bild eines ‚terroristischen Volkes‘ schufen“, so Gemeindeleiter Zair Smedlyaev 2018 gegenüber Al Jazeera.

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