Start Politik Ausland Kommentar Zypern: Noch immer über 2.000 vermisste Massaker-Opfer

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Zypern: Noch immer über 2.000 vermisste Massaker-Opfer

Ende Dezember 2020 wurden während einer stillen Zeremonie 14 türkisch-zypriotische Kinder, die 1974 von griechisch-zypriotischen Paramilitärs ermordet wurden, im Nordteil der Insel im Beisein von Angehörigen beigesetzt.

(Archivfoto: aa)
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Ein Gasbeitrag von Nabi Yücel

Noch immer werden Opfer von Massakern der 60er- und 70er-Jahre auf Zypern entdeckt. Das „Komitee für vermisste Personen“ CMP sucht seit 1981 nach über 2.000 vermisst gemeldeten griechischen oder türkischen Zyprioten, die während des Versuchs der griechischen Junta, die gesamte Insel an Griechenland ethnisch gesäubert anzugliedern, bei heftigen Kämpfen zwischen Mitgliedern der griechischen EOKA-B sowie türkisch-zypriotischen Widerstandskämpfern getötet wurden.

Ein Teil eines Massengrabs mit 89 Opfern wurde zwischen dem 14. Oktober 2015 und dem 5. Februar 2016 in drei Phasen ausgegraben. Die CMP fand das Massengrab anhand von Berichten von Überlebenden, die angegeben hatten, die griechische EOKA-B habe allein im Disktrikt Gazimağusa am 14. August 1974 insgesamt 126 Frauen und Kinder ermordet.

Die Opfer sollen alle aus den Dörfern Sandallar, Muratağa und Atlılar aus dem Distrikt Gazimağusa stammen, die damals von türkischen Zyprioten bewohnt wurden. Lediglich die Überreste von 14 Opfern konnten nach umfangreichen DNA-Analysen türkisch-zypriotischen Familien zugeordnet werden, die am 28. Dezember 2020 zeremoniell im Nordteil der Insel bestattet wurden. Das jüngste der Opfer war nur 4 Monate alt, während das älteste 15 Jahre alt war.

Die Überreste von weiteren 75 Opfern, die aus dem selben Massengrab stammen, sollen noch in den laufenden Monaten bestattet werden. Hierbei sollen nach Berichten die Angehörigen noch kontaktiert und die weitere Vorgehensweise abgestimmt werden.

CMP weitet Suche im Nordteil aus

Allein vergangenes Jahr gruben Experten der CMP bei Ausgrabungsarbeiten in den Distrikten Gazimağusa (Famagusta), Girne und Lefkoşa (Nikosia) im türkischen Teil der Insel, die Überreste von weiteren Dutzend Opfern aus.

Die Feststellung der Identität gestaltet sich dabei als recht schwierig, da es teils auch keine Angehörigen mehr gibt, die zum Abgleich der DNA herangezogen werden können. Zudem läuft den Mitarbeitern der CMP die Zeit davon, weil die Augenzeugen sterben, die den einen oder anderen Hinweis geben könnten. Bei den Massakern der 60er- und 70er-Jahre wurden meist auch beinahe alle Familienmitglieder ermordet oder kamen Angehörige bei weiteren Kampfhandlungen ums Leben.
CMP agiert unabhängig aber binational

Der Komitee für vermisste Personen in Zypern (CMP), der 1981 mit einem Abkommen zwischen der griechisch-zyprischen und der türkisch-zyprischen Regierung mit Unterstützung der Vereinten Nationen eingerichtet wurde, hat die Aufgabe, vermisste Personen zu finden, die seit den Konflikten in den 1960er und 1970er Jahren als vermisst gemeldet werden.

Die CMP arbeitet dabei mit Spenden der Weltgemeinschaft, aber auch mit Spenden der griechisch- wie türkisch-zypriotischen Regierung sowie der Türkei.


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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