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Kommentar: Feindbild Jens Spahn

Ich habe jetzt ein neues Hobby. Bringt mir zwar viele Feinde, Beschimpfungen und Blockierungen ein, aber ich kann nicht damit aufhören, weil ich mich wie ein Getriebener fühle. Inzwischen ist es ist wie eine Sucht, schlimmer als Meth oder Heroin und ich weiß nicht, wie ich aus diesem Sumpf wieder herauskomme. Ich korrigiere Fake-Zitate von Jens Spahn.

(Screenshot/Facebook)
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Ein Gastkommentar von Sahin Karanlik

Ich habe jetzt ein neues Hobby. Bringt mir zwar viele Feinde, Beschimpfungen und Blockierungen ein, aber ich kann nicht damit aufhören, weil ich mich wie ein Getriebener fühle. Inzwischen ist es ist wie eine Sucht, schlimmer als Meth oder Heroin und ich weiß nicht, wie ich aus diesem Sumpf wieder herauskomme.

Ich korrigiere Fake-Zitate von Jens Spahn.

Gut, hört sich auf dem ersten Blick krank an und viele werden sich angewidert von mir abwenden, aber ich kann nicht damit aufhören.

Zuerst begann es mit einem kleinen Zitat.

„Jens Spahn möchte, dass die Pflegekräfte mehr arbeiten.“

Ich weiß nicht, was mich zu der Zeit geritten hat. Vielleicht war es Neugierde oder der Reiz etwas Verbotenes zu tun, aber ich habe einfach gegoogelt, warum er so etwas verlangen sollte. Heraus kam, dass er die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessern wollte, um Teilzeitkräfte wieder zu mehr Stunden zu motivieren. Also nichts Schlechtes, im Gegenteil. Trotzdem kursiert das Zitat seit fast zwei Jahren im Netz.

Einmal auf dem Geschmack gekommen, ging es weiter. Jetzt war ich angefixt und wollte den Kick wiederholen.

„Wer zu wenig Pflegekräfte hat, muss Betten abbauen!“

Beim ganzen Zitat ging es darum, Patienten mit Personaluntergrenzen zu schützen, damit nicht zu wenig qualifiziertes Personal auf den Stationen ist.

„Spahn hat tausende Krankenhäuser geschlossen!“

Auch hier: Da ich bisher keine Kranken auf Ikea-Parkplätzen und Feldwegen liegen gesehen habe, die von Freiwilligen notdürftig versorgt wurden, musste ich nachschauen.
Obwohl das umstritten ist, wird das von vielen Experten befürwortet, weil es wieder um eine höhere Qualität der Krankenhäuser und um eine bessere Bündelung der Kräfte geht.

„Spahn hat tausende Notfallstationen dicht gemacht!“

Und wieder ging es dabei um Konzentration auf große Kliniken, um Komplikationen und Todesfälle zu vermeiden, da bei kleineren Stationen die Qualität nicht immer gewährleistet ist.

„Spahn hat alles kaputt gespart!“

Das können die Ärzte und Pfleger vor Ort zwar besser beurteilen, aber Deutschland hat während der Corona-Krise im Verhältnis zu den Infizierten die geringsten Toten und die meisten Intensivbetten der Welt. Wir sind sogar in der Lage, Patienten aus Italien und Frankreich aufzunehmen und zu versorgen.

Es ist leicht meiner Sucht zu frönen. Kein einziges Meme über Jens Spahn, das der Wahrheit entspricht. Meist Zitate aus dem Zusammenhalt gerissen, stark verkürzt, verdreht oder einfach gelogen. Wie kann ich mich also davon freimachen, wenn mir der Stoff immer wieder unter die Nase gehalten wird?

Ich persönlich halte eine gute Gesundheitsversorgung für das Allerwichtigste, wichtiger als noch schickere Autobahnen oder Flughäfen und ich finde Kritik sehr wichtig. Das muss ein Minister, besonders so ein karriereorientierter Politiker wie Jens Spahn aushalten, aber es hilft niemandem weiter, auf ihn einzuschlagen und am Ende geht es nicht um eine Verbesserung der Zustände, sondern nur darum, die Person schlecht zu machen, auch wenn er an diesen Verbesserungen arbeitet.

Das einzige, was ich ihm vorwerfe ist, dass er mich nicht inzwischen dafür bezahlt. Ich habe schließlich auch andere Süchte.

Vielen Dank

Sahin Karanlik


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.