Start Panorama Bergkarabach-Konflikt Alijew-Interview: Deutsch-Aserbaidschaner verurteilen ARD

Bergkarabach-Konflikt
Alijew-Interview: Deutsch-Aserbaidschaner verurteilen ARD

Seit dem 27. September tobt im Südkaukasus erneut ein Krieg. Immer mehr Deutsch-Aserbaidschaner kritisieren die aus ihrer Sicht einseitige und fehlerhafte Berichterstattung der deutschen Medien über den Konflikt. Diese haben die ARD in einem offenen Brief für die Kürzung eines Interviews mit Präsident Ilham Aliyev scharf verurteilt.

Teilen

Seit dem 27. September tobt im Südkaukasus erneut ein Krieg. Immer mehr Deutsch-Aserbaidschaner kritisieren die aus ihrer Sicht einseitige und fehlerhafte Berichterstattung der deutschen Medien über den Konflikt. Diese haben die ARD in einem offenen Brief für die Kürzung eines Interviews mit Präsident Ilham Aliyev scharf verurteilt.

Der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Buhrow
Sehr geehrtes ARD Team,

zuerst bedanken wir uns bei Ihnen für das originelle und spannende Interview mit dem Aserbaidschanischen Präsidenten, Ilham Aliyev über den Konflikt in Berg-Karabach.
An dieser Stelle, ein Lob an die Redaktion für den gelungenen Leitfaden des Interviews und für die gestellten Fragen, einschließlich der kritischen Fragen, die zum Zweck der Aufklärung der komplexen Konfliktsituation dienen sollten. Diese kritische Sichtweise auf den Konflikt, ist essenziell für die korrekte Darstellung des Konfliktes und für die Richtigstellung der Fakten zur Beseitigung der Falschmeldungen, Unwahrheiten und der Propaganda, die leider in den Kriegszeiten allgegenwärtig ist und zum Zweck der Volkshetze dienen.

Als deutsche Bürger, vertrauen wir unseren Informationsquellen, da wir an die Haltung des Pressekodexes unserer Medien glauben und uns eine Unabhängigkeit und die Freiheit der Medien zugesprochen wird. In diesem Kontext schätzen wir die freie Meinungsäußerung unserer Journalisten die nicht parteiisch, jedoch faktisch und sachlich berichten. Daher schätzen wir die Skepsis, das kritische Hinterfragen, welche uns durch unsere Logik zur freien Meinungsbildung verhelfen sollte.

Zu unser Enttäuschung, jedoch wurden die Antworten auf diese kritischen Fragen stark reduziert und ausgeschnitten… Daher geht mein Lob der Verantwortung der Pressefreiheit an dieser Stelle zu der Vollversion des Interviews in der originalen Länge und Sprache. Die veröffentlichte und übersetzte Version in die deutsche Sprache des Interviews, hat den Eindruck einer Zensur, welche zur Vermittlung einer schon vorab festgelegten Meinungsbildung verhelfen sollte. Dies stellt die ethischen Standards ihrer Redaktion und die Verantwortung ihres Journalismus über die Meinungsbildung der Massen zum aktuellen Konflikt stark in Frage.


Zum Thema: Deutsch-Aserbaidschaner fordern vom Nachrichtenmagazin „Spiegel“ Beweise


Die veröffentlichten Ausschnitte scheinen offensichtlich eine manipulative Darstellung der Fakten zu sein. Dies scheint die Grundlage der Irreführung der Zuschauer zu sein, die an den Pressekodex und an den unabhängigen und freien Informationsfluss in den öffentlich-rechtlichen Medien glauben und vertrauen. Dieses Vertrauen, darf nicht in Form einer Zensur missbraucht werden. Die einseitige Darstellung der Fakten der ausgeschnittenen Version des Interviews, scheint einen Propagandacharakter zu haben. In diesem Kontext, hat der Zuschauer keine Chance die Antworten auf diese kritischen Fragen zu erfahren und ihre Kernaussage zu empfangen, welches seiner freien Meinungsbildung dienen und verhelfen sollte. Stattdessen, scheint dem Zuschauer das Recht auf die freie Meinungsbildung in Form von einer Zensur weggenommen zu sein, in dem die Fakten verschwiegen werden und die freie Meinungsbildung mit Bezug auf die faktischen Aussagen verhindert werden zu scheint.

Hierbei stellt sich die Frage, wieso nicht nur die Antworten auf die kritischen Fragen, sondern auch einige wichtige Fragen und Antworten des Interviews ausgeschnitten und weggelassen worden sind. Dabei Handelt es sich um das Aufflammen des Konfliktes. Der Grund hierfür wurde verschwiegen, höchstwahrscheinlich, weil es nicht das irreführende Narrativ unterstützt, in dem Aserbaidschan als Aggressor dargestellt wird, sondern diese mit Fakten des armenischen Angriffes widerlegt. Besonders betonen möchte ich hierbei auch die Fragen zu der Grundlage des Berg-Karabach-Konfliktes, in dem die ethnische Mehrheit der Bevölkerung des Berg-Karabachs historisch in Frage gestellt wird.

Die Antwort, die sich auf öffentlich anerkannte, historische Fakten beruht, wurde ebenfalls ignoriert. In diesem Teil des Interviews stellen mehrere Verträge als Quelle, die Einwanderung von der armenischen Völkergruppe in die Konfliktregion Berg-Karabach in den Beweis. Da, diese Fakten unsere freie demokratische Sichtweise beeinflussen, in dem es das Selbstbestimmungsrecht der Völker betrifft, ist dieser Ausschnitt essenziel und sollte nicht weggeschnitten werden. Da diese Grundlage einen völlig neuen Blick der Massen auf den Konflikt eröffnet und sie wissenschaftlich bewiesen aufklärt, ist das Verschweigen dieser Fakten einer Abhängigkeit ihrer Medienredaktion von dritten Faktoren gleichzustellen. Dies lässt den Verdacht aufkommen, dass ihre Berichtserstattung zum Eigennutz von Dritten dient und hat den Anschein eines Machtmissbrauches und des Framing-Effekts, die zur anderen Zwecken als zur Zwecken der Information dient.

Mit der Hoffnung eines Fehlers haben sich die Deutsch-Aserbaidschaner zum Interview bei Ihrem Reporter geäußert und die freie Meinungsäußerung zu Gebrauch gemacht, in dem sie die veröffentlichte Version bei ihm hinterfragt haben. Die Gegenreaktion Ihres Reporters ist empörend. Anbei schicke ich Ihnen das Screenshot der Interaktion. Beruhend auf seinen Kommentar, möchte ich an dieser Stelle, erstens Sie auf das Datenschutzrecht aufmerksam machen.

1. Die Unterstellung einen Namen und ein Foto auf Twitter haben zu müssen um auf die Fragen einzugehen, unterstützt den Datenschutz des Individuums in den sozialen Netzwerken nicht. Ein voller Name und ein Bild ist nicht die Grundlage der freien Meinungsäußerung, darüber hinaus sollte die Privatsphäre der Nutzer respektiert werden.

2. Die Erklärung, wie es mit den Journalisten in Deutschland aussieht ist völlig irrelevant, da dies den Kommentatoren unterstellt keine Ahnung über eine demokratische Regierung zu haben. Die Pflichten der Medien, scheinen hierbei jedoch in Vergessenheit geraten zu sein.

3. „So ist es mit der Pressefreiheit „ – beweist, dass ihr Reporter statt sich wirklich auf die Pressefreiheit zu beruhen und auf die Fragen sachlich einzugehen, in Namen der Pressefreiheit, diese eigennützig ausnutzt.

4. Zuletzt “wir haben veröffentlicht was wir für wichtig halten“, stellt die Pressekodizes ihrer Redaktion generell in Frage. Aus dieser Aussage ist zu schließen, dass Kriegsverbrechen, illegale Besatzungen, Kriegsprovokationen, Beweismittel, Zivilisten, die Menschenrechtsverletzungen, die Freiheit, Lösung des Konfliktes, Genozide, Rassismus, Pressefreiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Dokumente, Kriminalität, die Kompromissbereitschaft, Flüchtlinge, Sicherheit, Kulturerbe und Aserbaidschaner für unwichtig gehalten werden. All diese Rechtsverstöße scheinen somit, begrüßt zu sein.

In Zusammenhang zu dieser Aussage frage ich mich auch wieso die Aussage über die Kirche im Interview veröffentlicht wird, jedoch die Aussage über die Moschee ausgeschnitten wird. In Anbetracht der Antwort ihres Journalisten, lässt sich auch schließen, dass eine Religionsgruppe wichtiger als die andere Religionsgruppe gehalten wird. Was auch gegen die Ziffer 10 (Religion, Weltanschauung, Sitte) des Pressekodexes verstoßt.

Auch die Kinderrechtsverletzung scheint unwichtig zu sein, da das Kinderopfer des Krieges nicht veröffentlicht wird. Eine demokratische Gesellschaft in Europa wird offensichtlich auch für weniger wichtig gehalten, da dieser Teil des Interviews ebenso ausgeschnitten worden ist. Der Vorwurf eines Ablenkungsmanövers, von den Verstoßen gegen eine freie demokratische Gesellschaft mit Hilfe von Gewalt wird ignoriert und somit von Medien anscheinend selbst als Ablenkung von den Realen genutzt und verschwiegen.

Auch, wichtige wirtschaftliche Faktoren zur Lösung des Konflikts wie Sanktionen wurden ausgeschnitten. Die Internationale Stellungnahme zum Konflikt und der versuch Armeniens den Konflikt zum globalem Problem zu machen und die Rolle von anderen Ländern wurden ebenfalls verschwiegen. Das fragliche Budget zur Kriegsführung von Armenien wird ebenfalls kaschiert. Die Liste von ausgeschnittenen Fragen und Antworten ist lang und in Anbetracht zu der übersetzten Version in der deutschen Sprache, die von Ihnen veröffentlicht worden ist, entstehen berechtigte Zweifel der massiven Medienmanipulation ihrerseits.

Die Aussage ihres Mitarbeiters ist mit Vorurteilen behaftet und unprofessionell. Es ist somit fraglich, ob der Rundfunkverbund öffentlich-rechtlich agiert oder anderweitige Interessen verfolgt. Die strategische Positionierung der ARD scheint sich gegen die ethischen Standards für den Journalismus entschieden zu haben. Die Achtung vor aserbaidschanischen Opfern der Kriegsverbrechen in diesem Konflikt scheint nicht vorhanden zu sein. Es findet eine einseitige Berichtserstattung statt, in dem es nur über das Leid des armenischen Volkes berichtet wird und die die Rechtsverletzungen der Armenier gegen die Aserbaidschaner kaschiert und unterdrückt werden. Ebenfalls werden die internen Menschenrechtsverletzungen von Armenien wiederholt verschwiegen. Es scheint eine gezielte Parteiergreifung stattzufinden.

Wir hoffen sehr, dass die ARD seiner Verantwortung gegenüber der Massen bewusst vorgeht und diese Missverständnisse korrigiert und klarstellt. Es ist selbstverständlich das solche Informationen zu fatalen Ergebnissen führen. Die hier weggelassenen Passagen haben einen starken Einfluss auf die Geschehnisse und die Tatsachen. Wir als Zuschauer der öffentlich-rechtlichen Medien erwarten sachliche und faktische Darstellung der Informationen, die beidseitig und keiner falls einseitig ausgestrahlt werden. Die ausgeschnittenen Teile, haben einen starken Einfluss auf die Geschehnisse und die Tatsachen. Diese führen zur Verständigung des komplexen Konfliktes dar. Die Auslassung von wichtigen Aussagen, beeinflusst die Position der Gemeinschaft mit einer negativen kritischen Tendenz.

Dies sorgt einerseits, für Unsicherheit unserer Mitbürger und beeinträchtigt andererseits das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft. Das Vertrauen an die demokratische und freie Presse geht somit auch zum wiederholtem Mal verloren. Wir sind über die demokratische, freie und unabhängige Meinungsbildung unserer Mitbürger mit Berücksichtigung auf die Situation, wenn man die Punkte bis jetzt bedenkt, zutiefst besorgt. Bitte klären sie uns zu oben genannten Faktoren auf.

Als Mitbürger bitten wir sie um eine unverzügliche Stellungnahme hierzu.

Bleiben Sie gesund!

Mit den Besten Grüßen,

Khadija Rzayeva,

Diesem offenen Brief schließen sich an:

Aserbaidschanisch-Deutscher Freundschaftsverein e.V.,
Vereinigung aserbaidschanischer Studierender und Wissenschaftler in der Bundesrepublik Deutschland (VASW) e.V.,
Deutsch-Aserbaidschanischer Freundschaftsverein Troisdorf e.V.,
IRKAZ e.V., Aluminiportal Aserbaidschan, Dr. Gülcin Abbaszade, Dr. Samir Hasanov, Dr. Gurban Alakbarov, Erwin Muhr, Dominik Dengler, Heidar Huseynov, Elnur Gurbanov, Emil Sattarhoff, Bahram Novruzov, Asif Masimov, Ziyaddin Ismayilov, Avi Shefatja.