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Kommentar
Russischstämmige sollten nicht für Putin-Krieg verantwortlich gemacht werden

Im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zeigen sich deutsche Regierungsverantwortliche wie auch die Opposition solidarisch, bis die Schwarte kracht. Das geht sogar so weit, dass die Russischstämmigen in Deutschland und Europa für den Krieg von Putin verantwortlich gemacht werden.

(Foto: pixa)
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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zeigen sich deutsche Regierungsverantwortliche wie auch die Opposition solidarisch, bis die Schwarte kracht. Das geht sogar so weit, dass die Russischstämmigen in Deutschland und Europa für den Krieg von Putin verantwortlich gemacht werden.

  • Im Saarland wurde ein Familienvater aufgrund seiner russischen Herkunft entlassen.
  • Die Bayerische Staatsoper annullierte kurzerhand das Engagement der russischen Opernsängerin Anna Netrebko.
  • Eine russischstämmige Patientin wurde vom Klinikum in München lapidar abgewiesen.
  • Wegen der Nähe zu Putin wurde in München der Chefdirigent der Philharmoniker an die Luft gesetzt.
  • Im baden-württembergischen Bietigheim wollte ein Restaurant-Betreiber Besucher mit russischem Pass erst gar nicht verköstigen.

Russischstämmige sollten nicht für Putin-Krieg verantwortlich gemacht werden

Diese und andere Meldungen häufen sich, weil die Politik und der Staat selbst darauf hinwirken und als Blaupause für Bürger dienen. Das hatten Deutschland doch schon einmal durchgemacht!

Merken die Regierungsverantwortlichen und die Opposition gar nicht, dass der Ukraine-Russland-Konflikt als weiterer Katalysator für soziale und politische Umbrüche sorgt? Und werden diese Personenkreise bei anderen Konflikten in der Welt genauso schwadronieren?

Deutsche Regierungsverantwortliche und vor allem auch die Opposition, die sich derzeit zusammen die Klinke geben, werden sich in Zukunft an ihren hochtrabenden Worten aus diesen Tagen messen lassen müssen. Das wird nicht vergessen und genau abgespeichert. Insbesondere wird ganz sicher der Tag kommen, an dem Israels Politik in Palästina und das Verhältnis zu BDS wieder auf der Tagesordnung stehen werden. Auf die anderen Konflikte, vor allem in der Türkei in Zusammenhang mit der PKK, da gehen wir erst gar nicht ein.

Inzwischen hat sich in Deutschland bis in das Bürgertum die Hexenjagd-Mentalität eingebürgert. In manchen Diktaturen wird man einfach in den Knast gesteckt und verliert alles, zack, aus und vorbei. In Europa, vornehmlich in Deutschland, macht man es viel raffinierter und ganz langsam.

Du darfst hier zwar ein Deutscher mit Migrationshintergrund, ein Gastarbeiter sein, deine Meinung äußern, deinen Standpunkt oder deine Haltung verteidigen. Aber dafür wirst du dann von der Politik, dem Staat und der Gesellschaft geächtet, wirst um Lohn und Brot gebracht, kannst deine Familie nicht mehr ernähren, deine Beziehung geht flöten, landest dann in der Gosse und bekommst noch jeden verdammten Tag den Fingerzeig zu spüren, der dich in diese Lage geritten hat. Du bist dann eine wandelnde Leiche. Hat man in der DDR auch so gemacht. Einfach die Arbeit weggenommen oder in den Knast gesteckt und fertig.

Das hat sich in Deutschland breitgemacht, etabliert. Dutzende wurden so fertig gemacht. Niemand solidarisiert sich dabei mit den Opfern dieser Hexenjagd. Nein, viel schlimmer: Auch jene, die sich mit den Opfern solidarisieren, werden unter Druck gesetzt, von der Politik wie auch der Gesellschaft. Es gibt inzwischen keine Toleranzschwelle mehr. Entweder ist man für oder dagegen; Feind einer sogenannten Wertekultur oder Freund; Blond und blauäugig oder Schwarz und hat braune Augen; ist man Schmarotzer oder hart wie Kruppstahl.


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar


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