Start Panorama Ausland Griechenland Bürgermeister Tsitiridis: Keine Sportanlage auf türkisch-muslimischem Friedhof

Griechenland
Bürgermeister Tsitiridis: Keine Sportanlage auf türkisch-muslimischem Friedhof

Stadt Balustra (Avdira) verzichtet auf den Bau der Sportanlage auf türkischem Friedhof

(Foto: Birlik Gazetesi)
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Ein Gastbeitrag von Kemal Bölge

Die Proteste und Empörung zivilgesellschaftlicher Institutionen der türkischen Minderheit in Westthrakien über die Zerstörung eines türkisch-muslimischen Friedhofs im Dorf Horozlu haben offenbar ihre Wirkung nicht verfehlt.

Der Bürgermeister von Balustra (Avdira), Georgios Tsitiridis, hat bei einer Sitzung des Stadtparlaments am 5. April zur geplanten Errichtung einer Sportanlage auf dem verwüsteten Gelände des alten osmanischen Friedhofs eine Änderung bekannt gegeben.

Demnach verzichtet die Stadt auf den Bau des Fußballplatzes auf dem Areal des türkisch-muslimischen Friedhofs. Der Sportplatz soll stattdessen südlich der Ortschaft Horozlu, auf dem Gelände des alten Stadions errichtet werden. Für das Bauvorhaben stünde ein Etat von über zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Die Verwüstung des alten Friedhofs am 15. März 2022 und der geplante Bau einer Sportanlage führte zu massiven Protesten zivilgesellschaftlicher Institutionen der türkischen Minderheit in Westthrakien sowie politischer Parteien in der Region. Das türkische Außenministerium veröffentlichte nach der Zerstörung des osmanischen Friedhofs eine Mitteilung, in dem die Verwüstung des Friedhofs verurteilt wurde.

Vertreter der türkischen Minderheit fordern Beerdigungszeremonie nach islamischem Ritus

Verschiedene Organisationen hatten die Stadt Balustra aufgefordert, auf den Bau der Sportanlage zu verzichten. Ferner solle sich Bürgermeister Tsitiridis für sein Vorhaben entschuldigen und der zerstörte Friedhof wieder hergerichtet werden. Vertreter der türkischen Minderheit fordern von der Stadt für die Verstorbenen auf dem Friedhof eine Beerdigungszeremonie nach den religiösen Riten der islamischen Religion (Nakli Kubur) zu erlauben. Nach der Verwüstung des Friedhofs hatten Mitarbeiter des archäologischen Museums von İskeçe/Xanthi die zerstörten Grabsteine in Fahrzeuge geladen und an einen unbekannten Ort gebracht.

Griechischer Historiker Mpatzakidis: Man sollte sich bei den Toten entschuldigen

Der griechische Historiker Georgios Mpatzakidis, der sich für den Schutz von historischen Denkmälern aus osmanischer Zeit einsetzt und am Tag der Verwüstung des Friedhofs vor Ort war, erklärte, dass es sich bei der Begräbnisstätte um einen türkischen Friedhof handelt und über das Geschehene sehr bekümmert sei. Man sollte sich bei „den Toten entschuldigen“, so der Wissenschaftler.

Existenz türkischer Minderheit in Griechenland wird geleugnet

Die Verwüstung des Friedhofs im Nordosten Griechenlands ist leider kein Einzelfall, weil der griechische Staat nicht nur Muslime diskriminiert, sondern bis heute systematisch auch die Existenz der türkischen Minderheit in Westthrakien leugnet und selbst Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) nicht umsetzt.

Offiziell verwendet Athen den Begriff der „muslimischen Minderheit“ und erkennt damit die ethnische Zugehörigkeit als Türken aus Westthrakien nicht an. Griechenland ist der einzige Staat in Europa, der ethnische Minderheiten nicht anerkennt.


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar


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