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Istanbuls Bürgermeister Imamoglu verurteilt US-Entscheidung und wird dafür kritisiert

Istanbuls Oberbürgermeister Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu hat in einer Mitteilung die Anerkennung der Ereignisse von 1915 im Osmanischen Reich als "Völkermord" aufs Schärfste verurteilt. Hierfür wurde er in den sozialen Medien kritisiert. 

Istanbuls Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu (Archivfoto: Screenshot/Twitter)
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Istanbul – Istanbuls Oberbürgermeister Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu hat in einer Mitteilung die Anerkennung der Ereignisse von 1915 im Osmanischen Reich als „Völkermord“ aufs Schärfste verurteilt. Hierfür wurde er in den sozialen Medien kritisiert.

„Sie sind Erdogans Bruder im Geiste“, so etwa ein dem Anschein nach griechischer User auf Twitter. 

Ein User mit den Namen „Roj: „Dieser Kerl soll eine Alternative zu Erdogan sein? die sind doch alle die gleiche Sch**e“.

Ein weiterer schreibt:

Sie sind genau wie Erdogan. Kein Unterschied. Fanatischer Nationalismus und Tribalismus ist das, was alle Türken eint.

„Sie tun so, als wären Sie Erdogans Erzfeind. In Wirklichkeit sind Sie sein Schoßhündchen. Dieser Tweet von Ihnen hat jede (wenn es jemals eine gab) Unterstützung aus dem Westen vermasselt“, so ein „Locrian“

Imamoglu verurteilt Äußerungen Bidens

Imamoglu hatte am Samstag Bidens Anerkennung der Ereignisse von 1915 als Völkermord scharf verurteilt.

„Ich verurteile die Äußerungen der US-Regierung zu den Ereignissen von 1915 aufs Schärfste. Dies ist ein schwerer Fehler. Wir lehnen solche Versuche, Versuche die türkische Türkei zu belasten, lehnen wir ab, schrieb Imamoglu.

Biden stuft Tod Hunderttausender als Völkermord ein

Als erster US-Präsident hatte Joe Biden am Samstag die Einstufung der Ereignisse von 1915 als Genozid bezeichnet.

„Wir gedenken all derer, die im Völkermord an den Armeniern während der Zeit der Osmanen gestorben sind“, erklärte er zum 106. Jahrestag der Massaker. Es handele sich um die Bestätigung einer historischen Tatsache und gehe nicht darum, der Türkei „Vorwürfe zu machen“, betonte Biden. Die Anerkennung der Geschichte sei wichtig um zu verhindern, „dass solch eine Gräueltat sich jemals wiederholt“.

Türkische Regierung weist Erklärung zurück

Das türkische Außenministerium wies die Erklärung Bidens „in schärfster Form“ zurück. Die Aussagen Biden hätten „keinen Wert“. Zudem habe Biden „weder legale noch moralische Autorität zur Bewertung historischer Ereignisse“.

Laut dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu basiere die Aussage „nur auf Populismus“.

„Wir haben nichts von niemandem über unsere eigene Vergangenheit zu lernen. Politischer Opportunismus ist der größte Verrat an Frieden und Gerechtigkeit“, schrieb er auf Twitter.

Die Türkei erkennt die Tragödie hinter den Todesfällen Hunderttausender Menschen an, die von 1915 an im Zusammenhang mit den Ereignissen in Ostanatolien während des Ersten Weltkrieges ihr Leben verloren hatten. Allerdings verwahrt sich die Türkei gegen die Beurteilung der Ereignisse als „Völkermord“ und spricht von einer beiderseitigen Tragödie.

Ankara hat wiederholt die Bildung einer gemeinsamen internationalen Historikerkommission angeregt, um die Ereignisse vom Grunde her aufzuarbeiten und historisch zu bewerten. Die Regierung des Osmanischen Reiches hatte 1915 die Deportation armenischer Bevölkerungsteile aus der Region beschlossen, nachdem sich armenische Terrormilizen und Teile der Bevölkerung mit der russischen Armee verbündet hatten, die im Osten an der Kaukasusfront in osmanische Gebiete vorrückte.

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