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Flüchtlingskrise
Erdogan: Die Türkei kann die zusätzliche Belastung durch die Migration nicht tragen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, telefoniert. In dem Gespräch ging es um regionale Angelegenheiten, insbesondere um die Entwicklungen in Afghanistan und die Migrationsfrage

(Archivfoto: tccb)
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Ankara – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, telefoniert. In dem Gespräch ging es um regionale Angelegenheiten, insbesondere um die Entwicklungen in Afghanistan und die Migrationsfrage sowie um Maßnahmen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU, so eine Mitteilung des türkischen Präsidialamtes.

In dem Gespräch habe Erdogan betont, dass er sich einen reibungslosen Übergang in Afghanistan wünsche. Der von Afghanistan ausgehende Migrationsdruck werde weiter zunehmen, wenn nicht die notwendigen Vorkehrungen getroffen würden, was eine große Herausforderung für alle Länder darstellen würde. Der türkische Staatschef habe ferner darauf hingewiesen, dass die EU der afghanischen Bevölkerung in Afghanistan und dessen Nachbarländern helfen sollte, und betont, dass die Türkei, die bereits fünf Millionen Flüchtlinge beherberge, keine zusätzliche Migrationslast tragen könne.

Die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan zeigten, wie wichtig es sei, dass sich die Türkei dem Pesco-Projekt der EU in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit anschließe, und erklärte, dass die Priorität der Türkei derzeit darin bestehe, in Afghanistan für dauerhaften Frieden und Stabilität zu sorgen und ihre Bürger zu evakuieren. Erdogan habe zudem darauf hingewisen, dass die türkischen Truppen außerordentliche Anstrengungen unternähmen, um die Ordnung in Afghanistan wiederherzustellen und den Flughafen von Kabul ordnungsgemäß zu betreiben, und dass sie dem Ersuchen vieler europäischer Länder um Evakuierung nachgekommen seien.

Auch in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel habe er nochmals gewarnt, dass die Türkei keine „zusätzliche Belastung“ tragen könne, sollte es zu einer massenhaften Flucht von Afghanen kommen. „Eine neue Migrationswelle ist unausweichlich, wenn in Afghanistan und im Iran nicht die erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden“, betonte Erdogan demnach gegenüber Merkel. Die Türkei beherbergt etwa fünf Millionen Flüchtlinge, mehr als jedes andere Land der Welt, und ihre Politik, die Flüchtlinge mit offenen Armen aufzunehmen, wurde weltweit als vorbildlich gelobt.

Wie die Tagesschau unter Berufung auf Angaben der stellvertretenden Sprecherin der Bundesregierung, Ulrike Demmer, berichtet, stimmten Merkel und Erdogan jedoch darin überein, dass es „höchste Priorität“ habe, schutzbedürftige Personen aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Zudem wollen Deutschland und die Türkei ihre Unterstützung für internationale Hilfsorganisationen enger koordinieren, allen voran für das UN-Flüchtlingshilfswerk.