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Digitalisierung in Deutschland bleibt Mittelmaß

Ob Unternehmen oder Privathaushalte: Während der Pandemie setzten immer mehr Menschen in Deutschland auf einen virtuellen Zugang zur Welt, meistens eher notgedrungen. Das brachte die Digitalisierung insgesamt voran, doch auf die vordersten Plätze trieb es noch immer nicht.

(Foto: pixabay)
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Berlin – Die Digitalisierungsschritte der vergangenen Monate werden zum größten Teil auch nach Corona erhalten bleiben. Der Digitalverband Bitkom gab eine entsprechende Umfrage unter knapp einhundert Unternehmen in Auftrag und erhielt eine positive Auskunft – rnd.de berichtete darüber. Bitkom-Präsident Achim Berg bezeichnet den Trend als „Aufbruchstimmung“, der zu nutzen sei.

Ein Fortschritt von mittelmäßig zu mittelmäßig plus

Videokonferenzen statt analoger Treffen, virtuelle Dokumente statt endloser Papierseiten und mobile Geräte statt immobiler Desktops: Das ist der Weg, den die deutsche Wirtschaft nun deutlich stärker beschreitet. Trotzdem ist digital noch einiges zu holen, das wissen sogar die Firmen selbst. Sie gaben sich vor einem Jahr im „Schulfach“ Digitalisierung die Note 3-4, heute sind sie bei 2-3 angelangt. In Worten ausgedrückt: Von mittelmäßig gab es einen Fortschritt in Richtung mittelmäßig plus.

Von 10 deutschen Firmen sagen allerdings 9, dass Deutschland den digitalen Anschluss an China, den USA und anderen Vorreitern verpasst hat. Das jedoch hält Berg für übertrieben, denn die heimische Wirtschaft dominiere noch immer weltweit in den Bereichen autonomes Fahren und Medizintechnik.

Eine rückläufige Gründungsrate auf dem IT-Sektor

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung ging im Rahmen einer Studie konkret der Frage nach, welchen Rang Deutschland auf dem Gebiet der Digitalisierung einnimmt. Es zeige sich, so das Fazit, „eine deutliche Tendenz zum Mittelfeld“. Der digitale Gründergeist sei eher schwach, die Gründungsrate auf dem IT-Sektor sogar rückläufig. Positiv sei zu benennen, dass deutsche Unternehmen die Lage zunehmend realistisch sehen. Das bietet Raum für Verbesserungen.

In einigen Branchen geht die Tendenz bereits in die positive Richtung. So haben sich in den letzten Jahren mehr neue Online Casinos gegründet als jemals zuvor und der neue deutsche Glücksspielvertrag aus dem Jahr 2021 regelt endlich die gesetzlichen Vorgaben. Wer das Portal casinos.de besucht, sieht auf dem ersten Blick, wie breit das Angebot an digitalen Spielstätten in Deutschland jetzt schon ist.

Einige der Anbieter verfügen bereits über die neue deutsche Lizenz, auch das lässt sich auf dem großen Vergleichsportal analysieren. Die meisten gelisteten Online Casinos verfügen jedoch noch ausschließlich über die langbewährte EU-Lizenz, die in der Vielzahl der Fälle aus Malta oder Gibraltar stammt. Auch viele weitere Merkmale sind auf der Plattform gelistet, sodass jeder User auf direktem Weg zur passenden Spielstätte findet.
NEX24 berichtete bereits über das veränderte Spielverhalten in Deutschland. Die Gaming-Industrie begibt sich stärker als jede andere Branche auf die virtuelle Schiene.

Digitale Trendsetter sind höchstens ein Drittel der Firmen

In anderen Branchen sieht die Realität eher bitter aus – oder die Firmeninhaber schätzen sie zumindest negativ ein. 2019 sahen sich immerhin noch 39 Prozent aller Unternehmen als digitale Trendsetter, 2020 schrumpfte diese Zahl auf 27 Prozent, wahrscheinlich aufgrund der harten Kollision mit der Wirklichkeit.

Nach vielen vorgenommen Verbesserungen sind wir 2021 wieder bei 34 Prozent zufriedener Firmen angelangt, das Ausbaupotenzial nach oben bleibt klar ersichtlich. Themen aus dem Digitalbereich erhalten derzeit erhöhte Aufmerksamkeit, die Unternehmen beschäftigen sich beispielsweise vermehrt mit der künstlichen Intelligenz, dem Internet der Dinge und Big Data.

Trotz des großzügigen Blicks über den Tellerrand möchten 37 der deutschen Unternehmen 2022 ihre Investitionen in den Digitalbereich kürzen. Zahlreiche Firmen möchten das Home Office abbauen oder vollständig abschaffen. Die Erfahrungen mit der Arbeitsteilung aus der Ferne waren für sie offensichtlich nicht so gut.

(Foto: pixabay)

Digitale Fördergelder und politische Hürden

Wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf seiner Seite bmwi.de berichtet, steht eine neue Förderungswelle für die Digitalisierung des Mittelstands an. Hierbei geraten mittlere und kleine Unternehmen in den Fokus, sie können finanzielle Zuschüsse für ihre Digitalprojekte beantragen. Dazu gehört nicht nur die Anschaffung von virtuellen Technologien, sondern auch eine entsprechende Schulung der Mitarbeiter.

Der Name des Förderungsprojektes lautet: „Digital Jetzt – Investitionsförderung KMU“. Leider bremst als Kontrapunkt dazu der strenge deutsche Datenschutz die Digitalisierung der Unternehmen aus. Acht von zehn befragten Firmen fühlen sich aufgrund der Gesetzgebung in ihrer Entwicklung eingeschränkt. Achim Berg nennt diese Hürden ein „weltweit einzigartiges Auslegungswirrwarr“. Er sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht, hier den Riegel vorzuschieben und neue Freiheiten zu ermöglichen.

Hinzu kommt der Mangel an Experten, der derzeit eher zu- als abnimmt. Zwei Drittel aller Unternehmen fehlen die passenden Fachkräfte für ihre gewünschten digitalen Schritte. Insgesamt gibt es in Deutschland ungefähr 88.000 IT-Spezialisten zu wenig, und die Lage wird sich 2022 eher noch verschlimmern.

Um die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben, muss also mehr als ein einziger Hebel umgelegt werden. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen die Schwachpunkte erkennen und handeln.

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