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Gastbeitrag
Bergkarabach-Konflikt: „Medien berichten pro-armenisch“

Verwendete Metaphern bei der Berichterstattung über den Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan.

(Symbolfoto: pixa)
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Ein Gastbeitrag von Kemal Bölge – kboelge@web.de

Verwendete Metaphern bei der Berichterstattung über den Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan

Seit dem wieder ausgebrochenen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan am 27. September berichten viele Medien in Deutschland nicht nur pro-armenisch, sondern verwenden dabei auch bestimmte Metaphern, die auf den ersten Blick nicht auffallen. Auch wenn einige Presseorgane versuchen, die kriegerischen Auseinandersetzungen deskriptiv darzustellen, fallen dabei bestimmte Merkmale ins Gewicht.

Religion

In fast allen Presseartikeln wird die Religion der Kriegsparteien benannt und auf den Unterschied zwischen dem „islamisch geprägten“ Aserbaidschan und dem „christlichen“ Armenien hingewiesen. Obwohl es sich nicht primär und einen religiös motivierten Krieg handelt, sondern um einen ethnisch-territorialen Konflikt.

Die Berichterstattung über den Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan erinnert zum Teil an die Politik der Päpste während der Kreuzzüge, die einen Krieg zwischen den christlichen Staaten in Europa verhindern wollten und an die Führungen dieser Staaten appellierten, den Fokus stattdessen auf die „Ungläubigen“ richten sollten.

Mit „Ungläubigen“ waren vornehmlich Moslems gemeint, aber die Päpste hatten nicht nur diese im Visier, sondern auch Ketzer und andere, die sich gegen den Vatikan stellten. Die Kreuzzüge waren zwar in politischer, militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll, aber zur Förderung der Einheit und der christlichen Identität in Europa waren diese förderlich. Das Ziel bestand darin, eine religiöse Differenzierung bzw. Abgrenzung gegenüber dem Islam zu erreichen.

Im aktuellen Fall der Berichterstattung wird durch die Betonung der Religion zunächst eine Abgrenzung zwischen Armeniern und Aserbaidschanern vorgenommen, um damit in der Öffentlichkeit einen Solidarisierungseffekt mit den christlichen Armeniern zu erzielen.

Opfer

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Darstellung der Armenier in den Medien als Opfer, die von Aserbaidschanern „angegriffen“ wurden, obwohl Armenien der Aggressor ist, Zehntausende von Aserbaidschanern von armenischen Einheiten getötet, eine Million Aserbaidschaner vertrieben und aserbaidschanisches Territorium rechtswidrig besetzt hält.

Die ständige Wiederholung der Opfer-Rolle soll als Argument dienen, keine kritischen Fragen zur armenischen Okkupation zu stellen und die rechtswidrig besetzten Gebiete Aserbaidschans sowie die begangenen Kriegsverbrechen zu rechtfertigen. Die Opfer-Rolle bzw. das armenische Narrativ wird durch die armenische Diaspora und ihrer Unterstützer durch regelmäßige Print- und Onlinepublikationen, Filme, Ausstellungen etc. zu den Ereignissen von 1915 aufrechterhalten, wenngleich kein historischer Zusammenhang besteht.

Feindbild

Eine weitere verwendete Metapher ist das konstruierte Feindbild des Türken, das historisch betrachtet bis zu den Kreuzzügen zurückreicht.

Die stereotypischen Klischees haben ihren Ursprung in der Geschichte des Osmanischen Reiches und dem Zusammentreffen mit dem christlichen Europa. Damals charakterisierten europäische Christen, Türken und Muslime als „blutrünstige Wilde/Barbaren“, deren „natürliche Eigenschaft darin bestand, Christen zu töten“.

Europäische Humanisten bezeichneten die osmanischen Türken als „Barbaren“ und „natural born killers“, „Plünderer“, „Vergewaltiger“ sowie „Feinde der Zivilisation“. Ein großer Teil der Presseartikel unterstreicht die Religion und die ethnische Herkunft der Aserbaidschaner, um ein in der Vergangenheit konstruiertes Feindbild über die Türken auf die Aserbaidschaner zu übertragen.


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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