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Ratgeber: „Auswandern Türkei“

Seit fast 20 Jahren beobachtet die in der Türkei lebende Autorin Marina Bütün viele Menschen, die in die Türkei auswandern. Es gibt unter den Türken, die in die Türkei zurückwandern wollen und unter Deutschen, die das Gleiche vorhaben, einen offensichtlichen und riesigen Unterschied, sagt sie.

Strand von Ilica bei Cesme (Beispielfoto: nex24)
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Seit fast 20 Jahren beobachtet die in der Türkei lebende Autorin Marina Bütün viele Menschen, die in die Türkei auswandern. Es gibt unter den Türken, die in die Türkei zurückwandern wollen und unter Deutschen, die das Gleiche vorhaben, einen offensichtlichen und riesigen Unterschied, sagt sie:

„Der Deutsche hat weniger Angst, geht mit mehr Nüchternheit an die Auswanderung und ihm ist völlig bewusst, dass er ins Ausland geht.“

Ihre Beobachtungen, was die verschiedenen Mentalitäten von deutschen Auswanderern und türkischen Rückkehrern angeht, beschreibt sie kurz im Vorwort ihres zweiten Buches „Ratgeber Auswandern Türkei“.

Ihr Anliegen mit diesem Ratgeber ist es, beiden Nationalitäten eine kleine Starthilfe bei immer wieder gestellten Fragen zur Aus- und Rückwanderung zu geben – als Wegweiser in ein völlig anderes Leben und durch den Behördenwald. Es geht um gemeinsame Auswanderungs-Themen für beide Nationalitäten, aber auch eigene Kapitel im Ratgeber mit Fragen und Antworten, Adressen von Behörden in Deutschland und in der Türkei, die nur Deutsche oder Türken betreffen.

Aktuell denken viel mehr Türkischstämmige in Deutschland über eine Auswanderung nach als vor zehn Jahren. Viele darunter entschließen sich jedoch nicht, in die Heimatorte Ihrer Väter zurückzukehren, sondern sich mit ihren Ersparnissen an der Westküste niederzulassen. Es werden immer mehr, die den Wunsch haben, in die Türkei zurückzukehren.

Laut der Bundeszentrale für politische Bildung wanderten erstmals 2006 mehr Menschen aus Deutschland in die Türkei aus als umgekehrt. 2012 gingen nur häufig diejenigen zurück, die mit einem Aufenthaltstitel zu Bildungs- und Erwerbszwecken erhalten hatten. Meistens hielten sie sich durchschnittlich bis zu sechs Jahren in Deutschland auf, ist bei bamf.de zu lesen. Es sei auch nicht überraschend gewesen, dass diese Bildungs- und Erwerbsmigranten eine höhere Wanderungsbereitschaft hatten. Das wäre international gesehen, auch bei Deutschen zu beobachten. Von 2007 seien im Ausländerregister jährlich zwischen 14.000 und 17.000 Wegzüge türkischer Staatsangehöriger verzeichnet worden. 20 Prozent dieser Türken sind in Deutschland geboren oder aufgewachsen und gehören der zweien oder dritten Gastarbeiter-Generation an. Im selben Zeitraum zogen im Vergleich jährlich zwischen 4.000 und 5.000 Deutsche in die Türkei.

Nach einer Tabelle der Bundeszentrale für politische Bildung wanderten im Jahr 2015 zwar 32.684 Türken nach Deutschland ein, doch gingen gleichzeitig auch wieder 30.540 Türken in die Heimat zurück. Zu den „Einwanderern“ in Deutschland war jedoch vermerkt, dass es sich hier um eine zirkulare Migration gehandelt habe. Nicht alle dieser türkischen Migranten in Deutschland waren neu, sondern der Großteil davon hatte bereits eine deutsche Aufenthaltserlaubnis oder die deutsche Staatsbürgerschaft und reiste ohne Probleme hin und her. Das heißt, dass die „Zuwanderung“ aus der Türkei nach Deutschland übererfasst war. Die jährlichen Einreisen aus der Türkei in Deutschland waren etwa dreimal höher als die erteilten Einreisevisa.

Marina Bütün: „Die Einwanderungsquote ab dem Jahr 2016 in Deutschland kann, meiner Ansicht nach, kaum verwendet werden. Nach dem Putschversuch haben sich viele aus der Türkei Geflüchtete in Deutschland niedergelassen, die niemals eingewandert wären, wenn der Putsch gelungen wäre. Aber gerade auch aus diesem Grund wurde nach 2016 der Wunsch vieler in Deutschland lebender Türken nach einer Rückkehr ins Land ihrer Väter merklich größer. Allein in meinem großen Netzwerk gibt es hunderte von türkischstämmigen Bürgern in Deutschland, die nach 2016 aufgrund der politischen Verhältnisse auswandern wollten und viele haben es bereits getan. Ganz viele folgen noch. Ich bin aktuell Mitglied in einer türkischen Rückkehrer-Gruppe mit über 10 000 Rückkehrwilligen, die immer größer wird und wovon schon einige erfolgreich zurückgekehrt sind.

NEX24: Was hat Sie nach Ihrem ersten Buch „Weißwurst mit türkischem Tee“ über das erste Jahr Ihrer Auswanderung in die Türkei, dazu bewogen, nach vier Monaten bereits den „Ratgeber Auswandern Türkei“ zu schreiben?

Bütün: Es war ein ganz triftiger Grund – ich sehe in den sozialen Medien so viele Gruppen, die sich mit Auswandern in die Türkei beschäftigen. Vor allem werden die Gruppen der türkischen Rückwanderungswilligen merklich mehr. Es tauchen aber dort immer wieder dieselben Fragen auf und werden sehr oft von anderen Mitgliedern falsch oder unzureichend und ohne Begründung beantwortet.

Es gab bereits vor ein paar Jahren einmal die 1. Auflage meines Ratgebers – jedoch nur für deutsche Auswanderer – als kleines Büchlein mit dem türkischen Einwanderungsgesetz und der Prozedur. Nachdem ich nach dem Erscheinen meines ersten Buches immer erneut beobachtet hatte, dass türkische Rückkehrer viel mehr Fragen haben, als Deutsche, die auswandern möchten, fasste ich den Entschluss, meinen alten Ratgeber zu erweitern und weitere zwei Kapitel hinzuzufügen.

Der Ratgeber soll wie ein persönlicher Pfadfinder zu den richtigen Stellen und Behörden in der Türkei und in Deutschland führen, damit keine großen Fehler bei der Auswanderung passieren. Es geht hier sowohl um gültige Aufenthaltsbestimmungen für Ausländer als auch um Wissenswertes für Ausländer und türkische Rückkehrer bezüglich verschiedener Themen, unter anderem Kranken- und Rentenversicherung, Führerschein, Einbürgerung, Rentenauszahlung, Rentenversteuerung der deutschen Rente im Ausland, Erbschaft oder Scheidung und vielem mehr. Trotzdem stellt der Ratgeber keine Rechtsberatung dar. Ich weise immer wieder in den Texten ausdrücklich darauf hin, dass jeder Fall individuell ist und dementsprechend anwaltschaftliche Beratung notwendig wird, wenn es sich um keine „Standardauswanderung“ handelt.

Gerade bei türkischstämmigen Rückkehrern, ob beide Eltern oder nur ein Elternteil türkisch, habe ich beobachtet, dass es mehr Fragen gibt, die unbedingt auf den Fall zugeschnitten geklärt werden müssen. Sei es nun, wenn es um die Abstammung geht, Geburtsort oder die doppelte Staatsbürgerschaft. Viele nehmen das immer noch auf die leichte Schulter. Gerade als Deutsche, die die ganzen Prozeduren samt dem Antrag für beide Staatsbürgerschaften durchlaufen hat, weiß ich, was gesetzlich möglich ist und was total ins Auge gehen kann. Wenn hier etwas schiefläuft, können viele Fehler nicht mehr ausgemerzt oder rückgängig gemacht werden.

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Wenn einer eine Reise tut, kann er etwas erzählen – wer mit Sack und Pack in die Türkei auswandert, sowieso. Als Familie Bütün im Jahr 2003 den Entschluss fasste, Deutschland zu verlassen und für immer in die Türkei auszuwandern, wusste sie trotz ihrer großen Türkeierfahrung nicht, was alles auf sie zukommen würde. Das erste Jahr mit vielen neuen Eindrücken und Bekanntschaften, lustigen Begebenheiten, aber auch einigen Hindernissen, sollte das leichteste der noch vor ihnen liegenden weiteren 16 Jahre werden. Ein humorvolles Auswanderer-Tagebuch mit wertvollen Erfahrungen für zukünftige Auswanderer über die vielen Herausforderungen einer Auswanderung in die Türkei von Marina Bütün.

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