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Ömer Seyfettin: Primo, der türkische Junge

Die Geschichte beginnt Ende September 1911, kurz nachdem Italien dem Osmanischen Reich den Krieg erklärt hat und endet Mitte / Ende November 1912, ein paar Wochen, nachdem Thessaloniki/Saloniki bzw. das ehemals türkische Selanik dem griechischen Staat überantwortet wurde. Was für die Osmanen Kapitulation bedeutete, war für die Griechen Triumph - und mittendrin leidet ein Kind mit einer italienischen Mutter und einem türkischen Vater, ein Junge in der Vorpubertät, der seine Identität sucht.

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Am 28. September 1911 übermittelte Italien dem Osmanischen Reich eine diplomatische Note bezüglich des damaligen Libyen (Trablusgarp), das eine osmanische Provinz gewesen war.

Die Pforte wies den Protest von Italien umgehend zurück und daraufhin erklärte Rom am nächsten Tag Istanbul den Krieg. In jener Zeit spielt die von Ömer Seyfettin verfasste Novelle „Primo, der türkische Junge“, bei dem es um einen kleinen Jungen in der Vorpubertät geht, der mit seiner italienischen Mutter und einem türkischen Vater in Saloniki (Selanik) wohnt und auf der Suche nach einer Identität ist.

Primo ist hin- und hergerissen zwischen den Kulturen der Eltern. Der Krieg in Libyen erfasst die gesamte Familie, denn es kommt noch hinzu, dass die damalige osmanische Metropole Saloniki kampflos den Griechen in die Hände fällt. Werden sich die Eltern von Primo, sein Vater Kenan und die Mutter Grazia wieder vertragen?

Mit Ömer Seyfettin –  Ein Avantgardist mit ironischem Biss       

Mit dieser Kurzgeschichte gelingt Seyfettin eine spannende Erzählung mit ironischem Unterton. Er war seiner Zeit immer voraus, denn bereits im April 1911 veröffentlichte er in der Zeitschrift Genç Kalemler (Junge Schreiber) einen anonymen Beitrag mit dem Titel Yeni Lisan (Neue Sprache).

Darin forderte dieser dazu auf, ausländische Wörter aus der türkischen Sprache zu entfernen und durch Türkische zu ersetzen. Nach Seyfettins Ansicht sollte die Sprache einfacher und die Literatur zur Volkssprache werden. Er wurde am 11. März 1884 in Gönen bei Balıkesir geboren und nahm 1912 am Balkankrieg teil, bei dem er ein Jahr später in Kriegsgefangenschaft geriet.

Nach seiner Rückkehr nach Istanbul unterrichtete Seyfettin als Lehrer Literatur am Kabataş-Gymnasium. Er gilt als einer der Mitbegründer der türkischen Kurzgeschichten und Vertreter der nationalen Strömung moderner türkischer Literatur. Der meisterhafte Erzähler von Romanen, Novellen und Gedichten starb mit 36 Jahren am 6. März 1920 in Istanbul.

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