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Erdogan zu den Uni-Demos: „Dahinter stecken Terroristen“

Der türkische Präsident hat am Freitag ein Treffen mit den demonstrierenden Studenten in Istanbul abgelehnt. 

(Archivfoto: tccb)
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Istanbul – Der türkische Präsident hat am Freitag ein Treffen mit den demonstrierenden Studenten in Istanbul abgelehnt.

„Warum sollte ich mich mit den Studenten treffen? Sie stecken nicht hinter den Demos“, sagte Recep Tayyip Erdogan gegenüber Reportern nach dem Freitagsgebet. Die eigentlichen Planer seien „Terroristen“, erklärte der türkische Staatschef und erwähnte dabei die Istanbul-Vorsitzende der oppositionellen CHP Canan Kaftancıoğlu. Erdogan bezeichnete die Politikerin als „DHKP-C Militantin“.

Die DHKP-C (Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front) ist eine marxistisch-leninistische Untergrundorganisation in der Türkei. Sie verfolgt das Ziel, die Staatsordnung in der Türkei durch einen bewaffneten revolutionären Akt zu zerschlagen. Dabei bedient sie sich in der Türkei auch terroristischer Methoden. Der Oppositionspolitikerin wird eine Nähe zu der Gruppe vorgeworfen. Laut türkischen Medien sei bei den Demos die Hymne der Organisation gespielt worden.

Zahlreiche Oppositionspolitiker verurteilten die Festnahmen und auch die Ernennung des neuen Rektors. Der Oberbürgermeister der türkischen Millionenmetropole Istanbul Ekrem Imamoğlu etwa, solidarisierte sich mit den Studenten und Professoren in einem Tweet.

„Ich bin auf der Seite des gerechten Kampfes der Studenten und Akademiker der Boğaziçi-Universität“, twitterte Ekrem Imamoğlu am Montag nach einem Polizeieinsatz gegen protestierende Studenten vor dem Südcampus in İstanbul. Der Bürgermeister forderte zudem in seinem Tweet, die Vetternwirtschaft aus allen Bereichen zu entfernen. Dies würde auch eine anhaltende Talentabwanderung ins Ausland stoppen.

„Junge Menschen aus allen Denkrichtungen werden dann gemeinsam für unsere Zukunft arbeiten. Ich bin auf der Seite des gerechten Kampfes der Studenten und Akademiker der Boğaziçi-Universität“ so Imamoğlu. Auch Politiker der IYI Partei verurteilten die Festnahmen der Studenten.

Zahlreiche Studenten verurteilten die Bezeichnung als „Terrorist“.
„Wir sind Studenten“, riefen sie gemeinsam vor der Uni.

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Boğaziçi-Demos

Studenten und Professoren der renommierten Boğaziçi Universität in Istanbul, demonstrieren seit der vergangenen Woche gegen die Ernennung eines neuen Direktors durch Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Der neue Direktor, Melih Bulu, war 2015 für die regierende AKP als Abgeordnetenkandidat angetreten. Die Studenten kritisieren die Ernennung als undemokratisch und fordern das Recht ein, ihren eigenen Direktor zu wählen. „Wir wollen keinen ernannten Rektor. Er wird gehen, wir bleiben!“, riefen die Studenten.

Neuer Rektor zeigt Verständnis für Studenten

In einem Gespräch mit der Tageszeitung Hürriyet sagte Bulu, der neue Rektor der Boğaziçi-Universität, er habe solche Reaktionen erwartet und verstehe die Gefühle der protestierenden Studenten.

„Ich war auch einmal ein Student. Sie [Studenten] verbrauchen ihre Energien gerne mit diesen Dingen, weil sie noch jung sind. Ich sehe das nicht als ein Problem an. Mit der Zeit werden sie es verstehen, wenn sie sehen, was für ein Rektor ich bin“, sagte Bulu der Tageszeitung.

Auf die Frage nach seiner politischen Zugehörigkeit sagte Bulu, der bei den Parlamentswahlen 2015 für die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) kandidierte, er sei nicht mehr in der Politik tätig.

„Ich bin seit 2009 in der Wissenschaft, ich habe kein Interesse an der Politik, ich bin Akademiker“, sagte Bulu und schlug vor, dass die Leute „einen Blick“ auf die Universitäten werfen sollten, wo er Rektor und Dekan war.